Oranssi Pazuzu, Healthyliving, 18.10.2025 in Köln, Gebäude 9 - Bericht von Dr. Mabuse
Oranssi Pazuzu, 18.10.2025 in Köln
Noch ist alles leer. Ein Kumpel, der was von Sound versteht, bestätigt, dass heute alles gut abgemischt ist! Eigentlich hätten wir zusammen hier hinfahren müssen, da wir in der gleichen Straße wohnen und ich hätte auch ahnen können, dass er diese Band auch mag! Freunde haben sie wohl gestern beim Desertfest in Antwerpen schon gesehen, aber nicht verraten, wie es denn war.
Um Punkt 20:00 Uhr beginnen HEALTHYLIVING. Dieses Bild täuscht etwas über den Publikumszuspruch, denn nach den ersten Klängen füllt sich der Stagebereich merklich. Bis zum Ende ist der Auslastungsgrad bei ca. 75%, was gegenüber den letzten Besuchen im Turock beispielsweise sehr angenehm ist, weil es dort immer gefühlte 120% sind und man sich überhaupt nicht mehr bewegen kann!
Es dauert etwas, bis ich checke, welche Art von Musik die machen und wo sie herkommen. Das ist nämlich alles nicht so einfach. Die Band kommt wohl aus Edinburgh, hat aber auch deutsche und spanische Member. Und alle zusammen spielen sie Doom Metal, den ich ja normalerweise immer so schrecklich langsam finde, aber vor allem die Stimme der Sängerin holt mich ab!
Nach drei Liedern bin ich drin und finde es echt ziemlich gut. Eins heißt „Obey“ und bleibt gleich im Gedächtnis. Manchmal erinnert es mich ein bisschen an Gggolddd und das ist als großes Lob gemeint!
Wer es selber einmal nachprüfen mag, kann hier in die Songs reinhören! Die Sängerin hat eine tolle Stimme und der Sound kommt ziemlich fett rüber.
21:00 Uhr und ORANSSI PAZUZU betreten nach einem langen Intro an CLIPPING Hiphop Songs die Bühne, jedenfalls glaube ich sie hinter dem ganzen Rauch zu erblicken. Die Songauswahl überrascht mich ein wenig! Die Band besteht aus fünf Personen, von denen drei auch singen. Dazu ein Keyboard, ein Synthesizer und natürlich zwei Gitarren plus Bass und ein fettes Schlagzeug.
Erstmal zum Bandnamen: „Oranssi“ heißt orange auf finnisch und „Pazuzu“ ist der Name des mesopotamischen Dämon des Windes. Den kennen wir aus dem Horrorfilm „Der Exorzist“ von Regisseur William Friedkin aus dem Jahr 1973. Frontmann ist Juho „Jun-His“ Vanhanen - ausgestattet mit einer der krassesten Stimmen, die im Black Metal zu finden sind.
Neben einigen sehr künstlerischen und langsamen sphärischen Introsounds geht es meist alsbald in ziemliches Geballer über. Niko „Ikon“ Lehdontie ist seit 2016 an der Gitarre dabei und Ville „Evil“ Leppilahti liefert eine gewaltige Klangwand, die alle anderen Geräusche im Raum verschlingt.
Auch am Bass wird der raue Gesang durch Toni „Ontto“ Hietamäki unterstützt, der wohl die Texte fabriziert!
Jarkko „Korjak“ Salo am Schlagzeug wechselt schlafwandlerisch sicher zwischen rabiatem Black Metal, Stoner Doom, Thrash Metal sowie Electro und Krautrock hin und her.
Nach etwas über einer Stunde wird der Auftritt beendet und für das Lied „Vasemman Käden Hierarkia“ als Zugabe kommt die Band noch einmal auf die Bühne. Das Lied dauert dann auch genau 19 Minuten! Ein spektakuläres Finale eines überragenden Konzertes.
Der ganze Auftritt bekommt von mir 10/10 Punkten. Einziger Wermutstropfen - die aktuelle LP „Muuntautuja“ wird für 40€ angeboten. Das finde ich etwas happig. Vor dem Gebäude 9 diskutieren wir noch ein wenig über die grandiose Show und selbst die lokalen deutschen Black Metal Szenegrößen vor Ort sind voll des Lobes für die finnischen Metal Götter! Glücklich und zufrieden geht es auf die A1 und zurück nach Dortmund!