Etepetete Festival: Texoprint, Tramhaus, Laundromat Chicks, POM, Kino Motel, 10.05.2024 in Dortmund, FZW - Bericht von der Redaktion
Etepetete Festival, 10.05.2024 in Dortmund
Teile unserer Entourage waren schon vergangenes Jahr beim Etepetete Festival und positiv angetan. Damals kannte ich immerhin schon eine Band vorher. Heute: Gar keine. Beste Voraussetzung!
Mist, vergessen. Ich wollte eigentlich aussehen wie ein Indie-Boy aus dem Jahr 2006 mit Adidas-Trainingsjacke. Auch dein Outfit lag bereits parat. Du hättest eine Trainingsjacke von Puma bekommen. Schuhe wären Adidas Samba gewesen, ist doch klar. Aber einfach gut dumm von mir. Sorry, Chef, kommt nicht wieder vor.
Ist der Markenfetisch im Indie echt noch krasser als im Punk? Verrückt! Dr. Lüken wollte eigentlich noch eine Style-Beratung vornehmen, damit wir alle angemessen bekleidet zum Indie-Festival gehen. Was ist daraus geworden? Sind Karo-Hemden noch Indie-Chique oder doch lieber Querstreifen und Trainingshose? Was ist mit Retromütze und Hornbrille? Und was tragen Indie-Fans überhaupt an den Füßen? Hab da noch nie hingeschaut. Vermutlich Slipper, oder? All diese Fragen wird dieser Bericht nicht beantworten.
Freitagabend nichts vorhaben und Fö fragen, ist immer eine gute Idee. Als ich ankomme warten Schlossi und Bene auch schon. Es gibt neue unbekannte Bands, nette Menschen, eine interessante Szene, Bier 2€, Fotobox. Alles richtig gemacht!
Die letzten paar Songs von Bluedaze noch mitbekommen. Die klangen gut dreamig. Die ersten Bands "Pam Risourié" und "Bluedaze" haben wir verpasst oder von draußen gehört. Oder hat noch jemand was von denen mitbekommen? Bluedaze klangen von draußen jedenfalls sehr okay.
Sie kommen aus Amsterdam und beschreiben ihren Stil als "Fuzzpop", lese ich gerade. So fuzzig fand ich es eigentlich gar nicht. Aber die werden schon wissen, was sie machen. Selbstverständlich Indie mit viel Pop und etwas Garage. Ich muss manchmal an die Cardigans denken! Kann es eine bessere Referenz geben?
Ich hatte im Vorfeld in einige Bands hineingehört. POM habe ich zwar gelesen und offensichtlich gehört, aber nicht als besonders relevant abgespeichert. Aber was die Band abliefert, vermag durchaus zu gefallen. Und was spielt jetzt? Ich frage Schlossi, wie die Band heißt "POM, wie der POM-Bär!". Okay super, kann ich mir merken.
Die Präsentation der Schallplatte erinnerte mich sehr an das fliegende Windows XP Logo. Soll an dieser Stelle keine Werbung sein. Gibt auch noch andere Betriebssysteme wie Windows 11, Linux. Sie haben wohl eine neue Platte draußen und heute dabei. Während die Sängerin dies erzählt, hüpft der Drummer im Hintergrund mit der Platte rum und preist sie akrobatisch an. Das ist irre witzig! Aber vermutlich irritierend für die Sängerin, die gar nicht sehen kann wie der Typ sich zum Hampelmann macht und sich vermutlich wundert, warum das Publikum ständig in ihre Ansagen lacht. Naja, lachen ist gesund.
Holt mich ab. Ganz sympathische Band. Ohne große Ausreißer nach oben oder unten. Gar nicht so poppig wie erwartet. Eher etwas Shoegaze? Offbeatcounter bislang noch bei 0! (Die ersten beiden Bands können nicht beurteilt werden).
Zwei Bühnen gibt es, die abwechselnd bespielt werden (sehr gutes Konzept!), jede Band spielt 40 Minuten, dazwischen 5 Minuten Pause, klingt fair. Die zweite Bühne in der Bar beherbergt anschließend eine Band namens LAUNDROMAT CHICKS, und die kommen aus Österreich.
Wir überwerfen uns gegenseitig mit Assoziationen, an was uns die Musik so erinnert. Gesanglich ein bisschen Morrissey. Zudem trägt der Sänger ein Shirt von Siouxsie and the Banshees. Punk Credibility hergestellt. Puh! Musik eigentlich dann doch wieder Indie, aber schon ein bisschen cool.
die hab ich einfach nie gehört. Was machen die? Ska? Ich hatte noch die junge österreichische Fleetwood Mac Assoziation. Hast du die etwas vergessen?
Auch hier bleibt der Offbeatcounter 0!
Deutlich poppiger als die vorherige Band, aber auch interessant. Poppige Parts werden immer wieder unterbrochen von eher rockigeren Teilen und verzerrten Gitarren.
Als Musikjournalist*innen werden wir selbstverständlich rundum versorgt und stetig vom Veranstalter (Felix von Feine Gesellschaft!) umgarnt. Als nächstes empfiehlt er uns, doch in den Club zu gehen. "Da gibts Idles auf Indie", sagt er. "Ich dachte Idles machen Indie?", sagt Schlossi. "Hat er Addicts auf Indie gesagt?", sagt Dr. Lüken. Was ich gesagt habe, schreib ich hier nicht hin. Das gibt nur wieder Shitstorms.
Die Band heißt TEXOPRINT! Klingt wie ein Siebdruck-Kollektiv aus den Niederlanden, ist aber eine Band! Und immerhin aus den Niederlanden. Und die Musik ist voll geil. Schön flott dargeboten, bisschen rotzig, bisschen frech, bisschen ICH DRESCH DIR DIESEN SCHEISS BEAT JETZT HIN DEIN VERFICKTES HIRN. Sowas mag ich. Und es gibt kaum Ansagen. Insofern schon mal besser als Idles.
Ich finds auch einfach stark, dass das Schlagzeug vorne steht. Sieht halt einfach besser aus und gibt auch visuell den Druck, den wir sonst nur im Gehör hätten. Außerdem komme ich nicht in Verlegenheit, zusätzlich noch Schlagzeugerfotos machen zu müssen.
Auf jeden Fall die Entdeckung des Abends! Sehr spannend anzusehen und anzuhören. Super noisiger Einfluss. Der Gitarrist hockt mehr, als dass er steht und fuckelt an seinen Effekten. Der Drummer spielt und singt gleichzeitig vorne in der Mitte. Der Bassist spart auch nicht mit Experimenten am Instrument. Gleichzeitig ist die ganze Nummer so unglaublich laut abgemischt, dass es mir die Ohren freipustet. Der Offbeatcounter liegt selbstverständlich weiterhin bei 0!!!
Ein sehr starker Auftritt der jungen Band aus Holland. Auffällig viele Bands aus Holland. Liegt hier eine subtiles Sponsoring des Festivals durch einen holländischen Kulturfonds vor, ohne dass dies als Werbung tituliert wurde? Felix, erklär dich!
Hier wird noch ehrlich gearbeitet. Der Veranstalter hat im Foyer ein paar Tische aufgebaut, an denen wir unsere Redaktionskonferenz halten können. Sau nett! Und es gibt eine Fotobox. Er meint, er hätte die Wahl gehabt ob er das Budget für ne weitere Band oder für son geiles Gimmick raushaut. Gute Entscheidung! Ich rufe kurz die Datenschutzbeauftragte von NRW an, sie gibt grünes Licht, wir dürfen die Fotobox nutzen.
Irgendwann trauen wir uns in den Bar-Bereich, um ein paar Tönen von KINO MOTEL zu lauschen. Eine niederländische Band, bestehend aus zwei Australier*innen, die sich in einer Berliner Kommune kennengelernt haben, um dann in einer Bar in Vietnam diese Band zu gründen. Sagt zumindest meine Recherche. Darüber, wer die dritte Person am Schlagzeug ist, schweigt sich die Recherche aus.
Die Musik ist schon etwas schwergängiger. Ich muss an Björk denken, nicht ganz so weird, aber ähnlich nebulös. Oder, anders formuliert: Ich finde es einfach langweilig.
Immerhin Offbeatcounter bei 0. Hätten sie mal lieber Beats gespielt. Die habe ich hier deutlich vermisst.
Das hat mir gar nicht gefallen.
Anschließend die letzte Band des Abends: TRAMHAUS! Schon wieder aus den Niederlanden. Bands aus den Niederlanden zu holen, ist natürlich pfiffig: Überschaubare Anreisekosten, und trotzdem kann man von nem internationalen Lineup zum Europa-Tag sprechen. Ganz schön schlau!
TRAMHAUS sind neben Texoprint definitiv mein Highlight. Was ne Wucht! Die Songs sind ungefähr 66% Indie und 34% Punk. Und zwar nacheinander! Also, die meisten Songs haben exakt diesen Aufbau: Geht ruhig los und eskaliert am Ende total. Find ich geil!
Sehr repetitive Elemente in den Songs. Ich glaube, wir sollen hypnotisiert werden. Klappt nur nicht, weil das verrückte Gebahren des Sängers uns immer wieder aus unserer Trance reißt.
Beech hat es mir beim ersten Hören sorfort angetan. Auch diese Band aus Holland mit einem Altersdurchschnitt von vermutlich unter 25 Jahren. Das punkige mit dem poppigen gefällt mir außerordentlich gut.
Die einzige Band des Abends, in die ich mich deutlich verloren habe. Gerade die neueste Single
Minus Twenty). Mich haben sie damit! Offbeatcounter 0!!!! Jetzt reichts. Ich beschwere mich persönlich bei Felix.
Neben dem repetitiven Element kommt ein sehr energiegeladener Sänger auf die Bühne, der nach kurzer Aufwärmphase die Bühne auf eine angenehme Art ausfüllt. Starker Doppelgesang unterstreicht das Wiederholende (z.B. bei