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Peter and the Test Tube Babies, No Ambition, 28.12.2023 in Brighton (UK), Prince Albert - Bericht von maks

Peter and the Test Tube Babies, 28.12.2023 in Brighton (UK)

Den nicht ganz unwichtigen Vorbericht dazu findet Ihr hier. Ohne diesen könnt ihr das Lesen direkt einstellen, auch wenn dem tatsächlich gar nicht mehr so viel hinzuzufügen ist. Denn im Endeffekt ist genau das eingetreten, womit ich gerechnet hatte: Wenn das Thema im subkulturellen und/oder außerparlamentarischen linken Kontext (also Straße) hier mal in Erscheinung tritt, dann als sichtbare einseitige Solidaritätsbekundung zu Palästina. Das Wort HAMAS sucht mensch dabei wie gewohnt komplett vergeblich. Wobei sich das in Brighton noch alles arg in Grenzen hält. In einem Pub gab es wohl eine Soliparty, ein Tag später war davon jedoch nichts mehr zu sehen. In der Brick Lane in London sah man schon öfter mal Fahnen und Graffitis mit Palästina-Bezug. Aber sonst war das alles zum Glück recht überschaubar. Und trotzdem habe ich mir natürlich - über meinen Vorbericht hinaus - weitere Gedanken gemacht, weil diese Einseitigkeit dennoch so auffällig ist. Ich habe immerhin mit Menschen gesprochen, die wiederum mit UK-Musikern aus "unserer Szene", die sich ebenfalls klar pro Palästina positioniert haben, gesprochen haben (direkte Gespräche sind für mich auf Grund meines katastrophalen Englischs schlichtweg sinnlos). Menschen, die ebenfalls eine ganz klare Haltung gegen jeden Antisemitismus haben und die hinterher zu berichten hatten, dass die Gespräche OK waren. Dass das inhaltlich klar ging. Dass deren Einstellungen und Erläuterungen dazu auf Grund der Sozialisierung, der Geschichte des Landes und des daraus resultierenden offensichtlich nicht so vorhandenen Verantwortungsgefühls für den Staat Israel, zumindest nachvollziehbar ist, ohne diese Ansichten zu teilen.

Und klar, gibt es an dieser Stelle für die Nachvollziehbarkeit ganz klare Grenzen (z.B. wenn in diesen Gesprächen der Angriff der HAMAS nicht verurteilt wird sowie die Unterstützung von Boykottaufrufen) und nichts davon kann mich von meiner klaren Haltung ins Wanken bringen. Es geht viel mehr darum, ein Stück zu verstehen. Warum eben auch sonst stark politisierte Bands, mit denen ich mich immer auch inhaltlich sehr verbunden gefühlt habe, bei diesem Thema auf einmal auf der anderen Seite stehen. Bands, denen ich nach wie vor abnehme, nichts als Frieden für alle Menschen auf diesem Planeten zu wollen.

Vielleicht bin ich inzwischen dadurch auch ein Stück "besänftigt". Wobei das schon wieder ein nicht wirklich passender Begriff ist, da ich nach wie vor mit jeder einseitigen Palästina-Soli-Bekundung ein Problem habe. Aber ich versuche zu verstehen, denn das sind zu großen Teilen Menschen, mit denen ich ansonsten viel mehr gemeinsam habe, als mit vermutlich weit über 90% der Menschheit. Und ich will lieber reden, als all diese von heute auf morgen zu verdammen. Und ich wiederhole mich gerne: Trotzdem gibt es klare Grenzen und The Restarts z.B. haben diese längst überschritten.
Die einzige für uns sichtbare Demo/Kundgebung in Brighton zu dem Thema sehen wir hier: Ca. 50 Leute und von weitem war ich positiv beeindruckt. Da steckt optisch ein ganzes Stück von dem drin, was sich so viele im Grunde wünschen: Frieden im Rahmen eines einträchtigen Miteinanders. Seite an Seite ohne jeden Hass. Doch leider trügt der Schein. Als wir uns dort hinbegeben fallen uns die Cops dazwischen auf und wir hören, wie die Trägerin einer Palästina-Fahne zu einem Träger einer Israel-Fahne sagt, er solle seinen Kindern keine Gehirnwäsche unterziehen. Hier trafen also schlichtweg - wenn offenbar auch friedlich - zwei Gruppen aufeinander, die nichts eint. Wer von beiden die Kundgebung/Demo angemeldet hatte und welche andere zum Gegenprotest dazu kam, weiß ich nicht. Aber die Cops waren offensichtlich da um aufzupassen, dass es nicht eskaliert. Schade.
Und das war es dann auch dazu. Jetzt geht es tatsächlich nur noch um Musik, bzw. ums Konzert. Denn wie erwartet, war all das bei Peter kein Thema, was wohl vor allem daran liegt, dass er und seine Test Tube Babies nun eh keine Band ist, die mit allzu vielen politischen Inhalten um sich wirft.

Auf dem Bild zu sehen ist die Brücke unter der Brighton Station, die direkt zum PRINCE ALBERT führt. Foto vom Laden gibt es hier eh jedes Jahr, also spare ich mir dieses Mal eins. Wer trotzdem wissen will, wie verdammt schön dieser Schuppen ist, möge bitte hier klicken.
Natürlich ist es ausverkauft, an beiden Tagen. Denn Peter spielen 2 Tage in Folge hier. Wir haben auf Grund der besser gefallenden Vorband den 28.12. - den ersten der beiden Auftritte - ausgewählt: No Ambition. Covern alles an englischen Klassikern, was sich nicht dagegen wehren kann. Und sie machen es gut.
Um nur wenige zu nennen: The Clash, Stiff Little Fingers, UK Subs, Sex Pistols.

Ganz witzig: Als um ca. 20:15 Uhr die Tür zum Konzertraum im 1.OG öffnet, bildet sich direkt eine Schlange bis ganz unten. Wir sind trotzdem innerhalb von 10 Minuten drin und obwohl noch locker 3/4 der Menschen auf der Treppe oder unten stehen, startet die Band bereits.
Das hier manchmal etwas träge Publikum freut sich zu großen Teilen über die Songauswahl. Und dann tatsächlich noch mehr, dass sie auf das Gruppenfoto nach dem Auftritt dürfen.
Peter freut sich auch. Gerade frisch von der Teutschland-Tour zurück, geht es wie gewohnt auf die Prince Albert-Bühne zum Heimspiel. Die letzten 3+X Jahren waren wir dabei. Bzw. letztes Jahr haben wir uns verletzungsbedingt leider bereits nach der Vorband verabschieden müssen. Vor 2 Jahren erlebten wir dafür einen unfassbar angepissten Peter, der mitten im Konzert die Bühne verließ, weil die Technik nicht so wollte, wie er.
Und auch stimmungsmäßig schien es mir oft so, dass manch Auftritte in Teutschland für die Band zufriedenstellender waren, als vor dem "heimischen" Publikum. Aber heute sollte alles anders werden. Und der Sound war auch großartig.
Noch flott einmal alle Musikanten durchgeknipst.
Schlagzeugerfoto. Jepp, danke!
Und fertig.
Und schon brechen alle Dämme. Ich kann das gar nicht so richtig in Worte ausdrücken, aber das war mit das geilste, was ich in diesem Jahr so erlebt habe. Ich glaube, ich habe weit über die Hälfte des Sets einfach nur dagestanden und gelacht, ab und zu den Fotoapparat dabei mal in die Luft gereckt und abgedrückt.
Insbesondere von dem Treiben in den ersten drei Reihen, könnte man Romane schreiben. Anfangs vor allem aus 5-6 weiblich gelesenen Personen bestehend, die begeistert mitschwoften. Dabei unter anderem die beiden auf den Fotos öfter zu sehenden Damen, die einen riesigen Spaß hatten.
Ich habe das Publikum in UK auch schon oft sehr kritisch gesehen, auch wenn ich mich dort immer weniger alt fühle. Aber was hier heute abging, war - zumindest in den ersten 3 Reihen - sowas von grandios und darüber hinaus ausgesprochen herzlich. Wildfremde Menschen umarmten sich (und fragten dabei teils nach den Namen, um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen, wie sehr man sich freue, sich hier kennenzulernen), ständig wurde miteinander angestoßen, sich miteinander gefreut, gelacht, gesungen und und und. 
Nur einmal machten 1-2 ganz persönliche Helden kurz etwas Stimmung zunichte, als sie für einen einzigen Song meinten, die Harmonie durch äußersten Ellenbogen- und Fausteinsatz sprengen zu müssen. Das war dann wohl zu wenig Punk vorher.
Sabbi hat da so ihre ganz eigene Taktik und hält die Leute einfach fest - sofern sie sich festhalten lassen. Und krasserweise kapieren es vereinzelte dann auch. Oder Dritte werden tatsächlich aufmerksam und positionieren sich dann einfach mal so, dass doch wieder alle Spaß haben können und nicht primär die Härtesten aus dem Garten. Danach gab´s dann für euch wieder Hippie-Kram.
Und ja, die beiden Damen, die wir hier gerade auf der Bühne sehen, konsumieren vermutlich auch andere Genres. Aber was soll´s? Wen interessiert´s?
Ihn hier jedenfalls nicht. Ich weiß nicht, an wen mich dieser Typ erinnerte. Der sich anfangs auf die Bühne rollte, um in aller Ruhe ein Banddosenbier aus dem X-Pack zu ziehen und von Peter nur mit einem "Warum fragst du nicht einfach?" bedacht wurde. Es gab (optisch) mal so einen Typ bei den Gebrüdern Blattschuss, wobei auch Rumpelstilzchen, auch vom Bewegungsablauf her, zum Vergleich herhalten kann.

Viele Bands wären sicher von dieser hohen Bühnenpräsenz eigentlicher Nicht-Protagonist:innen genervt. Und das bin ich auch oft und das ist auch sehr nachvollziehbar. Aber hier und heute passte das alles wie Faust aufs Auge. Witzige Typen, eine offensichtlich größtenteils unbeeindruckte Band, Stimmung wie Hulle und alles ganz wunderbar.
Und trotzdem gibt es Zugaben. Unmittelbar nach diesem Foto.

Mein Lachen hab ich wohl erst wieder Nachts eingestellt, als ich so 2 Stunden geschlafen hatte. Schön war´s. Danke!

Mehr Fotos gibt es auch und zwar hier.

Gute Nacht!


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Weitere Infos zu den Bands: Peter And The Test Tube Babies, No Ambition
Location:
Prince Albert
48 Trafalgar St
BN1 4ED Brighton (Großbritannien)
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