Zorn, Vole, Raze, 09.11.2024 in Berlin, Diverse Locations - Bericht von verSemmelt
Ausflug nach Kreuzberg oder: Der Tag, an dem ich einen Sarg an den Schädel bekam, 09.11.2024 in Berlin
Vielleicht überleben ja Pilze die höheren Arten. Bei Altdöbern sehe ich noch einen riesigen Schwefelporling, der auf Erntepersonal gewartet hat. Hier hatte ich letztens einen sogenannten Spiegelpilz geknipst.
Dann gab´s etwas Spätistrategy. 2,50€ für ein Sternburg am Kottbusser Damm wirkte falsch und ich gehe rückwärts aus dem Laden. An der Admiralsbrücke herrscht dagegen Preiskampf und die Flasche ist bei 1€ oder sogar leicht drunter zu haben.
Das hier ist das sogenannte Schaufenster. Eine schmale Gallerie, wo innerhalb einer Metal-Ausstellung namens Metalmorph heut, die beim Paranoya für sehr gut befundenen, RAZE spielen sollten. Vorher sind noch andere Dinge, als da wäre ein Vortrag des Drummers von LE SCRAWL (abgefahrene Band), die wir schön ungehört draußen sehen - sowie eine Lesung von ABO ALSLEBEN über MAYHEM, welche ganz zeitig nach dem Mauerfall nach Leipzig gelotst wurden. Viel habe ich nicht mitbekommen, aber irgendwie hab ich da schonmal einiges in einem Podcast oder ähnliches schonmal gleiches vernommen.
Wir waren eher beschäftigt Kunstfotos zu machen, zur Tanke jemand Bier holen zu schicken, Menschen in einen "wahrscheinlich" Elektroclub weiterzulotsen sowie unglaublich viel Quark zu labern. Nächste Woche sollen übrigens "Freunde aus Sachsen" in Berlin spielen. Mit meinem unbedarften: "Heißen die wirklich so?" hab ich auch mal einen Lacher auf meiner Seite. Vielleicht hab ich auch gesagt "Das ist aber ein gewagter Name", aber ihr wisst was ich meine. Ehe anschließend der Unterschied zwischen Eggpunk und einer Eckbank zerredet wird, frag ich doch lieber ChatGPT: "Eggpunk und Eckbank – zwei völlig unterschiedliche Welten, die trotzdem in einem Paralleluniversum existieren. Während Eggpunk die rohe Energie von verzerrten Gitarren und chaotischen Drums feiert, ist die Eckbank der Zen-Gegenpol: gemütlich, stabil und für die Ewigkeit gebaut. Die eine ist ein aufgewühltes Nest voller rebellischer Rhythmen, die andere ein Polster für das Mittagessen der Familie, die die Ruhe vor dem Sturm liebt. Eggpunk schreit nach Freiheit, während die Eckbank nach Ruhe und Ordnung schreit – und wir alle wissen, dass es bei der Eckbank immer jemand gibt, der auf dem unangenehmen, spitzen Eckstück sitzt."
Auf einmal lärmt dann doch mal was rum. DEATH METAL PERFORMANCE nennt sich das. Musik ist subjektiv und wahrscheinlich auch objektiv grauenhaft, obwohl ich schon gern auch mal übelst primitives Zeug goutiere.
Die Totengräber des Death Metal nochmal von draußen. Immerhin wacht ein kleiner Hund über ihnen. Süß.
Dann endlich RAZE und ich bin echt überrascht, dass der Sound bei so einer riesigen Fensterfront tatsächlich taugt. Musikalisch find ichs also top. Aber das ist schon irgendwie komisch. Im Augenwinkel sehe ich links die Straße und darin random Leute die teils überfordert dreinblicken, teilweise sich zerbastelten ob der Skurrilität dieses Happenings. Wahrscheinlich gibt´s jetzt irgendwas davon auf TikTok.
Ich bekomme auch ein Foto von der Straße zugespielt. RAZE holt mich wieder ab, aber die Location heimst für ein Konzert schon ordentlich Minuspunkte ein.
Weiter geht´s in der Köpi, wo Fotografieren nicht erlaubt ist. Was auch immer mal ganz angenehm ist und ich improvisiere mal mit Flyern. Hab auch keine Wühlmäuse auf meinem Smartphone. Eigentlich nur Pilze, aber ihr habt ja schon einen. Anyway. Wir verpassen den Opener KRYK aus Berlin, obwohl es einen Flyer gab, der beide Veranstaltungen beworben hat und zeitlich hätte das wohl passen sollen. VOLE liefert danach aber ab! Die gedrängt stehenden Leute zappeln friedlich ab. Ich glotze mir fast komplett die teils witzigen Dancemoves des Sängers an.
Ach, das ist einfach wieder abgefahren geil, was die Prager da zelebrieren. Da weiß man, warum man 2mal dreieinhalb Stunden in Bummelzügen verbracht hat. Ich würde das ja als eine gewisse Aura bezeichnen, die der Sänger versprüht. Sound allgemein ist auch erstaunlich gut.
Was mir bisher noch nicht passiert ist: Ein Sarg prellt leicht an meinen Kopf, der von hinten durch Publikum gehoben wurde. Nah - da war die Überschrift spektakulärer, als die Wirklichkeit (wenn ihr es bis hierher geschafft habt, überhaupt zu lesen). Ich blutete nichtmal. Und ist auch nicht so spektakulär als das, was man immer von Erdbestattungen hört, wenn dann mal so ein Sarg runterfällt - der Leichnam rauspurzelt - der Kopf in 3 von 10 Fällen auch noch abreißt und rumkullert. Aber das passiert ja so oft, dass es derartiges gar nicht mehr in den Medien schafft. Ich fand das immer sehr eklig und stehe daher auf Einäscherung. Auf der Bühne springt derweil nach Prüfung, ob mein Kopf noch in Ordnung ist (maybe not) der Sänger aus dem Sarg und es scherbelt so ein Death-Speed-Metal-Punk von der Bühne. Die Band hat also nix mit der legendären DDR-Band zu tun. Wir hören ZORN aus Philadelphia. Die geben auch alles, aber mir erlahmt sich das doch nach etwa 'ner Viertelstunde etwas. Ich hatte vorher in deren letzten Output reingehört und da klang das alles auch weirder und bedrohlicher. Nach VOLE zu spielen ist allerdings auch irgendwie schwer. Jedenfalls für mich. Angeblich spielen die auch gern mal OKF, hier bleibt man bedeckt.
Dann wird wieder viel Paste gelabert, man verläuft sich noch leicht auf dem Rückweg entlang von vielen Stolpersteinen, die zum Gedenken an die Reichsprogromnacht mit Grabkerzen bestückt waren, und um 6 falle ich angeblich auf ein Sofa. Da ich erst Highnoon wach werde, sollte die Zeit den Tatsachen entsprechen. Was ein harter Abend, ey. Bleibt eigentlich nur die Frage, wer denn nun "Freunde aus Sachsen" sind oder werden die sogar mit Oi geschrieben? Gute Nacht.