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Vurstbude, Papa Ranzig, Lenny mit Y, 10.02.2024 in Vellahn, Land der Tiere - Bericht von der Redaktion

Vurstbude, 10.02.2024 in Vellahn

Schlossi: Seit geraumer Zeit sind Bene und ich Stammgäst*innen im Land der Tiere, einem Lebensort für gerettete Nutztiere in Mecklenburg-Vorpommern. Hier dürfen Schweine, Puten, Hühner, Kaninchen, Ziegen, Schafe, Enten, Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Schildkröten friedlich und selbstbestimmt, frei von jedem Nutzen, zusammen leben und in Ruhe ihren Interessen frönen. Von Mai bis Oktober besteht die Möglichkeit, den Hof zu besuchen und bei einer ausgedehnten Führung etwas über die Tiere und ihre Schicksale zu erfahren. Wem das nicht reicht, kann bei einem der mehrmals jährlich stattfindenden Arbeitstage selbst tatkräftig mithelfen. Oder man nimmt an einer der Tafel.Runden teil und bereitet gemeinsam mit renommierten Köch*innen ein mehrgängiges Menü zu. Alles vegan und tierfreundlich.
Schlossi: Oh, hatte ich das Kuchenbuffet schon erwähnt? Das darf natürlich bei keiner Veranstaltung fehlen!
Schlossi: Hier übrigens der Grund für unseren ersten Besuch im Land der Tiere: unser Patenschwein Eddie. Eddie wurde auf ebay Kleinanzeigen von einer Familie gekauft, die einen putzigen Spielkameraden haben wollte. Er sollte im Kinderzimmer wohnen, aufs Katzenklo gehen und an einem Geschirr draußen spazieren geführt werden. Nachdem der strampelnde Eddie der Familie in einem Jutesack ausgehändigt wurde, war die Freude allerdings schnell dahin. Sowohl Schwein als auch Familie waren komplett überfordert. In ihrer Not wandten sich die neuen Minischweinbesitzer*innen an das Land der Tiere, die sofort losfuhren und den kleinen Schweinemann mitnahmen.
Schlossi: Glück gehabt, denn jetzt darf Eddie zusammen mit seiner Minischweinfreundin Lilli entspannt über den größten Teil des 133.000 Quadratmeter großen ehemaligen NVA-Gelände streifen und den ganzen Tag nach Herzenslust wühlen, nach kulinarischen Leckerbissen suchen oder sich suhlen. Ganz normaler Schweinealltag eben. Zumindest so, wie er sein sollte.
Schlossi: Nach dem ersten Besuch sollten noch viele weitere folgen und mittlerweile sind wir bei den Besuchszeiten als Helfende dabei, oder unterstützen den Hof in unserer Freizeit bei anfallenden Arbeiten. So auch an diesem Samstag, an dem abends, nur einen Katzensprung vom Land der Tiere entfernt, noch ein ganz besonderes Event stattfindet: Konzert mit VURSTBUDE, PAPA RANZIG und LENNY MIT Y. Wir sind gespannt!
Schlossi: Und wo wir gerade von Katzen reden, hier der heimliche Chef vom Ganzen: Kater Klaus.
Schlossi: Vor dem Vergnügen kommt natürlich noch die Arbeit. Heute ist Schweinestall ausmisten angesagt, eine ziemlich staubige Angelegenheit. Übrigens, wer denkt, dass es in einem Schweinestall zwangsläufig stinkt, dem kann ich jetzt aus eigener Erfahrung sagen: nö. Schweine sind reinliche Tiere, die eher nicht dahin kacken, wo sie schlafen. Die olfaktorische Belästigung rührt wohl eher daher, dass die Tiere in der industriellen Massentierhaltung auf Spaltenböden in ihren eigenen Ausscheidungen stehen müssen. Dass das irgendwann anfängt zu riechen, ist nicht verwunderlich, aber so spart man natürlich lästiges Ausmisten und Einstreuen. Nestbau und natürliches Mutter-Kind-Verhalten ist eh weder erwünscht, noch vonnöten, da die tragende Sau die Zeit kurz vor und nach der Geburt in einem maximal 200cmx70cm großen Kastenstand verbringen muss, um ihre Ferkel nicht zu erdrücken, was in der Natur eher selten bis gar nicht vorkommt.
Stellt euch vor, ihr seid circa 250kg bis 300kg schwer und werdet bis zu fünf Wochen auf einer Fläche eingepfercht, die kleiner ist, als ein Standard Einzelbett. Kein so schöner Gedanke, oder?
Bene: Dafür ist so ein Schweinestall aber schön staubig. Mit Schutzmaske und -Brille gehts ans muntere Heu schippen und in den Anhänger schmeißen bis der Stall leer und die Maske schwarz ist.
Schlossi: Einmal fühlen wie Bauer der Herzen Christian Lindner, nachdem er die Box des Turnierpferdes seiner Frau ausgemistet hat? Check!
Schlossi: Zum Glück bleibt Hanna, Pia, Rosalie, Anni und all den anderen Schweinen im Land der Tiere ein trostloses und mit einem grausamen Tod endendes Schicksal in der Tierindustrie erspart. Hätte ich mir für die restlichen rund 50 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde und die 702,2 Millionen Hühner, Puten und Enten, die 2023 in Deutschland geschlachtet worden sind, auch gewünscht.
Bene: Ich habe vor dem Land der Tiere noch nie ausgewachsene Schweine gesehen. Hier, wo sie so viel Freiraum haben, erlebt man ihre unterschiedlichen Charaktere, zum Beispiel im Umgang mit uns Zweibeinern oder den Artgenossen.
Schlossi: Nachdem der Schweinestall ausgemistet ist und wir uns die letzten Strohhalme aus dem Haar geklaubt haben, ist erstmal Mittach. Zufrieden schmatzend sitzen wir in der Küche und schnacken über unsere Erfahrungen als vegan lebende Menschen bei Familienfeiern. Meine Familie ist da glücklicherweise sehr engagiert, leider können das nicht alle Anwesenden von ihrem Anhang behaupten.
Bene: Ich kann auch nicht mit den Stories mithalten (z.B. eingeladene Verwandte bringen unangekündigt Schweinebraten mit, damit die Kinder trotz dem veganen Essen auch satt werden).
Schlossi: Während die anderen sich wieder Richtung Schweineland verziehen, widme ich mich nach der Mittagspause einer äußerst verantwortungsvollen Aufgabe: Katzen streicheln. Ich hoffe ja immer noch, dass das mal ein bezahlter Beruf wird. Vor kurzem wurden zwei Katzen in einer Nacht und Nebel Aktion einfach vor den Toren des Land der Tiere ausgesetzt. Leute, sowas macht man nicht! Das ist richtig scheiße! Zum Glück konnten die beiden von Mitarbeitenden des Lebenshofes eingefangen und kurzfristig in einem der Quarantänezimmer untergebracht werden. Dort warten sie jetzt auf ein liebevolles neues Zuhause.
Schlossi: Bis es soweit ist, müssen die zwei natürlich ein wenig bespaßt werden, also setze ich mich ins Katzenzimmer, streichle den schlafenden Kater, erzähle einen Schwank aus meiner Jugend und mache uns einen Podcast an. Peter Wohlleben erzählt was vom Wald, Katerchen zeigt sich gänzlich unbeeindruckt.
Bene: Derweil wird der Stall noch gestaubsaugt, Sturmschäden im Wald des Schweinegeheges behoben und die Äste in Haufen gesammelt - Ordnung für die Schweine und das Totholz schafft neue Mini-Biotope.
Schlossi: Während der Kater irgendwann ausgeschlafen hat und sich zu einem Ballspiel überreden lässt, ist von der Katze wenig zu sehen. Versteckt unter mindestens drei Decken liegt sie in ihrem Häuschen und hadert mit der Welt. Würde ich auch, wenn man mich einfach eines Abends einpackt und irgendwo im Dunkeln aussetzt. Irgendwann siegt aber doch die Neugier und sie traut sich für einen kurzen Moment raus.
Bene: Nach ein bisschen Unterstützung beim Katzen streicheln werden fix noch drei Steckregale vom Baumarkt zusammen geklonkert und dann reicht es auch für heute. 
Schlossi: Gegen Abend und nach getaner Arbeit geht es dann weiter zum ganz in der Nähe stattfindenden Konzert. Im Veranstaltungshaus ist schon alles liebevoll mit kleinen Kackhaufen dekoriert. Bevor der Musik-Spaß beginnt, wird allerdings erstmal das Buffet eröffnet. Es gibt Vurst, Salate, Süßkram und einen selbstgemachten Likör namens "Dünnschiss", der besser schmeckt, als er klingt.
Bene: Eine Packung Manner Waffeln in den Mixer und Rum dazu, wenn ich mich an das Rezept richtig erinnere. Nahrhaft. 
Schlossi: War so, ist so, wird immer so bleiben.
Schlossi: Den musikalischen Auftakt macht LENNY MIT Y. Lenny verzaubert mit sanften Gitarrenklängen und einer sehr angenehmen Stimme. Es gibt hauptsächlich Coversongs von Jack Johnson bis Radiohead und zum Ende noch ein eigenes Stück, das Lust auf mehr macht.
Bene: Wirklich talentiert!
Schlossi: Ein weiteres Highlight ist der, mit Unterstützung am Klavier vorgetragene, eigens komponierte Abschiedssong für eine gute Freundin, die ihre Zelte hier abbricht und das Dorf Richtung große, weite Welt verlässt. Ich glaub, hier und da wird ein Tränchen verdrückt.
Schlossi: Kontrastprogramm gibt es danach von PAPA RANZIG. Ein-Personen-Kapelle mit Gitarre und Schlagzeug. Und allerlei Klimbim. Musikalisch irgendwo zwischen COCKTAILBAR STAMMHEIM und BUG ATTACK schrammelt sich PAPA RANZIG äußerst unterhaltsam durch seinen Auftritt.
Bene: PAPA RANZIG sitzt dabei an seinem selbstgebauten Schrein, in den seine Instrumente integriert sind und das neben upgecyclten Sachen (z.B. eine Teichpumpe? als Sprachrohr) auch verschiedene Fetische enthält (Klopapierhalter, Statuen, Gummi-Schweinchen, Dosenbier). Eine ganze Religion scheint sich hier aufzutun.
Untermalt wird das ganze, wie auch alle Pausen des weiteren Abends von einer wahnsinnig interessanten Doku über Fliegen im 70er Jahre Stil. Hier im Hintergrund zu sehen. Bestimmt bei YouTube zu finden. Klarer Streamingtipp!
Schlossi: Textlich geht es unter anderem um ein Gerät namens "Apple Boy". Hierbei handelt es sich nicht um ein neues technisches Wunderwerk des gleichnamigen Herstellers hipper Statussymbole, sondern um ein Set, bestehend aus Harke und Schaufel, welches dem Aufsammeln von Kacke dient. 
Bene: Mein Lieblingssong vom Set! Hier merkt man, wie tief PAPA RANZIG mit dieser Tätigkeit verbunden ist. Es reißt einen mit. Bin direkt am Mitskandieren. Und es wird auch noch gesellschaftskritisch als zum Beispiel aus dem Apple Boy das geschlechtsneutrale Apple Toy wird. Scheiße sammeln ist für jeden was!
Schlossi: Hier wird die diffizile Technik des Apple Toy einmal demonstriert.
Irgendwie zieht sich Kacke wie ein roter Faden durch den Abend, merke ich gerade.
Bene: Apple Toy! Apple Toy!
Schlossi: Ebenfalls sehr inspirierend fand ich den Song "*innen", der in seiner Kürze einem NAPALM DEATHschen "You Suffer" in nichts nachsteht.
Schlossi: Der Multiinstrumentalist beherrscht nicht nur Gitarre und Schlagzeug, sondern auch das experimentelle Flötenspiel. Virtuos meistert er die ersten Töne eines bekannten Weihnachtsliedes. Da Capo!
Bene: Eine würdige Zugabe nach dem zu kurzen Set. Ich hoffe nur es findet sich neben dem Apple Toyen noch Zeit weitere Songs zu schreiben!
Schlossi: Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es weiter mit dem nächsten Höhepunkt des Abends: zu einem stimmungsvollen Intro betritt die VURSTBUDE die Bühne und verzückt uns die nächsten dreißig Minuten plusminus mit feinstem Deutschpunk. Los geht es mit einem Song über die Unsinnigkeit von Lohnarbeit und Kapitalismus. Schön <3. Ebenfalls im Angebot, ein Song über fieses Milchspeiseeis. Nichts gegen Eis, aber müssen dafür Tiere leiden? Und ein Stück darüber, warum Veganer*innen schöner kotzen.
Bene: Der Deutschpunk geht gut rein, die Texte gehen mal nicht nur (aber auch) übers Saufen und zusätzlich wird man mit mehr Kostümwechseln als bei Beyoncé und schauspielerischen Einlagen, wie Telefongesprächen unterhalten!
Schlossi: Hier das Maskottchen der Band, das auch im Video zu "Schlehenlikör" eine wichtige Rolle spielt. Passend zum Song wird ein Tablett mit dem köstlichen Getränk hereingetragen. Vollmundig, weich, mit feinbeerigem Bouquet. Am Gaumen zeigt er sich spritzig-elegant mit langem Abgang. Lecker!
Bene: Der Schlehenikör harmoniert auch gut mit dem Dünnschisslikör.. mensch hat ja zwei Hände.
Schlossi: Publikumsinteraktion darf natürlich nicht fehlen und so dürfen wir uns bei "Tempolimit" aufteilen in FDP-Wähler*innen und linksgrün versiffte Gutmenschen. Da ich mit meinem Porsche gern auf der Überholspur unterwegs bin, bleibe ich natürlich auf der dunklen Seite der Macht. Enden tut die Aktion in einer Wall of Death, bei der die blumenfutternden Hippies ordentlich eins mit dem Tempolimitschild auf den Deckel kriegen. Kleiner Scherz! Am Ende siegt selbstredend das Gute!
Schlossi: Ein weiteres Aufrege-Thema wird in dem Song "Sani-Un-Fair" verarbeitet. Ihr ahnt es vielleicht schon, es geht ums fürs "müssen" bezahlen müssen. Als "Ausgleich" bekommt man dafür einen Wertgutschein, den man für überteuerte Produkte einlösen kann. Aber NUR EINEN pro Einkauf!!! Kapitalistische Verwertungslogik at its best.
Bene: Dafür werden hier jede Menge Sani-Un-Fair-Bons kostenfrei in die Menge geworfen. Mal sehen wann ich die einlösen kann.  
Schlossi: Sehr gut gefallen hat mir auch der Song "Schuppenkriechtier", in dem es darum geht, was das Artensterben mit unserem Konsum zu tun hat. Highlight der Darbietung ist der Anruf des besorgten Bürgers Uwe, der den drohenden Verlust des Komodowarans (Kiki, falls du das liest, spar dir den Kommentar ;)!) betrauert.
Bene: Stilvoller Merch ist auch zu haben. Also Patches mit dem Logo, was ja wohl als Kunst einzustufen ist. 
Schlossi: Nach dem Konzert gibt es noch ausufernde Dance-Action. Wir zappeln noch ein bisschen mit und ziehen uns dann irgendwann in unsere wohlig-warme Unterkunft zurück. Ein sehr schöner Abend, vielen lieben Dank für die Einladung!
Bene: Die souveräne Djane findet dabei einen Weg die diversen Musikgeschmäcker und Wünsche zu verbinden. Bei dem was sich die jungen Leute wünschen, schmeiße ich einige Male Shazam an, was mir allerdings auch nicht wirklich weiterhilft..
Schlossi: Guten Morgen, Schafe!
Schlossi: Am nächsten Morgen schauen wir nochmal im Land der Tiere vorbei und ich setze ich mich wieder zu den Katzen und siehe da, nach einiger Zeit taucht die schüchterne Miez aus ihrem Deckenversteck auf und lässt sich sogar streicheln. Ein wirklich schöner Moment.
Bene: Die beiden sind echt drollig. Da viele Zweibeiner noch bis in den Morgen getanzt haben, bleibt noch einige Zeit für die Katzen bis noch Frühstück und Aufräumen helfen ansteht. 
Schlossi: Ich muss sehr an mich halten, damit ich die beiden Süßen nicht heimlich in meiner Tasche verschwinden lasse.
Bene: Die beiden sind mittlerweile gut drauf, medizinisch versorgt und kastriert und suchen ein tolles Zuhause!
Schlossi: Zum Schluss noch ein kleiner Werbeblock: das Land der Tiere finanziert sich komplett über Spenden, als falls ihr ein paar Euronen über habt, schaut doch mal bei land-der-tiere.de. Da könnt ihr alles über das Projekt und die Geschichten der Bewohner*innen erfahren und vielleicht möchtet ihr danach ja auch eine Patenschaft für so ein süßes Schweinchen (oder Schaf, oder Huhn, oder Kaninchen) übernehmen :).

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Tim

02.03.2024 21:18
Boah, ey, die Vorgeschichte von Eddie...das kann doch echt alles nicht wahr sein....
Coco
(Coco)
02.03.2024 23:29
Jetzt wüsste ich aber doch gerne, was Kiki mit Komodowaranen hat.

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