No Shame, aus Finnland. Scheint irgendwie jeder zu kennen und alle freuen sich aufs neue Album, ich hab von der Band zum ersten Mal gehört, als sie auf dem Plakat fürs "Kein Bock auf Nazis"-Festival in der Schaubude standen, neben Scheisse Minnelli und den The Detectors. Na, das sollte musikalisch dann doch passen, sagte sich der kleine Thrun und griff direkt einen Monat nach Anmeldung fürs Review zum Stift und notierte sich auf einem Zettel, dass er noch in die Tasten hauen muss.
Finnland, das lädt ja quasi dazu ein, Romane über kaltes Wetter, wenig Sonne und viel Einsamkeit zu schreiben, oder darüber, dass man/mensch/tier (ich) mit Finnland vor allem tolle Metalmusik wie Stratovarius, Sonata Arctica, Boomfunk MC's und Nightwish assoziiert. Fand ich auch alle mal gut, bis auf die Boomfunk MC's. Punk aus dem Norden hat bei mir spätestens an der schwedischen Grenze aufgehört zu existieren, mal von Cigarette Crossfire und Wasted abgesehen. Putting the ranz back in Ignoschulranzen. Andere Schreiberlingen sagten einst über die Band "Ein Florist an den Drums, ein Maler am Mikrofon und zwei arbeitslose Jugendliche an Bass und Gitarre. Mitten aus dem Leben eben." Interessiert das? Nö. Muskalisch bietet sich dem Hörer ein zweisprachiges Album voller Punk mit Tempomat auf Niveau der französischen Autobahnen. Kein Highspeedgeboller, kein übertriebenes Karohemdeneinschlafbetroffenenheitsgedudel, kein überflüssiges Geschnörkel und viele Ecken und Kanten, bissken wat Straße und Melodien von vorne bis hinten. Mehrstimmiger Chorus und immer wieder schwingt so eine gewisse Unzufriedenheit mit, die schon im Opener "People are so selfish" den Ton vorgibt.
Für alle, die unverständlicher Weise der finnischen Sprache nicht mächtig sind, gibt's die Übersetzung der Texte mitgeliefert, Eins mit Sternchen. Doch trotz aller Lobhudeleien geht dem Album im mittleren Teil ein wenig die Luft aus und plätschert im eigenen Tempomatmeer vor sich hin, nur um dann am Ende mit "Viimeinen kesä" nochmal einen verdammten Hit mit erhobenem Zeigefinger in Richtung aller, die achtlos unseren Planeten zerstören, rauszuholen. Das Video darf man sich gerne
hier anschauen. Kerro mitä sä teet. Einiges bleibt hängen, anderes nicht, aber als erfahrener Endmoränenlandschaftsbewohner Schleswig-Holsteins weiß man: Nach bergab geht's auch immer wieder bergauf und erstmal oben angekommen fühlt man sich doch gleich viel besser.
Meinungen anderer Eierköppe zum Thema:
N. Höllenperücke: "du kanntest die vorher echt gar nicht?"
Unbekannter WWW- und Instagramnutzer: "Die mp3s klingen genauso scheiße abgemischt wie die von Wasted."
Finnlandverschwörung?