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Fernreisen mit kleinen Kindern: Reisebericht New York, Juni 2024 - Bericht von Peter

Reisebericht New York/USA, Juni 2024

Die Girls am Time Square
Nun liegt unser Urlaub in den USA schon einige Wochen zurück, doch wirkt er immer noch stark nach. Ihm vorher gegangen waren Wochen an Vorbereitungen, die in physischen und psychischen Stress resultierten.
Gemütlich Hoch 10
Reisepässe und internationale Führerscheine mussten erneuert werden, Unterkünfte und Flüge gebucht und zahlreiche Besorgungen und Einkäufe getätigt werden. Alles hinein gequetscht in einen sowieso schon vollen Alltag mit zwei kleinen Kindern und Wechselschichten auf der Arbeit. Abende vorm Laptop und Vormittage beim Amt die man, in diesen Augenblicken lieber chillend auf dem Sofa verbracht hätte. Das Kofferpacken und die Fahrt zum Frankfurter Flughafen am Tag vor dem Abflug sollten dann direkt zur ersten Zerreisprobe für unsere Nerven werden. Die dann schlussendlich um 4:30 Uhr, wenige Stunden vor dem einchecken, mit einem nicht durchschlafen wollenden Baby im Arm auf der Bettkante eines größtenteils auf links gedrehten Hotelzimmers versagten. Während die Kinder zunächst über alle Betten verteilt schliefen saßen wir im Badezimmer um niemanden zu wecken. Derweil übernahmen Kopfkino und Stressdurchfall die Oberhand. Zum einen, wegen nicht buchbarer Kindersitze, die für den Transfer zum und vom Flughafen im Uber oder Taxi nötig wären, zum anderen wegen vorhergegangen tagelangem Schlafmangel und Dauerstress. Vorallem aber wegen der quälenden Frage die über allem schwebte: Wie wird ein Langstreckenflug mit zwei kleinen Kindern? Kurz kam der Wunsch nach Abbruch auf. Worte wie „Nie wieder“ fielen.

Dennoch stiegen wir am nächsten Morgen gerädert und genervt ins Flugzeug. Der Check-In, das Koffer abgeben, die Sicherheitskontrolle und das Boarding davor verliefen unwirklich problemlos. Die Zeit am Gate konnte auf dem Mini-Spielplatz und mit den Laufbändern die zum Gate führten easy überbrückt werden.

Knapp 8 Stunden später wussten wir dann auch, dass alle Sorgen bzgl. des Fluges unnötig waren. Die Kinder schliefen oder Spielten, hingen vorm Tablet oder in der Trage. Bis auf einen verschütteten O-Saft blieben weitere kleine wie große Katastrophen aus. Um direkt mal vorwegzugreifen, der Rückflug verlief ähnlich mit nur noch mehr Schlaf auf Seiten der Kinder (und keinem bei uns).
Standard Manhattan Bild
Auch wenn die Flaschen mit Babymilch bei der Sicherheitskontrolle im Vorfeld auf den Sprengstofftest positiv reagierten und uns somit einen längeren Aufenthalt beim trotzdem freundlichen Sicherheitspersonal und einen stark erhöhten Blutdruck bescherten.
Beschäftigung to Go
Die nicht buchbaren Kindersitze sollten übrigens auch weiterhin nicht buchbar bleiben, sodass wir immer wieder ein Kind ohne Sitz und eins auf dem Schoss transportieren mussten. Suboptimal wenn man mal den Sicherheitsaspekt betrachtet und sicher auch teuer für die Fahrer:innen wenn man erwischt wird. Letztendlich aber besser als mit Sack und Pack die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen zu müssen, weil ein Transport im Auto ohne Kindersitze gar nicht möglich ist.

Was wir noch nicht wussten, dass die Probleme die uns in den nächsten 10 Tagen Streit, Stress und Schweiß auf der Stirn bescheren sollten ganz wo anders lauern sollten. Nämlich in für unseren Kinderwagen viel zu engen Bussen die wir hauptsächlich nutzen um von unserem AirBnB in Jersey City (In New York ist AirBnB zu Recht größtenteils verboten) nach Manhattan zu kommen. Immer dann, wenn wir uns nicht für die PATH entschieden, eine Art S-Bahn zu der wir aber 30 Minuten laufen mussten. Sie lauerten in Situationen, in denen die Kooperationsfähigkeit unserer Tochter nach einem langen Tag voller Reizen aufgebraucht war und in extreme Autonomiebestrebungen umschlug. Natürlich in einer vollgepackten U-Bahn in der Rush Hour irgendwo zwischen Manhattan und Hoboken. Es erwarteten uns Probleme in Form von Treppen im AirBnB zwischen den Schlaf- und Wohnräumen, die von unserem Sohn stolpernd und in Begleitung 40x nach einander bestiegen werden mussten. In schmerzendem Hunger bei uns Erwachsenen, da die Zeit selbst in Ruhe etwas zu essen nicht da war, der dann erst am späten Abend durch das Eintreffen der UberEats Fahrer:innen gestillt wurde. Sie lauerten auf der langen Rückfahrt, direkt im Anschluss an einen schlaflosen Nachtflug. In mit Programm zu voll gepackten Tagen an denen man immer mal wieder irgendwo etwas spontan eindampfen musste. Oder einfach in Klassikern wie vergessenen Windeltaschen, verpassten Bahnen, zahlreichen grad unpassenden Toilettengängen oder vollgepinkelten Kindersitzen oder Tragen samt darunter, liegendem Shirt. Reisen mit Kindern halt!
Central Park
Pole Dancing oder Kung Fu?

Trotz allem bleiben am Ende hauptsächlich die guten Erinnerungen an wundervolle Tage mit vielen tollen Erlebnissen hängen. Nie vergessen werde ich die glücklichen Gesichter unserer Kinder beim Spielen im Central Park umgeben von Hochhäusern, gleich am ersten Tag. Anschließend besuchten wir den kleinen aber kurzweiligen Zoo im Central Park. Den Spaß den sie im „Bälleraum“ des Summit One Towers hatten, während wir den Ausblick genossen. Die strahlenden Augen beim Anblick der Freiheitsstatue von der Staten Island Ferry aus, die wir nach einem Nachmittag im Village (NY Downtown) nahmen. Die Begeisterung im Disney Store oder dem FAO Schwarz Spielzeugladen. In Letzterem kann man wenn man möchte ein personalisiertes Kuscheltier basteln. Was bei uns allerdings den zeitlichen Rahmen gesprengt hätte. Beide Läden sind übrigens in der Nähe des Times Square zu finden und führten zu einem extrem gesteigerten Konsumverhalten bzw. Konsumwunsch bei unser Tochter.
Staten Island Ferry / Lady Liberty
Mit viel Fahrerei verbunden war der Tag, an dem wir einen Besuch im Brooklyn Bridge Park, wo die Kids eine Runde auf Janes Carousell (Baujahr 1922) drehten, mit einem Nachmittag am Strand in Coney Island verknüpften. In Brooklyn schlenderten wir vorher noch etwas über einen kleinen Flohmarkt direkt unter einer der beiden Brücken.
Coney Island
Direkt an der Strandpromenade sind in Coney Island der Luna Park und weitere Vergnügungsparks zu finden. Hier bequatschte mich meine Tochter zu einer ziemlich teuren und am Ende sehr nassen Fahrt auf einer Wildwasserbahn von der sie noch tagelang erzählen sollte. Das alles obwohl wir im Vorfeld mehrfach hören mussten, dass dies ja kein sonderlich kindgerechter Urlaub sei. An alle die dennoch zweifeln, Spielplätze gibt es auch hier zur Genüge!

Manchmal waren es aber auch die kleinen Dinge die unsere Kinder an der USA faszinierend fanden. Die Sirenen der vorbeifahrenden Einsatzfahrzeuge von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr, Süßkram und Eis an jeder Ecke. Der Strudel der sich beim Betätigen der Toilette bildet, sorgte nicht nur für lange für Beschäftigung, sondern am Ende auch für Streit wer als nächstes Spülen darf. Die Klimaanlage sorgte ebenso für große Begeisterung, hier ließen sich zahlreiche Tasten drücken oder man konnte sich einfach immer wieder davorstellen bis der Bauch oder Rücken ganz kalt wurde. So einfach kann es dann manchmal auch sein.

Summit One Tower
Grand Central Station


Taughannock Falls State Park
Cortland
Wundervoll waren ebenfalls die entspannten, wenn auch sehr heißen Tage am Song Lake bei den Five Finger Lakes. Dort kamen wir in einer traumhaft schönen Hütte direkt am Wasser unter. An den vier Tagen die wir hier waren, ließen wir es wesentlich ruhiger angehen. Mal schauten wir uns einen Wasserfall in der Umgebung an, schwammen im See oder mischten uns unter die Einheimischen auf einem Wasserspielplatz im verschlafenen Cortland. Am Ende musste hier jedoch der Rotstift angesetzt werden. Eigentlich sollte es vom Song Lake in einem Tagestrip hoch bis zu den Niagara Fällen gehen. Doch anhaltende Reisemüdigkeit bei uns und die wirklich krasse Hitze ließen die Motivation am Ende gen Null sinken. Außerdem wollten wir unsere Kinder nicht überstrapazieren, denn bis hier hin hatten sie nach wie vor alle Etappen ohne Ausfälle und Murren gemeistert. So ging es nach dem Song Lake noch mal für eine Nacht zurück nach New Jersey wo wir auch alle Pläne strichen und den letzten Tag in den klimatisierten Räumen eines Einkaufszentrums verbrachten und ohne Probleme die letzten Dollars bei Target und Whole Foods auf den Kopf hauten.

Hütte am Song Lake


Leicht Oi!-lastige Ausbeute
Einfach der Beste!
Habt ihr nun bis hier hin gelesen und wundert euch warum so ein Bericht auf Bierschinken erscheint? Zum einen nicht in der klassischen Form wie schon einige Reiseberichte hier veröffentlicht wurden, zum anderen komplett ohne Bezug zu Punk, Konzerten oder Musik im Allgemeinen? Tja, ich hätte ja gerne was zu den genannten Punkten geschrieben, doch es hat kein für mich lohnenswertes Konzert, in der Woche in der wir NY waren, stattgefunden. Davor und danach gab es ein paar, die Betonung liegt auf ein paar! Amyl & Sniffers in New Jersey, NOFX in Brooklyn, Violent Way ebenfalls in Brooklyn und so weiter und so fort. In der Woche in der wir da waren… Nichts! Außerdem lässt sich sagen das New York, auch wenn die Stadt in Sachen Punk eine sehr geschichtsträchtige Vergangenheit hat, in der Hinsicht größtenteils mittlerweile leergefegt ist. Iro, Nietenlederjacke oder Punkerhunde findet man mittlerweile eher in Bad Bentheim als in New York. Schon bei unseren ersten Besuchen 2014 und 2019 war dies schmerzlich zu beobachten. Beim ersten Mal traf ich noch nach tagelanger Punk-Suche am Times Square auf Fat Mike von NOFX, was mir die Sprache verschlug. Besuchte mit J. ein kleines Punkkonzert in einer noch kleineren Bar in Brooklyn, sah mir eine Ausstellung von Dee Dee Ramones Bildern im ebenfalls geschichtsträchtigen Chelsea Hotel an und bekam ein Tattoo bei Vinnie Stigma's NYHC-Tattoo. Aber diesmal… war einfach so gut wie nichts mit Punk-Bezug auszumachen. Nochmal zum Joey Ramone Place oder den Murals von Joe Strummer zu pilgern hielt ich für überflüssig. Daher sollte mein Besuch im Generation Records einem der besten Plattenläden New Yorks, so ziemlich die einzige Aktivität sein die etwas mit Musik zu tun hatte. Hier stöberte ich ausgiebig im Sortiment das von Punk, Hardcore und Metal bis hin zu Pop reicht. Zudem kann man sich hier mit Shirts, Buttons, Patches, Büchern, Zines und DVDs eindecken. Wer hier nach noch mehr Bock auf Plattenläden hat dem kann ich zudem noch Human Head, A1 Records, Rebel Rousers und Material World empfehlen. Hier werdet ihr sicher euer Geld los!

Mike & Me 2014
NYHC Tattoo 2014


8 $ „Soulfood“ bei 92°F
Rückblickend kann man sagen, dass auch wenn die Zeit für einen selbst oder für uns als Paar stark begrenzt war, bleiben Erinnerungen an eine Reise zurück in der auch wir Erwachsenen unseren Akku wieder aufladen konnten. Zwar nicht den Akku für Ruhe und Erholung. Dafür den der durch zahlreiche recht ereignislose Urlaube in Holland, Dänemark, im Sauerland, an der Nordsee oder der Eifel auf mittlerweile auf 0% geschrumpft war. Denn hier regierte zwischen In- und Outdoorspielplatz und Schippen und Förmchen im Sand meistens schleppende Ereignislosigkeit. Nicht dass man nicht auch dort eine schöne Zeit hatte. Allerdings glichen sie sich oft wie ein Ei dem anderen und für uns Eltern hielten sie oft nur wenig Spannendes bereit.

Merica!
So war alleine der Aufenthalt in der USA wieder mal überwältigend. Einem wahnsinnig großen und weiten Land, das mit pulsierenden Städten wie NY und wunderschöner Natur auftrumpft. In dem es so viel zu sehen gibt und in dem es schon einfach Spaß macht mit dem Auto umherzufahren. Aber auch einem Land der Gegensätze, dessen nach außen getragene Religiosität mancher Menschen, ihre Waffenvernarrtheit, krasse Gentrifizierung in den Großstädten, Präsidentschaftskandidaten wie Trump, ihr von Fast-Food geprägtes Essen (ich lieb es trotzdem!) und die Preise für Lebensmittel die nahezu alle in unnötig viel Plastik verpackt sind auch oft für Kopfschütteln bei uns sorgte. Auf der anderen Seite trifft man hier auf Menschen die vielerorts netter, gesprächiger, hilfsbereiter und einfach lockerer als die Menschen hier in Deutschland sind. Man trifft auf eine Gesellschaft die viel mehr in ihrer kulturellen Vielschichtigkeit aufgeht und diese feiert. Zu sehen beim Pride Month, oder den koexistierenden Communitys verschiedener kultureller Herkunft in einer Stadt wie New York. Vielfalt wird hier ganz anders gelebt als bei uns. Bezeichnend dafür waren für mich alleine schon die vielerorts fehlenden Gartenzäune zum Nachbarschaftsgrundstück. Etwas auf das in deutschen Gärten auf keinen Fall verzichtet wird, hier nimmt man diese sogar mit auf den Campingplatz um sich dort von den Nachbarn abzugrenzen. Zudem kann man sehen wie Digitalisierung angefangen beim Bezahlen mit Handy oder Karte bis hin zum Buchen von Tickets oder das Liefern von Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs funktionieren kann. Alles in allem faszinierend!

Eines ist klar, „Nie wieder“ wird nicht eintreffen. Wir kommen sicherlich wieder! Und die Angst vor Fernreisen mit Kindern hat mir dieser Trip zudem auch genommen… zumindest bis zum nächsten Mal!

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Lux
(Lux)
06.08.2024 20:02
Ich hoffe ab sofort folgen Reiseberichte aus Wuppertal, Cottbus und Neubulach.
Zwen
(Zwen)
07.08.2024 10:47
Sehr schöner Bericht. Freut mich, dass ihr eine geile Reise hattet.

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