Lena Stoehrfaktor, Die Öffnung, AniYo kore, 29.08.2025 in Dortmund, Dortmunder U - Bericht von Fö
Sommer am U, 29.08.2025 in Dortmund
Ich komme immerhin noch rechtzeitig an, um noch ein bisschen von DIE ÖFFNUNG mitzukriegen. Wieder mal sehr zwiespältige Eindrücke: Ich habe durchaus Verständnis für Leute, die das für sinnlosen Quatsch halten und derlei Kunst gerne in die Tonne kloppen würden, aber ich find's halt einfach trotzdem geil!
Ein wie immer einmaliger Auftritt, weil das einfach immer irgendwie anders wirsch ist. Viel Impro-Performance, es gibt so ein Baby-Spielbrett mit Rädern und Knöpfchen die Geräusche machen, ein Klebeband spielt auch eine wichtige Rolle, dazu drückende Rhythmen vom Bass und lärmendes Inferno von irgendwelchen Drehknöpfen.
Die Öffnung haben mit Sicherheit wieder einige Herzen geöffnet. Ob alle überlebt haben, ist natürlich ne andere Frage.
Dann ANIYO KORE. Wobei ich zunächst den Verdacht äußere, ob die eventuell abgesagt haben, da auf der Bühne überhaupt nichts aufgebaut wird. Aber schließlich werden wir uns gewahr, dass wir Zeuge sind einer abermals neuen Inkarnation dieser Band, die schon immer gerne mit Konventionen gebrochen hat.
Dominik erwähnt, dass sie sich vorgenommen hatten, jede Woche einen neuen Song zu schreiben - und jetzt, drei Jahre später, kriegen wir wohl das Ergebnis serviert. Die Instrumente verstauben jetzt wohl wieder im Keller, was erinnert an die Anfangstage der Band, aber sie sind weiterhin zu dritt, nur dass es jetzt eben eher HipHop ist, was wir da zu hören bekommen.
Die Musik dazu kommt vom Band und nicht, wie früher, von irgendwelchen Keyboards und Synthies. Die Texte sind deutsch, das Experimentelle bleibt, sowohl in Text als auch Musik. Am ehesten ist es wohl das Genre Trip Hop, das die Band von Anbeginn an in verschiedenen Variationen durchgespielt hat.
So ganz meins ist der aktuelle Stil nicht, muss ich sagen. Gen Ende kam noch ein Song, der mich vom Arrangement ziemlich an den großartigen Zinnschauer erinnert hat. Und zum Schluss (nach einer künstlerischen/technischen Pause, die wir alle vergessen sollen) noch ein Feature mit Terence Chill, aber auch das bewegt eher wenig bei mir.
Es wird dunkler, die Fotos werden undeutlicher. Ich sach ma, das mit dem Experimentell kann ich auch. Aber egal! Nun an der Reihe: LENA STOEHRFAKTOR! Zuletzt gesehen vor sage und schreibe 7 Jahren, damals noch im Rekorder. Damals wie heute ist das eigentlich nicht meine Musik, aber trotzdem bin ich von Auftreten, Texten, Stimme und Charisma erneut begeistert.
An den Reglern und für die Beats zuständig heute Razzmattazz! Ich vermute einfach mal, recht spontan, so konzentriert wie die beidem vorm Auftritt nebeneinander an ihren Laptops saßen. Ich kenne mich ja absolut gar nicht aus und weiß überhaupt nicht, was das überhaupt ist, was Razzmattazz da aus seinen Knöppen hervor zaubert, und was das mit den Original-Tracks von Lena zu tun hat und warum das besser ist als einfach nur ne mp3 laufen zu lassen. Aber ich vermute einfach mal, bei mp3 hätte Lena Stoehrfaktor nicht zwischendurch "geiler Beat" ins Mikro gerufen.
Texte politisch, soziologisch, szene- und gesellschaftskritisch. Da geht es um Macker im Hip Hop und darüber hinaus und darum, sich in dieser Welt irgendwie zu behaupten. Ein Grund, warum ich um Hiphop meist nen Boden mache, ist definitiv die oft prollige und mackerige Attitüde - gut also, hier nen Gegenpol zu haben. Gut die Ansage zu "Mama" über Rapper, die vorgeben ihre Mutter zu lieben, aber die Mütter von anderen fortwährend zu beleidigen - was Lena Stoehrfaktor zu der These verleitet, dass die ihre Mutter gar nicht lieben können, bei all dem frauenverachtenden Scheiß den sie so von sich geben.