Der deutsche Regisseur Dr. Uwe Boll versucht bereits seit geraumer Zeit vergeblich, Sequels seiner Filme Rampage und Postal per Crowdfunding zu finanzieren. Regelmäßig scheitert er an diesem Vorhaben und lädt danach ein Hass- und Drohvideo nach dem anderen hoch, was irgendwie beachtlich, verstörend und unterhaltsam zugleich ist. Beachtlich ist auch, dass es den NELSONS, einer Punkrock- oder Rock'n'Roll-Band aus Sindelfingen oder Calw gleich im ersten Versuch gelang, die Pressung ihres neues Albums PART TIME REBEL auf diesem Weg zu finanzieren. In diesem Fall wurde die Plattform Startnext für die Umsetzung verwendet. Scheint also doch zu funktionieren. Vor allem erscheint mir dieser Weg der Herstellung des eigenen Produkts deshalb so legitim, da es ja eine Nachfrage zu geben scheint: Wer im Vorfeld Geld gibt, hat Bedarf an dem neuen NELSONS-Album oder findet die Bandmitglieder cool. Cool sind die auf jeden Fall, denn auf dem Bandfoto des Textblatts der Platte posen sie mit coolem Fickfinger und coolen Gesichtsschnuten vor der Fassade der Sindelfinger Altstadt und auf dem Cover lächelt dem/der Betrachter/in lüstern das Punkrock-Aushängeschild ebendieser wundervollen schwäbischen Industriemetropole (Daimler/Bosch) entgegen: Andi (78), Besitzer der Musikkneipe "Traube". Als wären das nicht schon genug spannende Facts, kommt hier richtiges Nerdwissen: Die drei NELSONS ließen sich nicht lumpen und bewegten ihre Rockinstrumente für das erste Vinyl-Release in die geschichtsträchtigen Hallen von Ferdinand Führers (Homestory Magazin, Club Deja Vu) Tonstudio in Stuttgart. Mittlerweile mutiert Ferdinands Studio zur Pilgerstätte, denn der weiß was Bands wie die NELSONS wollen: Druck, geile Melodien und Refrains zum Mitgröhlen. Wer all das sucht, wird bei den Mitt-30ern fündig: Die Band klingt nach Bierverklebtem JuZe, nach selbstgedrehten LIDL-Kippen und Erzieherausbildung. Kopfschüttelnd sitze ich vor dem HiFi-Gerät und frage mich, warum die es in den knapp 10 Jahren ihres Bestehens noch nicht zur ewig tourenden Supergroup gebracht haben - Fans von tanzbarem Punk'n Roll sollten die NELSONS auf jeden Fall gut reinlaufen wie eine frisch geöffnete Dose Stuttgarter Hofbräu.