OBOA Festival, 10.08.2024 in Küstriner Vorland

Mit beeindruckenden sechs Monaten Verspätung kommt nun auch mal ein Rückblick auf dieses kleine und größtenteils feine Kleinod der Brandenburger Festivalkultur. Oder auch: Bierschinken bringt Euch den Sommer zurück!

Das OBOA findet alljährlich im Fort Gorgast im Oderbruch statt, geht von Freitag bis Samstag und ist für umme, weshalb das Akronym auch konsequenterweise "Oderbruch Open Air" bedeutet. Das Festival sieht sich explizit als Brücke zu den polnischen Nachbar*innen (Polen ist knapp 10 km entfernt) und betreibt seine Promo auf Deutsch und Polnisch.

Ich reise nach drei Wochen Rad-Urlaub am Festival-Samstag an und durch die damit verbundene längere Konzertdurststrecke vorfreudig auf alles, was da wohl komme möge. Ein bisschen skeptisch bin ich auch, weil es in meiner OBOA-Vergangenheit auch musikalische Ausreißer im negativen Sinn gab (langweilige und/oder belanglose Konzerte), aber auch ein paar Perlen.

Das erste Bier des Festivals mit schönem Motiv. Na, spürt ihr den Sommer auch schon?

Die VOODOO PUPPETS OF HELL AND DOOM sind für mich die ersten Künstler*innen, die ich auf dem diesjährigen Festival sehe.

Und es ist sooo heiß, dass wir uns vorne direkt neben die Box stellen, um im Schatten zu stehen.

Viele scheinen noch verkatert in ihren Zelten zu liegen oder die Hitze meiden zu wollen. Jedenfalls ist es vor der Bühne noch nicht allzu voll. Was sehr schade ist, weil VOODOO PUPPETS OF HELL AND DOOM ein perfekter Start in den Tag ist.

Geboten wird uns Stoner-Rock, der uns teilweise in Liedern mit 6-7 Minuten kredenzt wird, bei denen ich mich herrlich verlieren kann. Ein dicker Bonuspunkt ist, dass die Band hochgradig sympathisch rüber kommt.

Sie machen gerade auch ein Crowdfunding für ihr erstes Studioalbum. Hoffentlich wird es was, es sei ihnen (und uns) sowas von gegönnt!

DIE DORFATZEN werden als "Kneipenpunk" angekündigt, ich habe es aber einfach als schlechtprollig in Erinnerung. Ich fliehe schnell rüber zum Beatbasar-Floor, wo ich das erste Mal, seitdem das mächtige 'm"Rosis" in Berlin geschlossen wurde, wieder zu Drum n' Bass getanzt habe. Mega!

Bei der Hitze tanzen ist natürlich anstrengend, deshalb mache ich rüber zu meiner OBOA-Wohlfühloase, dem Soundsystem Yard. In den letzten Jahren gab es hier gefühlt 24/7 feinsten Ska, Rocksteady, Reggae und alles drumherum. An diesem Festivalsamstag liegt der Fokus wohl auf Dub. Das macht auch Spaß, reicht aber dann auch nach ner halben Stunde. Außerdem gibt's gleich ja auch Ska auf der Hauptbühne.

Yes, ich weiß, Ska hat auf diesen braun-orangenen Seiten hier nicht (mehr) das beste Standing, aber ich habe Bock, mein altes Ska-Herz wiederzubeleben!

Leider reihen sich aber die NANOFISH DIPPERS in die Liste belangloser Musik aufm OBOA ein. Nach 2-3 Liedern sind wir gelangweilt von zu viel Einheits-Ska und müssen die nächste Flucht antreten.

Und die führt uns wieder zum Beatbasar und zwar zu den PC TOYS. Die kenne ich zwar bisher nur vom Namen bzw. ihren zigtausend Stickern, die ich schon in Berlin hab kleben sehen, aber ich bin neugierig, was uns da so erwartet.

Die PC TOYS sind zwei Rapper (+ Live-DJ) aus Strausberg und machen laut ihrem Bandcamp "Rap mit Haltung gegen sozial- gesellschaftliche und persönliche Probleme ohne Pathos." Als großer Freund des Zeckenraps kriegen sie mich ziemlich schnell und ich shoppe mir nach dem Konzert direkt mal ein Vinyl ihres sehr guten Albums Schade & Tschüss.

Direkt danach (glaube ich) kommt dann dieser Mensch mit seinen zich elektronischen Toms, um darauf Drum n' Bass zu spielen. Uff, wie schnell kann man sein?

Leider komme ich für OI!RONIE zu spät, ich möchte Euch aber nicht das schöne Dekor des Floors "Goldenes Rössl" vorenthalten. Irgendwo in den Katakomben des Forts gelegen, ist es hier schön lecker kühl!

CONTACT ZONE aus Fürstenwalde spielen dann im Rössl ein Hardcore-Brett, das mit einigermaßen Testosteron geladen ist. Nach dem vielen eher basslastigen Sachen, die ich heute gehört habe, taugt mir das aber sehr gut und ich lass mich bereitwillig anbrüllen.

Ach ja, wegen "basslastig": Es gibt inzwischen auch einen Techno-Floor. Hier der Eingang zum sehr kleinen Raum.

Mit diesem Blick auf die Main Stage "Sonnenbühne" verabschiede ich mich.

Danke an das ganze ehrenamtliche Orga-Team, das sich Jahr für Jahr den Arsch aufreißt, um ein kostenloses und musikalisch abwechslungsreiches Festival in der äußersten Provinz auf die Beine zu stellen!

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