Smokey Bastard:
Back To The Drawing Room
Über Folk-Punk ist wohl schon alles gesagt.
Zumindest glaubt man das, wenn man den letzten Satz des Presseinfos von Smokey Bastards neuer Scheibe "Back To The Drawing Room" liest: "'Back To The Drawing Room' kann das Genre nicht neu erfinden, schließt aber an die Klasse von Platzhirschen wie Flogging Molly oder The Real McKenzies mühelos an." Diese Aussage lässt irgendwie auf wenig hoffen. Auf eine weitere Kopie von einer Folk-Band, die wiederum eine Kopie einer Folk-Band ist, habe ich nämlich eher nicht so Bock. Also stell ich jetzt einfach mal eine Flasche Schnaps auf dem Tisch und bei jedem Lied, bei dem ich denke, dass ich das schon tausendmal gehört habe, wird einer gekippt.
Ich verrate es jetzt einfach mal direkt: Ich bin nüchtern geblieben und zwar komplett. Das Album ist super und sehr abwechslungsreich; so bleibt man weder musikalisch, noch thematisch auf den englischsprachigen Inseln im Nord-Ost-Atlantik hängen, sondern macht eine bunte Weltreise. Bei dieser hält man sich mal in Osteuropa, wie im Song "Baba Yaga", der sich mit slawischer Mythologie beschäftigt, auf, und mal befinden wir uns mit bollernder Bassdrum schon beinahe in skandinavischen Pagan-Metal-Regionen, wie bei "Screens", ja sogar einem Abstecher nach Down Under ("South Australia") ist man nicht abgeneigt. Dabei gibt es ein sehr druckvolles Setzen der Instrumente, genauso wie ein kräftiges Anklopfen bei anderen Genres. Genau das ist es auch, was ich an der Scheibe so mag: Auf der einen Seite die sehr tanzbaren bis energiegeladenen Folk-Hymnen und auf der anderen Seite ein wilder Mix aus vielen Musikstilen. Vor Experimenten wird hier nicht gescheut und das Konzept geht erstaunlich gut auf.
Fazit: Abwechslungsreich, laut und definitiv empfehlenswert.
Anspieltipps: Archipelago, Baba Yaga, Faster Than Light, Alcobatical.