Sibbe Rakete, 15.09.2023 in Köln, W12 - Bericht von maks
Sibbe Rakete liest "Provinzrebellen" (feat. Marco B.), 15.09.2023 in Köln
Eigentlich ist mein kultureller Speicher für heute schon dank dieses schönen Augenblicks randvoll: Ich latsche an nichts Böses denkend die Hauptverkehrsstraße meines Wahlwohnsitzes entlang, als es auf einmal vor meinen Füßen scheppert: "Peng!" Bzw. "Schepper!" Da war offenbar jemand nicht mit der Leistung der neu gekauften Fritteuse zufrieden. Wobei ich als Pommesfachperson nach augenscheinlicher Prüfung im beschleunigten Vorbeigehen sage: "Die ist auch echt scheiße befüllt worden."
Apropos Pommes: Cool, Sibbe is in the near, yeahy! Und er weiß, wie er mich locken kann: "Moin maks! Nur mal so: In Köln sollen die Fritten so schlecht nich sein." plöppt es in meinem Wahlmessenger als Bildbeschreibung zu einem angehängten Flyer zu dieser Veranstaltung auf (ich bin gerade etwas irritiert, wie oft ich doch die Wahl habe: Wohnsitz, Messenger, crazy...). Offenbar wurde Sibbe gerade vom subkultur-Verlag in den Kofferraum gepackt und in Köln unverrichteter Dinge wieder rausgeworfen: "Hier liest du jetzt, wir holen dich morgen wieder ab!" Das Autorenleben ist kein leichtes. Da wollen wir ihn natürlich nicht alleine lassen.
Sibbe war viele Jahre lang die klanglich verraucht-versoffene Stimme der Notgemeinschaft Peter Pan und wir haben uns seit geraumer Zeit, wenn nicht noch länger, nicht mehr gesehen. Ich würde sogar sagen minnigenz. Im W12 war ich auch noch nie, was mich selber irgendwie wundert und dann ist da noch die Tatsache, dass S. nunmehr seit 1 Jahr fußkrank ist, nicht lange stehen kann, und es endlich mal wieder eine Gelegenheit gibt zusammen im Punkkontext rauszugehen. Denn Lesung, da ist natürlich bestuhlt. Was waren das noch für heitere Zeiten, als es dank Corona auf Punkkonzerten erst gar keine Stehplätze gab. Aber die Zeiten ändern sich nun mal.
Der große Nachteil ist natürlich: Wir fahren mit Auto, anstatt mit Zug und ich kann euch keine Erlebnisse aus dem ÖPNV präsentieren. Aber ich werde mir große Mühe geben, andere Belanglosigkeiten zu Tastatur zu bringen.
Wir sind ausnahmsweise mal zu früh da, genießen auf Grund dessen jedoch noch eine kostenlose Führung durch das wunderschöne W12-Projekt. Danke dafür, Bene. Nach und nach trudelt das Publikum ein, doch zu unserer Überraschung bleibt unser ganz eigenes Klassentreffen aus. R. ist irgendwo weit südöstlich von uns und darüber hinaus weiß ich jetzt auch nicht genau, wen ich sonst noch so erwartet hätte.
Stattdessen offenbar sehr viele Gesichter aus Sibbes 20+ jähriger Vergangenheit, hier irgendwo in der Provinz. Dann halt Klassentreffen so. Denn auch wenn "Provinzrebellen" als Roman gelabelt ist, so sind die autobiographischen Züge nicht zu leugnen und auch nicht die Parallelen zu einigen der hier anwesenden Personen. Das belustigt - nicht nur - diese zutiefst. Und auch wir haben an den humorvoll verpackten Geschichten aus Sibbes Dorfleben so unseren Spaß, auf der - auch das muss mal erwähnt werden - wunderschön und liebevoll hergerichteten Leseecke (auch wenn es gar keine Ecke ist).
Den ersten Lacher des Abends verdient sich allerdings ein anderer R., der zu den Mitinitatititoren heute Abend gehört: Sibbe: "R., kann ich bitte einen Aschenbecher haben?" R.: "Wie? Noch einen?" Sibbe (suchend): "Oh, hattest du mir schon einen hier hingestellt?" R.: "Nö!" Super!
Zwischendurch begleitet Marco B. Sibbe an der Klampfe. Beginnend mit der textlich leicht abgeänderten Eigenkomposition "Dromedare klauen und den Sparmarkt demolieren" (Eigencover sozusagen), überkommt mich tatsächlich so etwas wie Gänsehaut und irgendwie sehe ich mich bei einem der ersten Notis-Konzerte, die ich besucht habe. OK, das ist natürlich gelogen, weil ich längst nicht mehr soweit zurück denken kann. Aber rotzdem: Diese unverkennbare Stimme hat schon was. Es folgen noch ein-zwei Hände perfekt platzierter Coversongs, in denen es inhaltlich primär um die Themenkomplexe "alkoholhaltige Getränke und dessen Folgen" sowie "Aufstände jugendlicher Subkulturen" geht. Die Titel spare ich mir an dieser Stelle.