Warum lasse ich mich von dieser düsteren Stoner-/Progressive Rock Tonansammlung an einem heißen Sommertag runterziehen? Und das, obwohl bei mir auch noch der Norovirus eingekehrt ist. Völlig fertig schwitze ich ein Bettlaken nach dem anderen durch, hungere und das Debut-Album der Hamburger Band ŁINIE (kryptische Schreibweise soll so weil kryptisch) bastelt nebenher einen John-Carpenter-Soundtrack aus Rock-Instrumenten und versucht mich wahlweise in Trancezustand zu versetzen oder direkt in einem angezerrten Klangbad zu ertränken. Fans dieser Musikrichtung wollen wohl genau DAS empfinden, wenn sie sich die neue Sludge- oder Doom-Core Scheibe auf den Teller legen. Deshalb ist schonmal zu sagen: Die Mitglieder von ŁINIE machen das sagenhaft - Hier ein bisschen Synthiegewirbel, Bassläufe aus der Vorhölle der schlechten Laune und ein Gesang der wie ein Puzzleteil in die neue Neo-Grunge-Welle hineinpasst. Was bei 1,2,3,4-Punkrock verboten ist, wird hier bis zum letzten Progressive-Rock-Gitarrenriff durchgezogen: Man verliert sich! Jedes Instrument ist auf sich selbst fixiert, die Stimme murmelt resigniert vor sich hin und bricht an den richtigen Stellen heraus ("Designate") oder quatscht den/die Hörer/in einfach zu ("Lake of Fire"). Ich maße mir nicht an, irgendeine Ahnung von dieser Art des Düsterrock zu haben, aber die Lorbeeren die WHAT WE MAKE OUR DEMONS DO auf anderen Plattformen eingeheimst hat, scheinen mir vollkommen berechtigt zu sein. Der Sound ist schwer, zeitgenössisch und passt perfekt auf die Bühne. Zumindest habe ich in letzter Zeit immer mehr solcher Bands live gesehen, ohne gezielt danach gesucht zu haben, und war jedes mal erstaunt ob des Unterhaltungsfaktors dieser Musik mit der Extraportion Endzeit-Charme. Nach dem kompletten Hördurchgang bin ich nun erst einmal vom Fieber und der Band komplett zermürbt. So fühlt es sich an, eine echte Leistung erbracht zu haben!