The Boatsmen:
City Sailors
Ich weiß jetzt auch nicht mehr so genau, warum ich mir ausgerechnet diese LP zum Besprechen rausgesucht habe. Vielleicht wollte ich mal so richtig über Rockabillys lästern. Mit eben diesen ich bis jetzt nur zwei Mal eine Begegnung hatte und beide waren wirklich sehr merkwürdig. Die erste war vor über einem Jahr, als ich mit meiner Band im Druckluft gespielt habe und wir zunächst mit unserem ganzen Zeugs und allem drum und dran in den falschen Raum gelaufen sind. Hier fand gerade ein Rockabilly-Abend statt und von den geschniegelten und gegelten Typen mit den engen Lederjacken wurden wir fünf abgerissenen Punkas wirklich mehr als schräg angeguckt. Immerhin war die Dame hinterm Tresen so nett, uns zu erklären, wo wir eigentlich hin müssen. Die 2. Begegnung fand im Cafe Banane in Dortmund statt. Dort war eigentlich ein Liedermacherabend, zu diesem hatte sich aber auch eine Gruppe von Rockabillys verlaufen. Da ich damals direkt an der Treppe zum Klo saß, ging mir diese aufs Äußerste auf die Nerven, da ständig jemand von der Clique aufs Klo rannte, wo er sich vermutlich ein widerspenstiges Haar zurückgelen musste.
Aber zurück zu den City Sailors von denen ich mir im Vorfeld ihr Video zu Saturday Night angeschaut habe. Dies bestätigt meine Einschätzungen bezüglich Rockabillys zur Hälfte. Rein optisch passt diese Band perfekt ins Klischee. Leder, Gel, Unterhemden und noch mal Leder. Ernsthaft: Ich war die Tage in einem ehemaligen Puff, wo noch Plakate von vergangen Veranstaltungen hingen. Rein optisch fällt es schwer die Crew von The Boatsmen von den Männern der "Popo-Hau"-Partys zu unterscheiden.
Oh, jetzt habe ich doch etwas weiter ausgeholt, als ich eigentlich wollte. Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass die City Sailors-LP wirklich schön zu hören ist. Viel weniger Rockabilly als ich von der Aufmachung her erwartet hätte. Präsentiert wird ein runder Rock'n'Roll-Tonträger, dessen Einflüsse aus dem Punk-Sektor nicht zu überhören sind. Die Jungs spielen flotte, eingängige Melodien mit klischeebelasteten Texten, wofür Titel wie "Gasoline", "Route 69" oder "I like to Drink", bezeichnend sind. Trotzdem braucht sich dieser Tonträger nicht zu schämen, wenn ich ihn jetzt einfach mal in eine Reihe stelle mit Bands wie The Generators, The Bones oder sogar den Street Dogs stelle.
Also; The Boatsmen bringen euch hiermit den Soundtrack für die nächste Rock'n'Roll-Party, bei dem ich mich beinahe beim Hören dabei erwische meine Haare zu gelen und meine Lederjacke aus dem Schrank zu holen. Yihaaa! (schade, dass ich keinen Hut habe)