Griff in die Kiste "will bei uns keiner besprechen", da tummeln sich die ganzen kleinen und großen Schätzchen, die in der Bierschinken-Redaktion einfach kein Anklang finden. Is schon verblüffend, da kannste uns irgendson Prog-Songwriter-Jazzcore schicken und sofort schreien alle "ey, will ich besprechen!" - aber dat hier, '77er Punk aus New York, auf ansprechendem schwarzen Vinyl, nee, da lassense die Finger von. War jetzt natürlich überspitzt dargestellt und sollte keine Aufforderung an Prog-Songwriter-Jazzcore-Labels sein, uns ihren Mist zu schicken.
Bei der Bestandsanalyse offenbart sich, warum da keiner Bock drauf hat. Bewaffnete Soldaden aufm Backcover, die Mitmusiker werden als "The Troops" bezeichnet, aufm Textblatt wird mit Stahlhelm posiert neben Fotos von Kriegsschiffen und Panzern. Die Platte beginnt mit so ner Soldaten-Fanfare. Allies of Rockin Roll eben. Und wenn man will, findet man auch in den Texten zahlreiche Referenzen, obwohl sie doch eigentlich zum Großteil eher klassische Rock'n'Roll-Themen aufgreifen. Ich zieh mal als Beispiel "Hells Kitchen" heran, am Anfang heißt es so schön unkompliziert "I got a girl I got a gun", später, soll eventuell auch nur witzig sein: "Gulf beaches have seen no blood / thats life in the USA" - und so weiter. Als ich zuletzt was mit so viel Krieg besprochen hab, war das auch son Teil, das sonst keiner besprechen wollte: das Tape von
Der Feind - bloß war das da alles ironisch gemeint, während sich hier einfach keine Ironie finden lässt. Das Label lässt verlauten "Das aktuelle Album 'Allies' ist allen WW2 Veteranen und speziell seinem Vater gewidmet." - boah, da krieg ich echt zu viel. Auch wenn die Amis entscheidend dazu beigetragen haben, dass der zweite Weltkrieg beendet wurde, das war ja auch echt nett, und Nazis abschlachten kann auch nicht so verkehrt sein, aber deswegen sind Soldaten trotzdem weiterhin Mörder und keine Helden. Ich weiß, als US-Amerikaner geht man etwas unreflektierter an die Sache heran, trotzdem ist und bleibt Krieg einfach scheiße, und wenn diese Platte aus Krieg bestehen möchte, dann finde ich sie ganz einfach auch scheiße. Natürlich hat die Platte nicht die Mission, den nächsten Krieg anzuzetteln, eventuell soll hier sogar zum Ausdruck gebracht werden dass Krieg doof ist, auch wenn das nicht so rüber kommt. Aber ich hab auch die Faszination für so genannte Antikriegsfilme nie verstanden, was ist an der Verherrlichung von Waffen und Soldaten bitteschön Anti-Krieg? Neenee, die Platte hier kriegt ne kontrollierte Sprengung, sonst nix.
Achja, Musik: ich sagte es ja schon, '77er Punk aus New York, mit dem üblichen poppigen Rock'n'Roll-Einschlag. Hörbar, aber weit weg vom Weltfrieden.