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Descendents, Circle Jerks, Negative Approach, 22.03.2025 in Münster, Skaters Palace - Bericht von Peter

Descendents, 22.03.2025 in Münster

Als die Ankündigung des Konzerts letztes Jahr auftauchte, zögerte ich nicht lange bis ich eine Karte kaufte. Die DESCENDENTS waren vor einigen Jahren im FZW eine Macht und selten hat mich eine vom Alter so fortgeschrittene Band so mitgerissen. Anders ging es mir mit den CIRCLE JERKS, die ich auf der Abschiedstour von NOFX sah und die mich dort nicht wirklich begeistern konnten. Seltsam, war Keith Morris mit OFF!, als ich sie mal in London gesehen habe, doch eine Naturgewalt. Daher wollte ich ihnen heute noch mal eine Chance geben. NEGATIVE APPROACH waren ebenfalls mit auf der Abschiedstour von NOFX, wurden von mir aber nur mit einem Ohr und einem zugekniffenen Auge vom Pommeswagen wahrgenommen. Daher galt auch für sie: Hier sollte nachgearbeitet werden. Die Hinfahrt, nach einem eigentlich stressigen, getakteten Tag ist dann natürlich auch leichter Stress. Die meisten Bahnen fallen aus, die, die noch fahren, verspäten sich und dieser Umstand führt natürlich dazu das alle Mitreisenden um mich herum, es sind zahlreiche, ähnlich genervt aus der Wäsche schauen. Als ich dann endlich am Skaters Palace aufschlage, haben NEGATIVE APPROACH bereits begonnen. Also schnellstmöglich rein da.
Nach dem Betreten des Clubs ist sofort klar, heute ist es voll. Sehr voll. Sehr, sehr voll! NA sind seit einigen Minuten auf der Bühne und gefühlt klingen sie haargenau so wie vor einem Jahr. Aggressiv und deutlich fetter als auf Platte. Wie sich später herausstellen wird, liegt dies vermutlich am mitreisenden Mischer.
Wir schieben uns mühselig hinten in die letzten Reihe. Plötzlich tippt mir jemand von hinten auf die Schulter und fragt mich, was ich trinken möchte. Da merke ich erst das ich mit meinem Arsch die Theke versperre. Eine Theke? Hier hinten? Toll! Erst mal ein paar Becher ekeliges Warsteiner reinkippen. NEGATIVE APPROACH machen dem Genre Hardcore alle Ehre, rauschen dann aber doch irgendwie etwas durch.  Ich hab die Band so gut wie nie gehört. Das macht sich jetzt bemerkbar.
Zwischendurch dann immer wieder viel Schlange stehen. Beim zur Toilette gehen, beim Bier holen, beim raus gehen zum rauchen und beim anschließenden wieder rein gehen, weil draußen kein Platz ist, um zu rauchen(!). Hab ich schon erwähnt, dass es heute voll ist? Sehr voll? Sehr, sehr voll? Mittlerweile ist es dazu auch sehr warm! Wenigsten trifft man bei der ganzen Steher und Warterei auf einige mir bekannte nette Menschen. GaLiGrü noch mal!
Danach dann die CIRCLE JERKS. Die feuern gleich ein paar ihrer frühen Hits wie "Deny Everything" oder "Live Fast Die Young" ab. Leider verfällt Sänger Keith dazwischen immer wieder in endlose Laberei, die man in der Mitte des Raums, in der wir uns nun aufhalten, kaum verstehen kann. Er holt oft ewig aus und schwelgt in Erinnerungen an lang zurückliegende Hardcore-Punk Anfänge. Bisschen zu viel Geschichtsunterricht wie ich finde.
Die Krönung des Ganzen ist dann die Ansage, in der er fragt, ob hier irgendwer Crocs trägt, da man an diesen gut Nieten anbringen könnte, was ihn dann zum punkigsten Schuh überhaupt macht. Haargenau dieselbe unlustige Scheiße hat er schon vor einem Jahr bei NOFX erzählt. Aber warum auch nicht? In der Welt und allem voran direkt vor seiner Haustür, passiert ja nichts wirklich Erwähnenswertes, über das er besser referieren könnte. Oder?
Recht statisch stehen sie heute wieder da die Herren Schloss, Morris und Hetson. Einzig Schlagzeuger Joey Castillo geht hinter seinen Drums richtig ab. Trotzdem, auch wenn sie verkünden, keine Sing-a-Longs zu spielen, gehen alle bei Songs wie "Wild in the Streets" oder "When The Shit Hits the Fan" ab. Am Ende will dann das Warsteiner raus und so verpasse ich "Wasted" wieder in der Zeit, in der ich auf dem Klo bin.
Am Ende resümiere ich, dass es schon einen Deut besser war als bei NOFX, aber das auch diesmal weniger lange Ansagen wieder mehr gewesen wären. Ich glaube, die CIRCLE JERKS kommen jetzt auf die Liste mit den legendären Bands, die nun oft genug gesehen habe. Beim erneuten Gang aufs Klo sehe ich dann einen ziemlich besoffenen Typ, der meint ihm entgegen kommende und in seinen Augen attraktive Frauen in seinen ausgestreckten Arm laufen lassen zu müssen. Unangenehm und wieder ein Beweis dafür, dass die im Buch Punk as F*ck beschriebenen Storys, öfter auftreten als viele in der Szene wahrhaben möchten.
Nach einer gefühlt viel zu langen Umbaupause, so wird das nichts mit der frühen Heimreise, entern dann endlich die Stars des Abends die Bühne. Meine Begleitung möchte gerne ganz weit nach vorne, aber weiter bis in die eben schon erreichte Mitte schaffen wir es nicht. Muss reichen. Was folgt, ist ein Hitgewitter der ersten Güte. Zwischendrin wundere ich mich selbst immer wieder, wie viele richtig gute Songs die Band doch hat, obwohl ich mit ihrem Katalog eigentlich ganz gut vertraut bin.
Das Publikum ist heute eher so Ü40 (wie ich) bis Ü50. Ausreißer nach unten sind eher selten, das führt dazu, das es auch vor der Bühne recht statisch bleibt. Dafür ist Sänger Milo gut in Bewegung und Schlagzeuger Bill Stevenson zu beobachten ist auch immer ein pures Vergnügen. Herrlich, wie man ihm ansieht, was er doch für ein Spaß an seinem Wirken hat. Passend auf das Durchschnittsalter zugeschnitten sind dann Songs wie "Suburban Home" oder "I don't want to grow up" über Dinge, die bei vielen Anwesenden wohl schon eingetreten sind.
Meine Highlights sind heute "Victim Of Me" und "On Paper" vom erstklassigen Spätwerk "Hypercaffium Spazzinate" und der von mir sträflich vergessene "Good Good Things". Alle Klassiker von der "Milo Goes to College" sowie Hits wie "Everything Sucks" sind natürlich auch immer gerne willkommen.  
Am Ende fällt man Blick dann doch immer wieder auf die Uhr. Ich will nicht unbedingt die letzte Bahn nehmen und tief in der Nacht zurück in Dortmund sein. Wer weiß zudem schon, was die DB heute noch für Überraschungen bereit hält. 
Als letzte drei Nummern werden dann "Feel This", das bereits erwähnte "Suburban Home" und "Smile" gespielt. Während letzterem lass ich mich schon mal langsam Richtung Ausgang treiben, um dann mit den letzten Klängen in die Nacht entlassen zu werden. 
Das, wie ich später erfahre, als Zugabe dargebotene "Get the Time" verpasse ich dadurch. Nicht schlimm, das ganze Album "Enjoy" auf dem auch dieser Song ist, lief mir eh noch nie gut rein.  
Im Stechschritt geht es dann wieder zurück zum Hbf. Mit dem Piepen der sich final schließenden Türen springe ich in die von mir angepeilte eiserne Schlange. Zu meiner gleichermaßen starken Verwunderung wie Begeisterung funktioniert sogar eine der Toiletten. Nicht aber die Toilettentür. Circa 8 Becher Warsteiner lassen mich darüber allerdings hinwegsehen. Ich lasse mich zufrieden in der Nähe auf einen Sitzplatz fallen und verdaddel den Rückweg am Handy. 
Abschließend muss ich dann doch sagen, dass der Abend bis zum Auftritt der Hauptband durchwachsen war. Ich meine mich auch daran erinnern zu könne, dass ich mir vor nicht allzu langer Zeit mal schwor, nicht mehr mit der Bahn nach Münster zu reisen. Versöhnlich stimmt mich dann allerdings der Blick am nächsten Morgen auf die mitgebrachten Sachen vom reichhaltig gedeckten Merchtisch. Ach, ich sag mal alles in allem, mit etwas Augen zu drücken: befriedigend+ P.S. Danke an T. fürs Begleiten, obwohl dich alter Punk fertig macht.


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Olaf

02.04.2025 21:34
Sehr gut beobachtet und in Worte gefasst. Die Konzi Kritik ist genau so wie ich es auch empfunden habe. Da ich in den 80ern CJ das letzte Mal live gesehen habe und Fan bin, wollte ich die ganze negative Kritik im Vorfeld irgendwie nicht wahrhaben, nun muss ich leider eingestehen...es war langweilig, sehr schade, nur 2 von 10 Punkten! DESCENDENTS waren sehr geil!!
Peter
(Peter)
16.04.2025 12:18
Keith Morris kann scheinbar auch anders:

https://www.sfgate.com/sf-culture/article/calif-punk-stalwarts-army-of-luigis-coachella-20274319.php?fbclid=IwY2xjawJsYlRleHRuA2FlbQIxMQABHq0nLnhkk06X0EsitlJilMHEzGkObjpeK43RAMEK5sdg5oRudsyPRVKYyeep_aem_0YIBSXWKf6jwB4Gry7Gu-Q

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