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Good Riddance, Verse, Chorus, Inferno, 15.06.2025 in Lindau, Club Vaudeville - Bericht von Lux

Good Riddance, 15.06.2025 in Lindau

Der Club Vaudeville in Lindau ist eine bedeutende Institution wenn es um Süddeutschland und vornehmlich melodischen Punkrock geht. Anfang der 2000er reisten wir vom tiefsten Norschwarzwald an um hier den Finger an den Puls der Skatepunkzeit und das Ohr auf die Schiene der Melodycoregeschichte zu legen. Alle haben wir sie hier zum ersten Mal erlebt: Lagwagon, Lawrence Arms, No Use For A Name und und und. Heute: GOOD RIDDANCE. Wetter? Geht so. Egal. Ist ja indoor.
Seit meinem Umzug in die Bodenseeregion zog es mich nun wieder mehrfach ins wunderschöne Lindau um dem flotten, hochmelodischen Hardcorepunk zu fröhnen. Der Support startet pünktlich: VERSE, CHORUS, INFERNO aus Italien. Laut eigener Aussage spielten sie bereits vor einigen Jahrzehnten vor GOOD RIDDANCE, die sich an selbigen Auftritt auch noch erinnern würden. Glaube ich sofort, denn GOOD RIDDANCE sind eine grundsympathische Ausnahmeband. 
Songwriting top, eine hochmotivierte Performance, charmanter italienischer Akzent, VERSE, CHORUS, INFERNO haben Bock. Ich muss zugeben von dieser Band noch nie etwas gehört zu haben und das obwohl ich erwiesenermaßen ein wahrer Genre-Connoisseur bin. Selbst die C- und D-Riege des Skatepunk zähle ich zu meinem Interessensgebiet. Hier aber kann ich mich von echten Veteranen live überzeugen lassen. Und das funktioniert. Auch beim restlichen Publikum. 
Was ebenso wie die Eingängigkeit der Songs hinhaut, ist der Sound. Schon lange habe ich nicht mehr solch eine kompetent gemischte Veranstaltung besucht. Auf den Club Vaudeville ist eben Verlass. VERSE, CHORUS, INFERNO legen sich ins Zeug und die Audience dankt es ihnen und so füllt sich der Saal mit jedem "Woooh!" und jeder kleinen Hommage an Fat-Wreck- und Epitaph-Bands, die man heute Abend auf den Shirts der Zuhörer*innen und den Konzertplakaten im Club prangen sieht.
Die Supportkapelle tut, was sie tun muss. Sie animiert die Menge zur Bewegung und während man so durch den Club Vaudeville schlendert und sich die Leute zu klassischer Musik glücklich tanzend um die Hälse fallen, könnte man meinen es sei 2001. Die vier Herren aus Como werden nach ihrer Darbietung gebührend gefeiert und weisen auf ihren verteufelt günstigen Merchandise hin. 40 Minuten haben die Anwesenden Zeit, einen Blick auf die Produkte im Vorraum zu werfen.
Dann betreten GOOD RIDDANCE um Chuck Platt und Russ Rankin die Bühne. Was soll ich sagen: Das ist eine Band, da hält es mich nicht im hinteren Bereich. Für mich eine der Gruppen der 1. Fat Wreck Welle die wirklich nichts an Relevanz eingebüßt hat, vielleicht sogar die Band die am besten gealtert ist. 
Der Bühnensound überzeugt sofort. GOOD RIDDANCE haben Bock und hauen eine Setlist direkt aus dem bandinternen Releasehimmel raus. Hits am laufenden Band, es wird getanzt und mitgesungen, geweint und gelacht. Russ Rankin und Chuck Platt machen korrekte Ansagen und loben das Publikum. 
Sympathisch und energetisch geht es zu. Die meisten Songs klingen wie auf Platte und ich bin mir nach 4 Liedern bereits sicher, dass ich dieses Konzert am Ende noch besser gefunden haben werde als das vor 3 Jahren in Stuttgart an meinem Geburtstag. Meine persönlichen Highlights sind "Darkest Days" (von der "My Republic") und "Don't have Time" vom leider unterschätzten letzten Album "Thoughts and Prayers". Textsicher grölen alle alles mit.
Russ erwähnt in einer Ansage kurz die Demonstrationen in den USA und dass es enorm wichtig ist dass die Leute jetzt auf die Straße gehen um gegen Trump Gesicht zu zeigen. Danach gibt es den neueren Song "No More System To Believe In". Die Menge gibt ihm recht und es wird weiterhin stark abgedancet. Ich sehe, dass auch einige jüngere Personen (also so unter 35) ihren Weg in den Club Vaudeville gefunden haben.
GOOD RIDDANCE spielen seit 2005 in der gleichen Besetzung, existieren allerdings schon seit fast 40 Jahren (mit kleiner Pause) und es ist absolut beachtlich wie viel Tempo und Dynamik die Band auf die Bühne bringt. Auch, dass nur mit einer Grundkonstellation von einer Gitarre, Schlagzeug, Bass und Gesang so ein wahnsinnig guter Bühnensound zu Stande kommt, lässt mich bisweilen staunen.
Dass ein "Fan" zwischenruft, der Basser solle sich nackt ausziehen weil er das in den 90ern mal bei ein paar Shows machte, winkt Russ Rankin mit einem "Das war damals vielleicht 1 oder 2 Mal witzig." souverän und trocken ab. GOOD RIDDANCE ist eine Band mit der ich alt werden möchte. Schöne und unironisch gemeinte Beobachtung von Russ: "Lindau is a hidden gem!" - Recht hat der. Außerdem fragt er wer am nächsten Tag arbeiten müsse und wer aus dem Publikum tatsächlich aus Lindau käme. Es strecken bei beiden Fragen nur ca. 5 Leute.
Die Zugaben werden dann nochmal einwandfrei und tanzend bejubelt, ganz ohne Crowdkilling oder andere Formen der Gewaltanwendung. 

Dies war ein großartiger Konzertabend. Einer mehr auf meiner Liste toller Erinnerungen vom Club Vaudeville, eine Location die es bitte noch ganz lange geben wird.


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