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Untergang! Festival Tag 2: Jodie Faster, Amen 81, Chefdenker, Curb Stomp, Affenmesserkampf, Pisstole, The Destruents, 07.12.2024 in Mülheim/Ruhr, AZ Mülheim - Bericht von der Redaktion

Untergang! Festival Tag 2, 07.12.2024 in Mülheim/Ruhr

Fö: So ein Weltuntergang ist ja bekanntlich kein Akt des Fingerschnippens, sondern ist eher als Prozess zu verstehen, der einige Zeit dauern kann. Deswegen wurde die Dauer des Weltuntergangs dieses Jahr auf zwei Tage festgelegt. Das entschädigt auch für die eintägigen Episoden der Post-Corona-Jahre. Grund dafür ist auch ein etwas vergrößertes Team, was sich, zumindest bilde ich mir das ein, auch auf das Lineup auswirkt, das ist nämlich wirklich gut!
Den gestrigen Tag einigermaßen überstanden, geht es also heute wieder in den Zug nach Mülheim.
Pineapple Paul: dingeldongeldings
Thomas: Arbeitsbedingt schaffe ich es erst gegen 22 Uhr beim Untergang einzulaufen und ich freue mich über so viele bekannte Gesichter vor Ort.
Fö: Wir kommen an zu den letzten Liedern von THE DESTRUENTS. Die haben bereits einige Vorschusslorbeeren von verschiedenen Seiten erhalten, sind mir aber bisher nie vor die Nase gekommen. Aber jetzt! Und ja, Vorschusslorbeeren berechtigt.
niklas: Schon mehrfach gesehen und für immer weniger spannend befunden. ABER: Heute gefallen mir die DESTRUENTS mal wieder ganz gut.
Pineapple Paul: seitdem diese Kolleginnen und Kollegen in Münster mal eine Geige ausgepackt hatten, konnte ich sie nicht leiden. Das war mir damals viel zu versnobbt und akademisch. Musik und Klamotten sortierte ich in die Kategorie HIPPIE! Offenbar hatte ich einen schlechten Tag.
Fö: Ich weiß gar nicht genau was das für Musik sein soll. Es gibt Gefrickel, aber auch vieles auf dem Punkt, hat Pop-Vibes, wird auch mal grungig, ist natürlich irgendwie auch Punk, angenehm quirlig und frisch, toll!
niklas: Mir war das zuletzt immer zu grungig und rockig, aber heute geht das richtig gut ins Ohr. Liegt das vielleicht an der "neuen" Sängerin, die jetzt viel mehr singt und Gitarre spielt?
Pineapple Paul:  die Hippieklamotten sind immer noch am Start, meine Laune ist aber besser. Die destruents sind cool und jung und grade deshalb sind sie besonders cool. Es kommt rüber als würden sie einfach machen worauf sie Bock haben und das ist schon sehr Punk. Frischer Wind in den Segeln eines Schiffes, dass sich häufig als konventionslos gibt und grade deshalb seinen Hafen nie verlässt. 
Gerdistan: Wieder zu den letzten Songs reingekommen, hatte das jetzt irgendwie unter 70s Sleazerock abgespeichert, oder waren das nur die Outfits der Akteur:innen? Nicht so meine Tasse Tee, aber so schlimm wie H. von den K. K., der mit den Worten "fand das irgendjemand gut?" verschwindet, fand ich es dann doch nicht.
Fö: Weiter in den kleinen Raum, da ist es etwas dunkler und irgendwo da vorne spielt die neue Band von Angelo Kelly! PISSTOLE wurde, glaube ich, in irgendnem Keller von Marketing-Profis entworfen. Vielleicht auch von einer KI, wie man das heutzutage halt so macht.
niklas: Der Name holt mich auf jeden Fall total ab.
Fö: Einige Lieder haben so einen unangenehmen deutschprachigen-Pop-Punk-Faktor, andere sind aber wieder schön räudig-trashig. Ich finds immer super, wenn das Keyboard einsetzt.
Fö: Die Lieder kenne ich nicht, die meisten werden aber von erklärenden Ansagen eingeleitet. Das ist nett, so kann man direkt einordnen, worum es geht! Ein Lied handelt von Pauls verstorbenen Opa. Da fällt mir auf, dass Pauls Generation ja vermutlich endlich mal eine ist ohne Nazi-Kriegsverbrecher als Opas. Toll!
Pineapple Paul: tja, leider nicht ganz richtig. Mein Opa, Jahrgang '28, war erst bei der HJ, ab 1944 Flakhelfer in Breslau, und nach dem Krieg dann in sowjetischer Gefangenschaft. Da hat er mal einen Regenwurm gegessen, um eine Scheibe Brot zu bekommen. Opa hat über 300 Seiten Memoiren verfasst, die ich tatsächlich grade zum ersten Mal überfliege. Er schreibt über Häuserkämpfe, Abschüsse und von brennendem Benzin aufgedunsene Leichen. Ziemlich heftiger Scheiß für einen 16 Jahre alten Jungen. Ich bin froh, dass er, zumindest wie ich ihn kennenlernte, kein Hardliner Nazi war und nach dem Krieg den NS Terror nicht leugnete, um es sich verklärt in der Opferrolle bequem zu machen. Die Memoiren zieh ich mir demnächst mal in Gänze rein. 
Gerdistan: Die fand ich richtig geil. Endlich mal wieder Nachwuchs! Dummer Name, eingängige Songs, was will man mehr?
niklas: Letztendlich fand ich PISSTOLE tatsächlich sehr unterhaltsam.
Am Sonntag Morgen gab es dann auch noch sehr interessante Gespräche mit der Band. Unter anderem wurden sie gefragt, ob sie wegen des Hoden-Logos schon mal Probleme bekommen hätten. Und Paul erzählt von seinem Aufenthalt in der Weltmetropole Ostbevern.
Pineapple Paul: ich kann den Besuch des Beverland-Resorts nur wärmstens empfehlen. Im Idealfall kommt man an einem Spätsommertag wenn das ganze Resort von einer Firmenfeier ausgebucht ist. Dann kann man stundenlang am Pool liegen und Bier (2€) aus dem Bierautomaten trinken, ohne dass man von Gästen gestört oder von lästigem Hotelpersonal rausgeworfen wird. Bricht die Dämmerung ein, wird der Pool beleuchtet und man kann wunderbar nackt baden. Am Bahnhof gibt es auch einen Wurst und Eier Automaten, falls der kurze Weg von 30 Metern bis zum Resort nur mit Stärkung bezwungen werden kann. Aus erster Hand kann ich mit voller Überzeugung sagen: ein Ausflug ins 5 Sterne Hotel-Resort Beverland in Ostbevern lohnt sich auch ohne Geld! Voller Spass zum Nulltarif (Bierautomat nicht inklusive)!
Fö: Zeit für ein bisschen Affenmesser-Attitude! AFFENMESSERKAMPF spielen viel zu früh auf einer viel zu großen Bühne. Bisschen schade. Ich würde gerne mal wieder Affenmesserkampf auf ner kleinen Bühne sehen. Oder bei ner Floor Show, noch besser. Macht mal!
niklas: Das Konzert in der Tanke in Metelen wurde verschoben. Deine Chance auf eine Floor-Show mit nur einer handvoll Zuschauer*Innen vor Ort!
Pineapple Paul: wann ist das Konzert??!
niklas: neuer Termin wird noch gesucht...ich sach Bescheid!
Fö: Gab ja kürzlich ein neues Album, "Förde runs red". Hannes erklärt das so: "Die Förde ist wie die Ruhr, nur als Sackgasse!". Einleuchtend.
Pineapple Paul: ich dachte es geht um diesen Ort Voerde in NRW...
Fö: Auftritt soweit ganz cool, nimmt aber erst gen Ende hin so wirklich Fahrt auf. Viel Fahrt aufgenommen hat durchgehend ein Mensch im Publikum, der fortwährend in Leute stolpert, umfällt und unermüdlich Kreise zieht. Etwas nervig, aber amüsant.
niklas: Hätte ich das gewusst. Mir wurde doch ein bisschen langweilig, ich brauchte mal ne Pause und habe mir von AFFENMESSERKAMPF nur zwei oder drei Songs am Anfang angeguckt.
Gerdistan: Vor der Bühne zunächst ein großer Halbkreis, in den sich nur David und Goliath wagen. Ein 2-Meter-Typ, dem die Haare vors Gesicht hängen und der viel zu langsam und vollkommen neben dem Takt vor der Bühne schwooft und dabei seinen eigenen Film fährt. Um ihn herum der besagte Kerl in Discounter-Übergangsjacke, der permanent von links nach rechts fällt und irgendwann nach draußen begleitet wird - natürlich nur, um postwendend wieder vor der Bühne aufzutauchen.
Gerdistan: Affenmesserwas? Affenmesserattitude! Ewig nicht gesehen, neues Album für gut befunden und dementsprechend finde ich das Treiben auf der Bühne heute auch schön. Im kleinen Raum wärs sicher noch etwas lustiger gewesen, aber auch so: Gut abgeliefert, kann man bringen.
Fö: Am Ende noch "Ein deutsches Herz hat aufgehört zu schlagen", Teil 2, 3, 1 und 3. Alles Hits.
Fö: Andere Bühne, anderes Publikum. Hier spielen CURB STOMP. In den Liedern wird verdächtig oft das Wort "Skinhead" verwendet. Vermutlich eine Art Selbstbestätigungsritual. Überrascht bin ich über die Textsicherheit vieler im Publikum. Ich hab Curb Stomp bisher immer nur in Dortmund gesehen, aber die scheinen auch außerhalb ein paar Leute zu interessieren. Wobei, Ruhrpott haben wir hier ja immer noch.
niklas: Gute Band, um hinten zu stehen und sich etwas berieseln zu lassen. Mir ist da auch die Textsicherheit der Umstehenden aufgefallen. Lustigerweise vor Allem von einem Bilderbuchpunk mit Nietenkutte und Rieseniro.
Fö: Besser als das Hipsterpublikum das die sonst immer ziehen!
Gerdistan: Da musste ich dann mal Bandpause machen, aber wenn oft das Wort "Skinhead" fällt, bin ich trotz Kurzhaarfrisur meistens fehl am Platze.
Fö: Früher war übrigens ein Skinhead mehr dabei. Sänger Macke hat irgendwann kürzlich die Reißleine gezogen, dafür singt Benne jetzt. Ja, so ist das. Mathematisch runter gebrochen also mittlerweile 1/3 Punker in der Band!
Fö: CHEFDENKER! Tja, was soll ich zu denen sagen ohne mich zu wiederholen. Heute ein guter Auftritt. Gute Setlist (mehr ältere Songs hätten mich trotzdem gefreut), Sound nicht immer gut aber für Chefdenker reicht's.
Gerdistan: Chefdenker sind wie Pizza - schlecht immer noch ziemlich gut. Nicht, dass das heute schlecht gewesen wäre, da hat man ja schon ganz andere Dinge erlebt. Was Fö sagt, stimmt aber: Die neuen Songs sind für alte Menschen nicht das Richtige. Fiiiilmriiiiisss!
Pineapple Paul: unser Mercher Pudel ist enttäuscht. Er war aufgeregt wie ein Kind an Weihnachten, mal Claus Lüer im Backstage zu treffen. Irgendwie war er von der Form enttäuscht. Würd man die nicht kennen, wäre man eher verwundert, warum genau die überhaupt im AZ spielen, und nicht als Hausband auf der Weihnachtsfeier im Hospiz.
Fö: die können beides!
Fö: Bierflaschen werden geöffnet zu Classic Rock. In der Chefdenker-Welt vollkommen normal!
niklas: Das fand ich cool!
Fö: Heute übrigens keine Coversongs von anderen Claus-Lüer-Bands oder? Auch mal erfrischend.
Gerdistan: Buuh!
Fö: "Agentur für Arschvoll" diesmal mit Gast-Solo-Gitarre. Das kam auch gut!
Thomas: Ich komme genau bei diesem ca. 5-minütigen Solo rein und bin direkt genervt. Kann ich einfach gar nix mit anfangen. Danach läuft noch 16 Ventile in Gold und dann sind Chefdenker auch schon fertig.
Fö: Zurück in den Raum. AMEN 81 spielen! Das alleine schon ne Sensation, gab es überhaupt Auftritte im Ruhrgebiet in den vergangenen 10 Jahren, die nicht wieder abgesagt wurden? Naja. Amen 81 geben jedenfalls zu Protokoll, seit 30 Jahren immer wieder gerne im AZ zu spielen. Toll!
Thomas: Also ich glaube ich habe Amen81 genau in diesem Raum, wenn nicht in diesem, sonst im letzten Jahr gesehen, aber na gut.
Fö: Ja gut erwischt, ich war auch da, und das mit den Absagen hab ich damals schon erwähnt. Ich brauch ein neues Narrativ.
Fö: Macht Bock, die Songs knallen. Die besten Parts immer dann wenn einfach mal mehrstimmig geschrien wird. Ansonsten eine sehr gute Mischung aus Geballer, Melodien und den einen oder anderen hymnischen Ausbrüchen.
niklas: Fand ich auch richtig gut.
Thomas: Es wird auf jeden Fall gebolzt und geholzt. Dazu teils sehr abgefuckte Gesangsstimme. Aber ist ja auch keine Schunkelparty hier.
Gerdistan: Da war der Raum zu voll, oder ich.
Fö: Ein namenloser Fan in der ersten Reihe.
Pineapple Paul: Namen81
Fö: Er eröffnet demnächst eine japanische Nudelbar, Ramen81.
Fö: Ansonsten gehen noch Grüße raus an den verstorbenen Torsun Burkhardt - eine starke Stimme, die der hiesigen Szene definitiv fehlt, gerade aktuell. Da werde ich doch ein klein wenig wehmütig.
Thomas: Mit Blick auf die Setlist bezweifel ich, dass Amen81 eine Stunde lang spielen werden. Wird dann auch eher ne halbe. Gut für mich, muss früh ins Bett.
Fö: War nur anschließend verwirrend: Wird die Umbaupause von 30 Minuten eingehalten oder wird der Zeitplan eingehalten und wir müssen ne ganze Stunde auf Jodie Faster warten?
Fö: Am Ende wird der Band noch ein Einkaufszettel mit Songwünschen zugeschoben. Ich weiß nicht ob alle Wünsche erfüllt wurden, aber zumindest "Ich will Atomkrieg" stand wohl ganz oben.
Thomas: War das nicht auch der letzte Song der Band - also passend zum Untergang?
Fö: JODIE FASTER! Ich komme nicht umhin, zu Protokoll zu geben, dass das irgendwie doch die beste Band des Abends war. Pure Eskalation vor und auf der Bühne, rasante und wütende Knaller-Songs, geil! Und sie haben etwa 5 Minuten früher angefangen, glaube ich.
niklas: Unterschreibe ich! Könnte sogar die beste Band des Festivals gewesen sein. Absoluter Glücksgriff!
Thomas: Abgefahren, was für eine Geschwindigkeit die an den Tag legen. An allen Instrumenten.
Fö: Ich finds echt beeindruckend, wie die so schnelle, kurze Hardcore-Songs ballern können, die gleichzeitig unfassbar abwechslungsreich, dynamisch und tanzbar sind. Toll!
Thomas: Jau, trotz des Gebolzes wirds nicht langweilig. Irgendwie habe ich aber auch das Gefühl, dass die sonst auch mal auf größeren Bühnen stehen. Zwischendurch gibt es schon so ein paar Rockstar-Anleihen mit Publikumsmitmachandeutungen. Ich sach nur: "Are you ready!"
Fö: ach egal, ich bin grad sowas von ready!
Gerdistan: JAAA, die geilste Band im Fastcore-Sortiment. 25 Minuten Geballer und ab zum Zug. Einfach nur der absolute Wahnsinn, was diese vier Franzosen aus ihren Instrumenten rausholen. Ich meine Schoko hätte die mal im AZ Mülheim veranstaltet und es sei ziemlich leer geblieben, das ist heute zum Glück nicht so.
Gerdistan: So muss das aussehen. Geil geil geil. Super Band. Guckt euch die an!
Fö: Mal ehrlich, das war ein tolles Untergang Festival, alle Bands haben mir durchweg Spaß gemacht (ok, außer die mit der Geige), keine Sekunde langweilig, nicht zu leer, nicht zu voll, einfach toll. Bin ganz beseelt, als wir nach Hause fahren.

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