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Sonntag, 28.04.2024: A Punkrock Guide To Parenting Teil 3: Keine Macht für Niemand



Wie ist es, wenn man vom Punk zum Papa oder zur Mama wird? Alte Gewohnheiten, Lebens- und Denkweisen stehen auf einmal auf dem Prüfstand. Nichts ist mehr, wie es mal war, das ist vielen schon vorher klar. Doch wie dicht die Minen auf dem weiten Feld zwischen Dosenbier und Drei-Monats-Koliken liegen, da machen sich die wenigsten eine Vorstellung von. Daher möchte ich euch in dieser „Kolumne“ immer mal wieder einen Einblick darin geben, wo möglicherweise die Nähte spannen beim Spagat zwischen Pogo und Pampers.

Das heutige Thema lautet: Keine Macht für Niemand!


Waren es erst die eigenen Eltern, gegen die es zu rebellieren galt, gegen deren alte Welt und deren angestaubte Werte du dich mit aller Kraft aufgelehnt hast, darauf folgten deine Lehrer:innen und dann vielleicht deine Vorgesetzten oder den Professor:innen oder Dozent:innen, die es zu bekämpfen galt. Vorzugsweise mithilfe von radikalen Theorien, die du in ihrer Gänze vielleicht noch nicht mal verstanden hast, purer Provokation oder einfach mit deinem Aussehen. Alles nur um deinem Gegenüber zu verstehen zu geben, dass dein Verhalten als ein Zeichen der Ablehnung anzusehen ist, mit der du ihnen gegenüberstehst. Alle sollten verstehen, du bist dagegen, denn sie sind dafür, du bist dagegen, denn du bist nicht wie sie.

Nach diesen vielen Jahren des Auflehnens gegen jegliche Herrschaftsverhältnisse findest du dich nun auf einmal auf der gegnerischen Seite wieder, ohne dass du weißt, warum und wieso! Denn ohne große Ankündigung oder sichtbare Anzeichen und ganz ohne dein Dazutun hat dein Kind den Schritt von einem größtenteils zufriedenen Kleinkind, dem vielleicht mal das Essen nicht schmeckt oder das mal keine Lust auf Fremdbetreuung oder Zubettgehen hat, in einen kompletten Vollpsychopath verwandelt, der ständig vor Wut kocht und das mit der Intensität einer ganzen Gang von Hooligans. Und das aus den nichtigsten und nicht nachvollziehbarsten Gründen überhaupt. So siehst du das. Dein Kind jedoch nicht, denn dies hält, immer der Meinung vollkommen im Recht zu sein, eine Wagenladung an Ausrastern für dich bereit, so dass dir schon bald die Ohren klingeln, als hättest du seit Tagen nur Grindcore auf Festival-Lautstärke gehört!
Willkommen in der Autonomiephase deines Kindes! Gleichwohl wichtig und richtig wie nervenaufreibend und Fluchtreflex verursachend. Ständig findest du dich nun in marternden Diskussionen wieder, die sich darum drehen, warum du dir die Frechheit erlaubst, deinem Kind beim Anziehen zu helfen (weil es dies noch nicht alleine schafft, oder grade noch darum gebeten hat), du das Essen wahlweise klein, nicht klein in Würfel oder Quadrate geschnitten hast oder warum du dir herausnimmst, einfach den blauen Löffel zur Mahlzeit hinzulegen. Vielleicht hast du auch gefordert, dass dein Kind eine Hose trägt, bevor es die Kita betritt. Welch frevelhaftes Verhalten!
All dies bedeutet nun Stress, Streit, Schreierei und vor allem Diskussion in biblischen Ausmaßen. Denn es war so nicht gewünscht und überhaupt was nimmst du dir raus, so einfach über den Kopf deines Kindes hinweg zu entscheiden. Nun denkst du, dass du als gestandener, erwachsener Mensch in diesen Diskussionen schon die Oberhand behalten wirst. Doch ich muss dich leider enttäuschen, du wirst mit keinem noch so triftigen Argument zu dem Gehirn dieser kleinen wahnhaften Person durchdringen. Schon eher vermittelst du zwischen Antideutschen und Antiimps oder Queer- und Radikalfeministinnen. Egal was du machst und wie du es machst, du hast es bereits verkackt! Irgendwann wird dir klar werden, du wirst es hier niemanden Recht machen können.
Aber verzage nicht, denn hier wird schon bald der Spruch, den du wahrscheinlich in deiner Jugend nach dem Haare blau färben von deinen Erziehungs- und Weisungsberechtigten gehört hast, greifen: Es ist nur eine Phase! Also lehn dich zurück und atme tief und gleichmäßig durch die Hose und lass dein Kind das schreien und fordern, was dir schon seit einer Ewigkeit durch den Kopf geht:

"Im Süden, im Osten, im Norden, im Westen, es sind überall dieselben, die uns erpressen. In jeder Stadt und in jedem Land, heißt die Parole von unserem Kampf, keine Macht für niemand!"



Peter 04/2024
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Zwen
(Zwen)
30.04.2024 05:40
"Hosen sind kapitalistisch" (Ulf, Betrunken Im Klappstuhl)

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