Libertäres 1. Mai Fest: The Roxies, Ultraschlecht, Bonnie im Kleid, Jolle, 4. Mahnung, Trötfront, 01.05.2025 in Augsburg, Grandhotel Cosmopolis - Bericht von der Redaktion
Libertäres 1. Mai Fest, 01.05.2025 in Augsburg
Heh, vielleicht saßen wir da im selben Zug. Ich bin auf dem Rückweg vom Bodenseeradweg (einmal rum!) und muss erstmal duschen, bevor ich mich von Roman überzeugen lasse, auch noch ins Grandhotel zu fahren. Ich war hier eigentlich auch mal in der Orga involviert, weil ich mein eigenes Konzert am 1.5. abgesagt habe und meine Bands hier unterbringen wollte, die haben dann aber abgesagt und so bin ich doch größtenteils einfach nur Gast heute. Die Halbstarken im RE9 samt ihrem besoffenen Gesang zu DJ Ötzi, Robbie Williams und Konsorten sind ein einziger Fiebertraum, aber nach einer guten Stunde habe ich es wider Erwarten überlebt. Auf zu besseren Taten, nämlich zur Revolutionären Demo. Nachdem die Polizei endlich alle OrdnerInnen anerkannt hat, geht es laut und stark bei angenehmen Temperaturen im Schatten durch die Stadt.
Anschließend erfolgt ein nahtloser Übergang zum Libertären 1. Mai Fest im Grandhotel Cosmopolis. Erstmal zur Hotelbar!
3 Bands bespielen den Biergarten, bevor wiederum 3 Bands drinnen lärmen. Außerdem gibt es an der Straße viele Info- und Aktionsstände.
Bei der Tröterei ist Singen denkbar schwierig, weswegen sie Textblätter ausgeteilt haben. Nach 1-2 Songs zum Warmwerden nehmen einige Platz vor der Bühne und lassen ihre engelsgleichen Stimmen ertönen. Das Publikum hat scheinbar so viel Freude, dass es die Zugabe selbst übernimmt.
und gucke, was das anderweitige Programm so hergibt. Fleißig, diese Menschen, und die Räumlichkeiten sind wirklich charmant.
Vio.Me Soli-Sampler. Schöne Sache!
Dann 4. MAHNUNG mit Cello und Cajon. Nicht im Bild, aber ebenfalls im Werkzeugkasten befinden sich eine Mandoline und eine Melodica. Der Mandoline begegnet man hin und wieder mal (z. B. bei Roughneck Riot), aber die Melodica, quasi ein handliches Tröt-Keyboard mit Klarinetten-Klang, ist schon kurios. Ansonsten zeichnet der Folk Punk ein relativ düsteres Bild. Erst der letzte Song ist ein heiterer. Aus einem vorhanden Stück recycelt, haben sie etwas über Seifen gedichtet, um auf "Die Seiferei" aufmerksam zu machen. Diese vertreibt im Cosmopolis Produkte von Vio.Me, einer basisdemokratisch verwalteten Seifenfabrik in Thessaloniki, die 2012 aus der Besetzung eines bankrotten Unternehmens hervorging. Warum ist das so cool? Weil es einen reellen Beweis für Antikapitalismus darstellt, der tatsächlich Lebensunterhalte finanziert. In meine Tasche wandern zwei Handseifen. Dabei erfahre ich, es gibt einen
Hier bin ich dann irgendwann angekommen, allerdings ohne Alex zu treffen. Aber Arbeitsteilung funktioniert bei Bierschinken natürlich trotzdem, insbesondere wenn's um den Tag der Arbeit geht. JOLLE gibt mir noch zwei Songs akustischen Polit Punk auf den Weg zum Zug. Mehr Kitsch als Krawall ist das Motto und die Bob-Dylan-Mundharmonika ist auch dabei.
Von Bonnie im Kleid hab ich leider kein Foto. Das junge Trio aus Augsburg wirkt sehr motiviert und hat auch einige Fans dabei. Zunächst wird in der üblichen Besetzung Git - Bass- Drums losgehobelt, bevor dann Gitarrist und Bassistin ihre Instrumente ablegen. Der Schlagzeuger spielt Bass und mit den Füßen noch Drums und gibt so einen Beat vor, auf den die anderen beiden rappen - sieht man auch nicht jeden Tag! Nach ungefähr ner halben Stunde ist das Repertoire erschöpft und es werden zur Zugabe noch zwei Lieder ein zweites Mal gespielt, an die Titel kann ich mich gerade nicht erinnern, aber das war schon ganz gut mitreißend. Weitergegangen wäre es mit Bonnie im Kleid, Ultraschlecht und The Roxies. Das soll ich nicht mehr erleben, aber war trotzdem ein toller Tag.
Auch hier wieder: Git - Bass - Drums, das Genre wird eigenwillig als "S3xpunk" bezeichnet, handelt dann aber doch meistens vom Straßenbahnfahren und ähnlichen Banalitäten. Geht aber auch gut rein und den Leuten gefällt es. Absoluter Hit: Zur Zugabe wird "Stuttgart" von WTZ gecovert! Yes! Als zweite Band dann ULTRASCHLECHT, die so hervorragend zum eigentlich geplanten Headliner SCHLECHT gepasst hätten, aber die haben nun mal leider ihre ganze Tour abgesagt.
Am gleichen Tag, an dem die Absage von SCHLECHT eintrudelte, kam auch die Bewerbung der ROXIES. Konnte jetzt nicht genau rausfinden, ob die aus London oder Berlin sind, das Englisch klang jedenfalls sehr authentisch. Am Anfang, bei den ersten paar Songs, taten sie mir fast leid, weil sie im spärlich gefüllten Keller alles gegeben haben - der füllt sich dann allerdings nach und nach wieder und ist am Ende sogar voller als bei den lokalen Bands. Kein Wunder, denn die Roxies reißen hier mit ihrem 77er Pubrock alles ein, und wer neben der wirklich schmissig gespielten Musik noch aufnahmefähig ist, kann sich an der Gesichtskirmes des Schlagzeugers erfreuen. Sehr engagierter Vortrag, gefällt wirklich hervorragend - aufgrund des langen Tages und der Strapazen der Woche muss ich allerdings doch nach dem halben Set die Segel streichen und ins Bett. Schön wars!