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Teufelnacht, Vendul, Necrotic Woods, 18.10.2025 in Troisdorf, JKC - Bericht von Matt Greasejar

Teufelnacht, 18.10.2025 in Troisdorf

Troisdorf - beim Namen dieser Mittelstadt im rechtsrheinischen Kölner Speckgürtel denken wohl die wenigsten an Rock'n'Roll, und der Tipp, mal im örtlichen Jugendzentrum vorbei zu gucken, dürfte dann auch nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen. Zu Unrecht! Das JKC, von einem selbstständigen ("autonom" sagt man in Troisdorf nicht...) Verein betrieben, beherbergt offenbar diverse fitte Konzertgruppen, die regelmäßig feiste Punk- und Metal-Shows auf die Beine stellen. Für meinen Geschmack haben vor allem die schwarzmetallisch orientierten Leute vom Sixth Circle Fest oft was zu bieten. Zum Beispiel dieses Label-Special, bei dem drei Bands von Crawling Chaos ihre neuen Alben erstmals live präsentieren. Gemäß Murphy gibt es natürlich zeitgleich reichlich andere sehenswerte Shows, so feiert z.B. Schoko seinen eigenen Geburtstag und den seiner Band ausschweifend im AZMH, und wenn es denn BM sein soll, hätte man sich auch, wie die Hipstermetal-Fraktion des Bierschinken-Teams, bei Oranssi Pazuzu im G9 die Campagnerflöte rissig stoßen können. Aber ich brauche heute Mucke, die knallt, in räudigem Ambiente. (Dass im JKC außerdem Eintritt zum Freundschaftstarif und Bierpreise aus dem letzten Jahrhundert fällig sind, hätte zwar nicht den Ausschlag gegeben, aber ich nehm' das mal positiv angetan mit.)
Der Weg vom Troisdorfer Bahnhof zum JKC führt durch eine boomende Innenstadt mit charmanten Gewerbeimmobilien (Symbolbild).
Im noch moderat gefüllten Club eröffnen Necrotic Woods pünktlich um halb 8 den Abend. 
Die Band aus Steinheim bei Höxter gibt es jetzt auch schon über 20 Jahre. Die letzten zehn davon war's allerdings relativ ruhig, Familienphase und so. 
Aber jetzt sind sie wieder am Start. Es gibt No-Nonsense-Black Metal alter Schule, der mich eher an Schweden als an Norwegen denken lässt - Watain fällt mir als Vergleich ein, und zwischendurch brät auch mal eine massive Death-Metal-Kante durch die Songs.
Düster, walzend, brutal hämmern sich die Ostwestfalen durch rund 45 Minuten und kommen damit gut genug an, dass eine Zugabe gefordert wird. Die müssen sie aber verweigern, denn "das ist unser erster Auftritt seit fünf Jahren, mehr haben wir noch nicht geprobt!" Gut so, Zugaben sind nicht nur kein Punk sondern auch kein Black Metal!
An jedem anderen Abend hätten mich Necrotic Woods auch als Headliner mit einem zufriedenen Grinsen nach Hause geschickt. In der Erinnerung an diesen Abend spielen sie allerdings eine etwas unverdiente Nebenrolle, denn da sollte noch einiges passieren.
Da wären zum Beispiel Vendul. Die kommen aus dem tiefsten Sauerland, und man weiß nicht genau, ob ihre Haupt- und Oberlippenhaartracht eher von australischen Eggpunkern oder von Kirmesbesuchern ihrer Heimat inspiriert ist. Auf jeden Fall gibt es elf von zehn Style-Punkten.
Zu hören gibt es räudigen, angeschwärzten Metalpunk in betont reduzierter Instrumentierung. Eine wild shreddende Gitarre, ein enthemmt D- und blastbeatendes Schlagzeug und heiserer Keifgesang müssen reichen, wir hatten ja nix!
Das reicht aber für einen erstaunlich fetten Sound. Ja gut, es gibt ja von Mantar über Sun Worship bis Häxenzijrkell genug Kapellen, die auch nicht mehr (und noch nicht mal einen hauptamtlichen Sänger) brauchen.
Immerhin den haben Vendul, und der nutzt die Bewegungsfreiheit ohne Instrumenten-Duties für eine gepflegt wahnsinnige Abdreher-Show. Das überträgt sich aufs Publikum, das ziemlich schnell ziemlich heftig in Bewegung kommt.
Endlich mal wieder Mosh, das erlebt man in meinem Alter ja auch nicht mehr so oft. Der Fotoqualität ist das nicht gerade dienlich, aber da müsst ihr jetzt durch, Hauptsache die jungen Leute (und ich) hatten Spaß!
Was sollte danach noch kommen? Zum Beispiel Teufelnacht. Die Eisenpimmel des Black Metal schlugen 2021 mit "Black Metal ist tot" ein wie eine Bombe. War das jetzt eine Parodie auf die von peinlichen Edgelords geprägte Szene, oder fanden die den Black Metal alter Schule eigentlich schon geil und wollten auch gar nichts anderes spielen? Beides!
Dass sie den Kvlt nicht ernster als nötig nehmen, ist bei Songs wie "Bahnhofskino Schwarzmetall", "Vollmondnächte im Folterkeller" oder "Black Metal raus aus Deutschland" eh klar. Diskussionen darüber, ob das noch Black Metal ist, werden dadurch umkurvt, dass man ja sein eigenes Musikgenre sei, nämlich Teufelrock. Ja ja, und Fäulnis waren immer Sick Black Punk. Und Motörhead Bluesrock.
Whatever. Auf Konserve durchaus auch mal in Richtung Gothic experimentierend oder Giallo-Einflüsse a la Hexenbrett (inklusive Schweineorgel) auslebend, liefern die Teufelrocker live dann doch ein durchgängig knallendes, angepunktes Metal-Set. 
Und dazu wird angemessen abgegangen. Schön.
(Im übrigen bin ich neidisch auf das von feinstem B-Movie-Geschmack zeugende Shirt des Sängers.)
Und dann zünden Teufelnacht die ganz große Showeffekt-Bombe. Nebel und Feuerwerk kann ja jeder. Die Teufelrocker dagegen sind so trve, dass sie ihr Equipment vom Publikum unter Bier setzen lassen, bis die Sicherungen des JKC kapitulieren. Black Metal Stromausfall 2025, the darkness is real!
Aber ohne "Helmut Berger" ist die Show natürlich nicht zu Ende. Und dazu entert nach behobenem Kurzschluss auch noch eine (mir) unbekannte Gastsängerin die Bühne - und keift den Song raus, als hätte sie nie was anderes getan. Hammer! Hat die auch eine eigene Band? Wenn nicht, gilt frei nach Loriot: "Das sollte sie aber!"
Und selbst das war's noch nicht. Zingultus (Endstille, Morast, Graupel, Nagelfar) ist im JKC eh öfter mal präsent, veranstaltet da auch einmal im Jahr seinen eigenen "Nebelung Ritus" (spart euch das Googlen, is' eh ausverkauft) und gesellt sich hier&heute zu den Teufelrockern. Aber nicht alleine, denn die furiose Gastsängerin denkt gar nicht daran, die Bühne zu verlassen. Und das ist auch gut so.
Und dann singen sie und dieser Typ, den man  ganz ohne Anführungsstriche als lebende Black-Metal-Legende bezeichnen kann , ausgerechnet "Black Metal ist tot". Wenn mir das nächste Mal jemand erzählt, die deutsche BM-Szene sei nicht zur Selbstironie fähig, denke ich an diesen Abend und lache den armen Willi aus!
Leckoschinzky, wat ein Abend! Von Necrotic Woods im besten Sinne grundsolide eröffnet, von Vendul mit hart anzogener Schlagzahl eskaliert und mit der "normalen" Teufelnacht-Show als vermeintlichem Höhepunkt, der vom Wahnsinn zum Schluss aber noch mal getoppt wurde. Konzert des Jahres? Ich bin ja Optimist, aber um DAS in den nächsten zweieinhalb Monaten noch zu übertreffen, müsste schon EINIGES kommen.


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Holger

21.10.2025 17:32
Na dann mal herzliches Danke vom Chaoten hinter den Kulissen. Geiler Abend und das wäre ohne Fans wie euch nicht möglich gewesen !!!

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