Andre Lux:
Drakula gegen Dracula
Ganz selten kommt es ja mal vor, dass auf dieser unseren Seite auch mal Bücher besprochen werden. Die haben dann meistens irgendwas mit Musik zu tun. Hat das hier nicht. Wobei, im Autoradio eines Protagonisten läuft erstaunlich oft Metal, und dass eine nebenbei erwähnte Coverband "Summer of 69" dreimal am Abend spielt, verbuche ich mal als "Realitätstreue". Außerdem geht es in dem Buch zwar vordergründig um Dracula und Drakula, aber eben auch um Schinkenhörnchen, und alleine deswegen lohnt sich die Lektüre.
Geschrieben hat das Ding Andre Lux, bekannt durch sein Karopapierstrichmännchen Egon Forever, durch diverse Musikeskapaden und durch den erfolglosen Versuch, einen Artikel über seine Schöpfung durch die Wikipedia-Relevanzkriterien zu prügeln. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er sogar schonmal sowas wie ein Buch geschrieben, das hat aber damals schon keinen interessiert.
Zunächst mal: Echt guter Schreibstil! Ich würde mich ja als relativ kritischen Leser bezeichnen und rege mich oft drüber auf, wenn Schriftsteller Zeitformen, Perspektiven und rhetorische Stilmittel vollkommen unpassend durcheinander würfeln. Nicht, dass ich mich selbst daran halten würden täte - aber ich schreib ja auch keine Bücher. Lux schon, und das macht er echt ganz gut. Ich hatte mich im Vorfeld eigentlich auch darauf eingestellt, hier eine uninspirierte Abfolge von Klamauk und Nonsense vorzufinden, aber auch da wieder Pustekuchen! Es gibt tatsächlich eine Story! Die wird zwar mit zunehmenden Verlauf der Handlung immer hanebüchener, aber deswegen nicht minder unterhaltsam. Auch der Humor kommt nicht mit dem Holzhammer, eher aus der Kategorie "Alltagsbeobachtungen treffen auf B-Movie-Klischees", und, ja, okay, Nonsense findet sich auch. Kurz zur Handlung (Achtung Spoiler!): Es geht um Drakula und um Dracula, am Ende sterben sie, dazwischen essen sie Schinkenhörnchen. Und dann sind da noch diese Menschen, die unvermittelt dem großen Mysterium auf die Schliche kommen.
Fazit: Kurzweilige Unterhaltung auf 180 Seiten. Letztens hätte ich sogar fast meine Bushaltestelle verpasst, weil ich so vertieft in die Gedankenwelt von Dracula (oder war es Drakula?) war. Ein wenig merkt man, dass der Autor im Laufe des Schreibens dem Wahn verfallen ist - aber das stört beim Lesen eigentlich kaum.