TV Moms, Riot Spears & Pieuvre 31.05.2025 in Berlin

Endlich bin ich mal wieder in Berlin und habe eigentlich gar keine Zeit, weil die Arbeit ruft. Deswegen habe ich mich auch bei niemandem gemeldet und ein etwas schlechtes Gewissen. Allerdings kann ich ja schlecht sagen: „Bin zwar da, aber habe keine Zeit!“ Da ich auch den Kalender nicht richtig lesen kann vermute ich das Konzert auch erst am Folgetag und bin froh, dass ich mich am letzten Abend wenigstens einmal wegschleichen kann! Eine sehr tolle neue Bekanntschaft erklärt mir auch den Weg zum K Hole (scheint selbst für Bierschinken neu zu sein!). Dort angekommen erblicke ich auch schon die Band, auf die ich mich heute am meisten freue: RIOT SPEARS. Unter einer Autobahnbrücke habe ich mich verliebt in diese Grunge-Kapelle! Meine Liebe wird erstmal gar nicht so erwidert: „Ihr bei Bierschinken schreibt immer so kritisch! Was ist denn Dein Lieblingstier?“ Als großer Monty Python Fan, weiß ich, dass man hier sehr schnell, spontan und ehrlich antworten muss! Meine Antwort besteht den Test mit Bravour! Schreibt in die Kommentare, a) was ihr geantwortet hättet und b) was ihr glaubt, dass ich geantwortet habe!

Das K Hole ist so richtig schön. Klein aber großartig eingerichtet! So wie es sich für einen Geheimtipp gehört! Vielleicht zu geheim, da bei der ersten Band noch nicht so richtig viele Menschen anwesend sind! Allerdings spielen die Bands heute nicht nur für ihre Zuschauer:innen sondern auch gegen Inter Mailand und PSG zusammen. Wer mich kennt, weiß, dass ich nur aus gutem Grund auf ein Endspiel verzichte! Lustiger Funfact - immer wenn ich eins wegen einer Band verpasse (zuletzt bei Pascow), geht das Spiel 5:0 aus und der Sieger ist immer ätzend und scheiße! Aber heute geht es um die Musik. Ich war tatsächlich noch nie auf einem reinen Grunge Event und heute passen eigentlich alle Bands in dieses Raster! „Wir sind hier nicht in Seattle…“ summe ich vor mich hin, könnten es in den frühen 90er Jahren aber schon sein, wenn gleich Sonic Youth, Nirvana und Silverchair spielen (ja von denen kommt nur eine Band aus Seattle, aber die folgenden Bands vergleiche ich in meiner Ahnungslosigkeit einfach mit diesen Vorbildern).

Als erste Band starten PIEUVRE, die mich vom Sound auf jeden Fall auch an Sonic Youth erinnern, die zwar kein „Grunge“ im eigentlichen Sinne waren, aber den Sound schon mitgeprägt haben.

Vor allem das Lied „Trust“ bleibt sofort im Kopf hängen! Da sogar bei einem Lied die Schlagzeugerin singt, kommt man auf insgesamt drei interessante Gesangsstimmen. Das ist auch schon etwas besonderes und macht diese Band sehr vielseitig. Als melodischen Post-Punk kann man den Sound zusammenfassen. Man kann sich aber auch einfach hier selbst ein Bild davon machen!

Das ist schon mal ein sehr gelungener Auftakt und leitet den weiteren, von nun an etwas härteren Grunge-Abend ein.

Genau wie in der Schule früher wird hier mal hingeschielt, was denn heute dran kommt!

RIOT SPEARS. So - kritisch berichten können wir bei Bierschinken! Was ist das bitte für ein Soundbrei beim ersten Song „Monster“? Das Lied „Pathetic“ (Lieblingslied des Schreibers) fehlt unentschuldigt! „Bug“ und „Hot“ fallen hingegen angenehm auf!

Ganz schnell hat sich das allerdings eingegroovt und der Sound im Raum ist ziemlich gut jetzt, nicht übertrieben gut, aber wir sind schließlich auf einem Grunge Konzert. Schon bei „Mermaid“ ist meine kleine Welt wieder in Ordnung!

In den Texten ist auf jeden Fall viel Wut enthalten, aber auch der Wunsch nach Gerechtigkeit und Veränderung. Wenn das alles so rausgeschrien wird wie von Sängerin Martha, dann hat das eine sehr befreiende Wirkung. Außerdem kann niemand so verächtlich „ooh la la“ aussprechen! „I am grumpy“ - yes keep it this way! Es kommt so unglaublich viel Energie in den Songs rüber, dass es einfach mitreißend ist.

Svenja am Mikro und am Bass und Matti am Schlagzeug machen den Sound mal so genial rotzig und manchmal dann sehr filigran und clean - je nachdem wo sich der Song gerade hinbewegt!

Ja und dann ist da einfach dieser Nirvana-Vergleich. Gut - diese Band habe ich nie live gesehen, aber dafür werde ich RIOT SPEARS jetzt so oft sehen, wie es eben Gelegenheit gibt. Definitiv eine der besten Bands aus Berlin, die ich kenne und bei Grunge einfach einsam an der Spitze! Ja - ich bin Fan!

Dann kommen Silverchair äh TV MOMS und aus Wut wird schon Trauer und Resignation. Der Sound ist etwas melancholischer, aber dennoch mit ganz viel Power aufgeladen. Es erinnert mich auch ein wenig an die frühen Bush, als die noch cool waren!

Diese Band würde ich mir auch mal auf einem Bierschinken Event wünschen, wenn die Anreise aus NYC nicht etwas zu weit dafür ist. Der Sänger Lucas Price gibt jedenfalls auf der Bühne sein Ein und Alles in jedem Song und obwohl es im Club schon etwas leerer geworden ist, zieht die Band komplett ihr Ding durch. Auf den Alben klingt das auch richtig stark! Eine wunderbare Neuentdeckung!

Ich schreibe es häufiger, aber in einem Paralleluniversum sehen wir alle drei Bands in der ausverkauften UBER Arena, und UBER ist da dann auch kein ausbeuterisches Unternehmen sondern arbeitet mit ganz fairen Bedingungen. Gut - be careful what you wish for, aber etwas mehr Publikum hätte es für drei so coole Bands schon geben dürfen! Ich fahre jedenfalls sehr zufrieden, glücklich und müde ins Hotel zurück. Und höre auf bandcamp noch ein bisschen die neue Platte von RIOT SPEARS (die ich natürlich jetzt auch als LP besitze) und dass solltet ihr auch tun. Und überlegt nicht zu lang, wenn die Frage nach dem Lieblingstier gestellt wird, es kann viel davon abhängen!

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