So im Jahr 2009 muss es gewesen sein, als ich den Herren von Impotenz zum ersten Mal begegnet bin. Damals gab es ein Deutschpunk-Fanzine namens "Taugenix", das es, glaub ich, auf ganze 10 Ausgaben gebracht hat. Im Taugenix-Fanzine gab es eine Sampler-CD, wo auch Impotenz drauf waren. Ich hab deren Samplerbeitrag ("Geruchsprobe") ziemlich abgefeiert und der Band eine Email geschrieben, ob man nicht mal zusammen einen Gig spielen will. Wie es der Zufall will, kommen Impotenz aus Augsburg - wusste ich nicht. Und das Angebot lautete: "Okay, wir fahren dieses Wochenende nach Koblenz und saufen da 2 Tage, um am dritten Tag nen Auftritt zu spielen. Habt ihr Bock?". Klar fuhren wir mit. Seitdem läuft man sich immer mal wieder über den Weg - besonders Sänger Arno Loeb ist ein Augsburger Urgestein und nicht nur wegen seiner Musik, sondern vor allem wegen seinen penetranten Facebook-Posts bekannt.
Mein schönstes Impotenz-Erlebnis: Ich habe die Band mal für ein Festival gebucht. Sie spielten akustisch um 18.00 Uhr und es waren nur Rentner und kleine Kinder im Publikum. Impotenz spielten 2x ihren Kracher "Nutten an die Macht" und streckten eine improvisierte Blueseinlage über 20 Minuten, wobei sie damit endete, dass Sänger und Texter Arno Loeb einem Menschen ein Buch an den Schädel geworfen hat. Am Tag danach häuften sich die Beschwerden, dass man so eine Band doch nicht spielen lassen könne. Weltklasse.
Soweit zur Vorgeschichte.
Warum ich soweit aushole? Ich behaupte, dass sich einem der "Straßenrock" von Impotenz erst dann richtig erschließt, wenn man die Herren kennt. Die Bandmitglieder sind mittlerweile alle um die, oder weit über, 50 und glänzen auch auf dem neuen Werk "Da musst du durch" (Textauszug: "Da musst du durch sagt der Storch zu dem Lurch, da machst was mit sagt der Bär zur Termit") mit gewohnter Kost: Deutscher Punkrock, mal gemächlich ("Hau ab"), mal schnell ("Bomber-Piloten", "Da stimmt was nicht") gespielt, mit Texten, die immer zwischen Genie und Wahnsinn pendeln. Highlights der Loebschen Lyrik: "Schafft das Koka Kola ab, diesen blöden süßen Babb...gebts mir doch was anders her, lieber sauf ichs Wasser aus dem Meer, als die blöde braune Soß, ausschaut wie ne verschissene Unterhos" (aus: "Koksacola"). Der geneigte Leser bemerkt, dass auch Augsburger Mundart mit in die Kompositionen einfließt. Weiteres Highlight: "Ihr Gold stinkt nach Urin, von glatten Botoxfratzen, in deren kalten Mösen, da hausen nur die Bösen" (aus: "Doofe Fotzen"). Doch die Band auf den Sänger zu reduzieren wäre unfair. Denn die Herren beherrschen ihre Instrumente exzellent. Man hört die Größe des Schlagzeugers (Yogi ist 2,08 Meter groß) förmlich heraus. Die Gitarrensoli sind über alle Maße erhaben und die Bassläufe sind...Zucker!
Die Scheibe ist sehr gut und druckvoll produziert und für alle bestens geeignet, die die Kassierer abfeiern.
Nur Hits!