Buzz Dees:
Icke
Das Solo-Projekt von Buzz Dee hört auf den Namen "Buzz Dees". Als langjähriger Knrokator-Fan muss ich das mal hören. Zugegebenermaßen mit eher mäßigen Erwartungen, ist doch Buzz Dee eher der ruhige Pol bei Knorkator, der sich eher von den anderen Bandmitgliedern beschimpfen lassen muss, als dass er für herausragende Kreativität steht.
Ich höre mir das Album nach einer relativ durchzechten Nacht an und denke mir nur: "Was soll das denn sein?" Ich war ziemlich erschlagen. Nun gebe ich mir die 12 Songs nochmal mit klarem Schädel und bin über meinen eigenen Musikgeschmack erstaunt.
Ich halte das Album "Icke" von den Buzz Dees nämlich tatsächlich für unterhaltsamer als das letzte, sehr durchwachsene Knorkator-Werk "Es werde nicht". "Icke" ist ganz anders als der Output von Knorkator: Hier regiert eher der erdige Rock, ein paar vorsichtige Metal-Riffs gibt es. Das ist Musik, die wohl auch meiner Omma gefallen könnte. Das ist so eine Band, die auch auf dem Stadtfest von Augsburg, spätnachmittags um 18 Uhr, auf der Open-Air-Bühne funktionieren könnte - gleich ob Kinder oder CSUler im Publikum stehen.
Das klingt jetzt alles so negativ, ist es aber nicht. "Icke" hat eine gehörige Portion Ohrwürmer, man kann die Refrains beinahe aller Lieder nach dem zweiten Hören mitgrölen. Die Texte dabei sind so (im positiven Sinne) blöd und unkonventionell, dass man sich stets zwischen Köpfschütteln und Lachen entscheiden muss. Kein Fäkalhumor, dafür absoluter Non-Sense ("Rhabarbermost") oder Wortspiele ("ich hab mir grad einen runtergeladen" aus "Universal Telefon").
Das macht gute Laune, das ist konsensfähig, auch wenn es mit dem Zeug das größtenteils hier auf Bierschinken reviewed wird, nix zu tun hat.
Als Vergleiche biete ich an: "JBO" (aber mit weniger Metal) und "Zwakkelmann" (aber mit weniger Punk). "Icke" ist ein ohrwurmiges Rockalbum, das von tollen Melodien und insbesondere dem mehrstimmigen Gesang lebt. Garantiert nichts für die nächste Straßenschlacht - aber für eine gemütliche Trinkrunde mit den Freunden, scheißegal welchen Alters.
Anspieltipps: Neben den beiden bereits erwähnten: "Kann nich sein", "Alarm in Berlin" und das englische "High And Low" - einfach, wegen den guten, melodischen, unbeschwerten Songs an sich.