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Rock gegen Rechts: Jaya the Cat, The Courettes, Antifuchs, Pogendroblem, Angelic In Jeans, Words Beyond Borders, Martin Marzipano, 23.08.2025 in Düsseldorf, Volksgarten - Bericht von Fö

Rock gegen Rechts, 23.08.2025 in Düsseldorf

Zurück ausm Urlaub und statt mich erstmal davon zu erholen, geht es direkt wieder in die Bahn nach Düsseldorf. Na, warum auch nicht! Dort gibt es Nat und es spielen auch noch ein paar Bands, reicht.
Ich war noch nie beim Rock gegen Rechts und bin erstmal nur angetan davon, dass es überhaupt noch Veranstaltungen mit solch einfachen und doch eindeutigen Titeln gibt. Zweitens bin ich überrascht, wie groß das Ganze ist, hab ich nicht erwartet. Relativ zentral gelegen, in ner Ecke eines riesigen Parks, Umsonst und Draußen, mit Livemusik bis 24 Uhr, wo gibt es sowas noch? Daumen hoch dafür. Also einfach nur dafür, dass es diese Veranstaltung überhaupt gibt, und das nun schon zum mittlerweile 12. Mal. Und wenn sie so gut angenommen wird, umso besser.
Ein Zeitplan wurde im Vorfeld nicht bekannt gegeben. Ich verstehe ja die Intention dahinter, die Leute sollen sich gefälligst alle Bands anschauen und überhaupt soll das Festival im Mittelpunkt stehen und nicht einzelne Bands, aber mich als Kontrollfreak stört es einfach, nicht zu wissen, was mich wann erwartet. Zumal ich mir nicht sicher bin, ob Geheimniskrämerei wirklich gut für die Zuschauer*innenzahlen ist, ich zumindest bin auch schon mal Veranstaltungen fern geblieben weil ich wegen schmalem persönlichen Zeitfenster nicht wusste, ob sich das überhaupt lohnt. Und ich mag einfach Festivals, die aus der Sicht des Publikums gedacht werden, und gehe einfach mal davon aus dass der Großteil des Publikums einen vorab veröffentlichten Zeitplan gut finden würde.
Ansonsten wird hier nämlich viel darauf geachtet, dass sich alle wohl fühlen. Es gibt ein Awareness-Team, ein Rolli-Podest, die Moderation wird von einer Gebärdendolmetscherin begleitet. Viel Inklusivität, toll!
Nunja, zum Programm: Als wir ankommen, spielt bereits MARTIN MARZIPANO! Auch schon mal hier und da gesehen. Gibt es eigentlich die Band Beatmartin noch? Die würde ich jetzt lieber sehen als ihn solo. Aber ist auch nicht verkehrt.
Den Großteil des Auftritts bekommen wir eher nebenbei mit. Auf jeden Fall gab es eine Ansage und entsprechendes Lied gegen Alkoholkonsum bzw die Entscheidung, nicht mehr zu saufen. Das finde ich gut und wichtig. Ich mein, wie viele Lieder gibt es die Alkohol glorifizieren, und wie wenige die vor den Gefahren warnen oder sich mit den Umständen des Nichttrinkens auseinander setzen? Mir fällt da noch Pogendroblems "Wie betäubst du dich?" ein, auch wenn dort eher der Subtext entscheidend ist. Dann gibt es noch diverse Songs die sich kritisch mit Alkoholismus auseinander setzen, aber die treffen je auch nur den gesellschaftlichen Konsens, der da lautet: Alkohol ist geil, Alkoholismus nicht. Ich fände es durchaus angebracht, auch mal zu thematisieren, dass es vollkommen okay ist, nicht zu trinken, auch wenn man kein trockener Alki oder schwanger ist. Naja, soviel dazu.
Ich weiß nicht wie viele Leute hier sind, aber irgendwas im vierstelligen Bereich bestimmt. Weitläufiges Gelände auch, viele Stände, aber auch weite Wiesen zum Rumfläzen. Und eine Person, die mit ner Klingelbüchse Spenden für die Veranstaltung sammelt. Das ist wirklich süß.
Nächster Act: WORDS BEYOND BORDERS. Nie von gehört. Ist Hiphop, da hab ich eh wenig Ahnung von. Wir erfahren, dass es sich um ein Kollektiv handelt, entstanden aus einem Hiphop-Workshop, aber dann fortgeführt. Mit Personen unterschiedlicher Herkunft, auf mehreren Sprachen, wird gerappt oder gesungen. Das Ergebnis find ich gar nicht mal verkehrt, einige Stücke haben sogar leichte Neonschwarz-Vibes. Kann man bringen!
Die nächste Band nennt sich ANGELIC IN JEANS. Wir rätseln noch, was der Name wohl bedeuten mag. Vielleicht einfach nur, dass die Protagonist*innen gerne Jeans-Stoff am Körper tragen. Ist jedenfalls keine Coverband, die Angelic Upstarts im Turbonegro-Sound covert. Schade aber auch.
Indie-Rock, kommen hier aus Düsseldorf. Klingt ganz gefällig, hat auch nen gewissen internationalen Flair, den die meisten deutschen Indie-Bands einfach nicht hinkriegen. Aber ist halt trotzdem Indie.
Dann POGENDROBLEM! Letztens erst gesehen, weswegen ich dem Auftritt weniger entgegen gefiebert habe als andere es eventuell getan haben mögen. Macht aber trotzdem wieder Spaß!
Setlist heute anders, glaube ich zumindest. Zumindest andere Reihenfolge der Lieder. Heute erfahren wir, dass "Die Sache" die nächste Single-Auskopplung wird. Das begrüße ich sehr!
Das ist das Handy von Paul, wie er ein Selfie schießt. Echt zum Schießen, sowas.
Highlight des Auftritts, als Grg mit Mikro in die Menge stürmt und dieses schließlich an ein Mädchen abgibt, das uns alle zu ihrem 11. Geburtstag einlädt! Da freuen wir uns, da kommen wir alle!
Das hier sollte ein Benta-Foto werden. Zu weit weg. Naja.
Moderation, wie erwähnt, mit Gebärdensimultanübersetzung. Cool! Die Moderatorin Tice ist selbst Rapperin, hat auch eine gute Stimme für Rap und für Moderation. Ich glaube, einmal hat sie auch kurz gerappt, das hab ich aber nur am Rande mitbekommen. Jedenfalls werden Acts, die irgendwas mit Rap machen, deutlich euphorischer angekündigt. Was ja auch okay ist.
Dieser Rauch da, der kann doch nicht gesund sein! Das mein ich jetzt nicht ironisch, ernsthaft jetzt, was soll das? Mindestens schlecht für Lunge, für Augen und für die Umwelt. Leider gibt es aber Leute, denen das Argument "aber sieht doch geil aus" reicht, um sämtliche Bedenken in den (übelriechenden) Wind zu schlagen und sich über die Befindlichkeiten aller hinwegzusetzen, die sowas halt nicht so geil finden.
Jedenfalls ist nun ANTIFUCHS an der Reihe. Kannte ich zuvor nur vom Namen, aber vielleicht auch nur mit Blaufuchs verwechselt, wer weiß das schon. Aber Fuchs muss tun was ein Fuchs tun muss. Antifuchs jedenfalls ist wieder Hiphop, eine Rapperin und ein DJ. Die Rapperin mit stilisierter Fuchs-Maske. In der Faschings-Hochburg Düsseldorf kommen Masken natürlich super an.
Gefällt mir sogar ganz gut! Gutes Auftreten, gute Message, gute Stimme, gute Texte. Wobei mir manche sprachliche Worte und Wendungen in den Texten einfach nicht rein gehen. Ich weiß, Hip Hop ist ein komplett anderes Game mit teils expliziten Sprachmustern, aber ich stoß mich einfach an so Begriffe wie "Bitch". Zumal Antifuchs sich, glaube ich, als Feministin sieht.
Nunja, lass ich trotzdem mal durchgehen, abgesehen davon macht der Auftritt durchaus Laune. Guter Sound, gute Lache.
Zwischen den Bands gibt es nicht nur simple Moderation, es werden auch Organisationen vorgestellt oder, wie jetzt, es kommen die Verantwortlichen zu Wort. Und wieder mal stellen wir fest, wie wichtig es ist, gegen rechts zu sein.
Anschließend THE COURETTES aus Dänemark! Zuletzt vor sage und schreibe 7 Jahren gesehen, seitdem haben sie noch deutlich an Popularität hinzu gewonnen und ich bin mal gespannt, was sie heute so reißen.
2-Personen-Garage-Retro-Sixties-Punkrock-Kram. Sängerin Flávia war früher bei den brasilianischen Autoramas, The Courettes gibt es nun aber auch schon seit über 10 Jahren. Erstmal beachtlich,  zu zweit dermaßen die Bühne zu beherrschen, dass muss man auch erstmal schaffen. Das Schlagzeug nach vorne zu schieben, hilft da definitiv.
Ich hatte offen gestanden mehr Abgebrühtheit erwartet, aber der Auftritt und die Ansagen kommen wirklich erfreulich bodenständig daher. Performance hingegen sehr professionell.
In den Ansagen geht es anlassbezogen viel um Antifaschismus. Die Aussage, dass Rock'n'Roll von Natur aus antifaschistisch ist, sollten sich manche Möchtegernrocker mal in die Birne hämmern.
Guter Auftritt, vom Sound her etwas eintönig, aber trotzdem irgendwie kurzweilig.
Weiter geht's mit JAYA THE CAT! Auf die Band hatte ich mich heute am meisten gefreut und was soll ich sagen, keine Enttäuschung und tagelange Ohrwürmer. Gibt wenig Bands die mich seit mittlerweile über 20 Jahren so durchgehend begleiten und dabei auch meistens stabil abgeliefert haben. Wobei es mir zugegebenermaßen reicht, die Band nur alle paar Jahre mal live zu sehen.
Im Besetzungskarussell auf das fahrende Pferd gehüpft ist Faf (ehemals Waumiau und andere hippe Bands), der sich heute besonders freut, spielt die Band doch quasi in seinem Vorgarten. An der Gitarre wird uns Nicki (oder so ähnlich) vorgestellt, anscheinend ebenfalls hier aus der Hood.
Was auch immer diese Seifenblasen sollen, allemal besser als Rauchtöpfe und Bengalos. Stimmung top! Setlist auch saugut, schön gemischt durch alle Phasen. Ich freu mich über ältere Klassiker à la "El Camino" und "Forward". Gab auch nen Song den ich nicht kannte. War das ein neuer oder hab ich den beim Hören immer geskippt? Egal.
Zwischendurch verschwindet Faf an die Keys und wird am Bass ersetzt durch ein Crew-Mitglied. Soll ja nicht langweilig werden! Aber das ist hier eh nicht gegeben. Aufm Zettel stehen knapp 90 Minuten Spielzeit, aber tatsächlich ist da keine Sekunde langweilig. Einfach tolle Band!
Oh, das gute alte Hinsetzen-und-Aufspringen-Spielchen. Nagut, das war dann wohl doch der Tiefpunkt vom Auftritt. Also, tief weil wegen sitzen und so, aber auch weil derlei Mitmachspielchen spätestens dann unangenehm werden, wenn nicht toleriert wird, dass es Leute gibt, die da nicht mitmachen wollen/können. Damit mein ich jetzt nicht die Band, aber einige im Publikum sollten sich vielleicht mal Gedanken über erzwungene Gruppendynamik machen. Aber das nur mal so am Rande.
Wie auch immer. Jaya The Cat, einfach ne stabile Bank, beste Musik für the best of time. Die time, das sagt mir meine Armbanduhr, wird so langsam knapp wenn ich noch einen einigermaßen okayen Zug erwischen will, da kommt es mir gerade recht, dass die Band in der Zugabe angekommen ist. Also kriege ich "Here Come The Drums" nur von Weitem mit. Aber auch egal!
Ja, Rock gegen Rechts, gute und unterstützenswerte Veranstaltung. Etwas zu groß für meinen Geschmack, aber das ist bei dem Motto doch durchaus was Positives. Nette Stände, nette Leute, gute Bands, und das auch noch für lau, was willste mehr!


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