Neuroot, 07.03.2025 in Ho Chi Minh City (VN)

Nachdem Frank Turner hier war, ist Ho Chi Minh-Stadt leider tot. Zumindest was Konzerte angeht und hätte ich gewusst dass der kommt, wäre ich der Stadt wahrscheinlich gänzlich fortgeblieben. Tja, jetzt ist das Indika zu und in den anderen Läden spielen nur noch Coverbands. Zum Glück verhält es sich mit Subkulturen aber genauso wie mit Kakerlaken hier in den Hotelzimmern. Egal, wie oft du sie mit der Arschdusche in die Ecke spritzt, sie werden immer wieder zu dir zurückkrabbeln. Naja, ihr merkt vielleicht schon...es wird wieder einer von DIESEN Berichten. Immerhin spielen heute Abend keine Coverbands, dafür sind Neuroot extra aus den Niederlanden angereist.

Als ich reinkomme, spielen aber zunächst EMPATHIZE, deren Bandbeschreibung auf Insta "DU MA 100% VIETNAMESE REAL SHIT!" lautet. Dementsprechend ist ein definitives Pro, dass die Band hier aus der Stadt kommt, gegen sie spricht leider, dass sie jedes noch so peinliche HC-Klischee heute Abend erfüllen. Selbstverständlich gibt es vor der Bühne Windkraft-Anlagen, die Friedrich Merz die Zornesfalten auf seine Avatar-Stirn ziehen würden.

Als ich den Laden betrete, scheint die Band bereits so gut wie fertig zu sein. Zumindest fangen sie bereits nach zwei von mir mitverfolgten Songs an, ihr Equipment einzupacken und sich dann nichtssagend anzuschauen. Dann kommt schon der Sänger der nächsten Band auf die Bühne, aber nicht um sein Mic zu checken oder ähnlichen unnötigen Quatsch, sondern um auf die Band einzureden, damit sie noch ein paar Songs spielen. Dieser Wunsch wird dann auch erhört und so hören wir noch genau drei Nummern.

Außerdem lässt es sich der Sänger von Katto Katto nicht nehmen jetzt auch mal das Mikrofon zu ergreifen. Mit zwei Sängern wirkt das Ganze auch nochmal deutlich amtlicher. Auch wenn der Sänger von Empathize nun ein bisschen untergeht und leicht teilnahmslos auf der Bühne rumsteht. Für den Katto Katto-Sänger hingegen eine gute Gelegenheit, um sich schon mal warm zu machen.

Was dann bei KATTO KATTO folgt, ist dann auch eine sehr energische Liveshow, die das Publikum dann auch nochmal einlädt, den Anteil regenerativer Energien am Strommix nochmal ordentlich nach vorne zu bringen.

Ich finde das ja tatsächlich ganz amüsant, vor allem, weil die ganze Zeit das Personal durch den Laden flitzt und dann doch irgendwann ernsthaft mit der Getränkekarte in den Moshpit gebuckelt wird.

"Sir, was möchten Sie trinken?"
*dreht die Arme wie ein Rotor und vollführt Highkicks*
"Ja, Sir, eine sehr gute Wahl."

Immerhin hatten alle Spaß und ich finde das Rumgefuchtel auch gar nicht so schlimm. Nur die Tatsache, dass es heute Plastikbecher statt Gläser gibt, ist ein wenig nervig, jedoch mit Blick auf die sehr motivierte lokale Szene durchaus verständlich.

Nun aber zu NEUROOT, die extra aus den Niederlanden angereist sind und eigentlich schon relativ lange und relativ viel auf Tour sind. Witzigerweise ist dies aber das erste Mal, dass sie auf Bierschinken Erwähnung finden. Ich freue mich, dass es jetzt mal keinen HC/Beatdown, sondern klassischen Hardcore Punk gemischt mit ein bisschen D-Beat zu hören gibt. Tatsächlich muss ich sofort an Motörhead denken. Im Laufe des Sets tun sie mir dann auch den Gefallen und covern "We Are The Road Crew", was wirklich extrem gut passt.

Die Locals nehmen die Band auch sehr gut auf. Zwar sind die zuerst merklich verwirrt über den Genrewechsel, dann wird aber fröhlich weitergemosht. Ich bringe schnell mein Bier in Sicherheit und mit Sicherheit meine ich meine Kehle und genieße ebenfalls den Auftritt aus nächster Nähe. Außerdem habe ich hier einen tollen Ausblick auf die "American Idiot"-Show von Green Day, welche die ganze Zeit im Hintergrund läuft.

Guter Auftritt, am Ende ergreift dann noch jemand das Mikrofon und erklärt den Anwesenden, dass Donald Trump kein Freund Vietnams ist. Joa, das hätte Billie Joe, der auf dem Flachbild immer noch in die Saiten haut, wohl kaum besser ausdrücken können und so spucke ich dann noch in meinen Pappbecher und dann gehts auch schon wieder nach Hause.

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