Die Tochter eines guten Freundes von mir wurde im selben Monat geboren, wie dieses Hörspiel von Jens Rachut rausgekommen ist. Jens Rachut kann gut mit kleinen Kindern, das habe ich in der Vergangenheit immer wieder feststellen können. Als ich das Meisterwerk "Scheiße, nicht schon wieder Bernstein" seiner ehemaligen Band "Kommando Sonne-nmilch" (die Bindestrichschreibweise ist von der Band so gewollt) einem anderen frisch geschlüpften Nachwuchs eines anderen Freundes vorspielte, ergab sich ein wahrlich lohnendes und vor allem nervenschonendes Phänomen: Dieses zweitgenannte Baby nämlich hatte die Eigenart, sehr viel zu schlafen. Was beim ersten Lesen wie eine Wohltat für die Eltern klingt, ist auf den zweiten Blick gar nicht immer so toll. Denn auch Neugeborene müssen Tätigkeiten wie "Essen" und "AA-machen" verrichten. Wenn nun ein kleines, winziges Wesen dauernd schläft, dann gestalten sich diese Basishandlungen als sehr schwierig oder einfach unangenehm. Jetzt kommt "Scheiße, nicht schon wieder Bernstein" ins Spiel. Man musste nur diese Kracherscheibe auflegen und recht laut aufdrehen, dann erwachte das Baby, schlug die Kulleraugen auf und fing an den schnellen Schlagzeugbeat auf dem Kissen mitzutrommeln. Es schrie nicht, es war bereit für den Tag, konnte sogar selbstständig essen und AA-machen. Ein Lottogewinn für die frischgebackenen Eltern. Der Beweis: Die Musik von Jens Rachut kann gut zum Kindererziehen eingesetzt werden, sie bringt nur Vorteile, denn auch die Eltern feierten den schlauen Punkrock bedingungslos ab.
Nun aber zum Hörspiel "Herzinfarkt". Wie einleitend berichtet, haben andere mir bekannte junge Eltern seit April 2015 ein gesundes, prächtiges Mädchen. Dennoch hat das Verhalten dieses Kindes rein gar nichts mit dem des oben beschriebenen zu tun. Eher ist das Gegenteil der Fall: Es schläft nie, plärrt Tag und Nacht, will ständig essen und AA-machen und die jungen Eltern drehen "Scheiße, nicht schon wieder Bernstein" gar nicht erst auf, da der Frischling ansonsten randalierend und pöbelnd durch die Vierzimmerwohnung grölen würde. Ich schenkte dem nahezu verzweifelten Pärchen also "Herzinfarkt" von Jens Rachut. Und es funktionierte. Das Kindchen schlummert seitdem ganz brav, die Eltern haben Ruhe und können auch mal wieder ohne Störung "Wer wird Millionär" schauen. Das klappt jetzt bereits seit fast zehn Monaten. Der Papi kann das Hörspiel bereits auswendig mitsprechen und die Mama summt ruhig und befreit den Gastbeitrag von Bela B. mit. Manchmal schlafen sie auch einfach, ganz unbeabsichtigt, ein, wenn sie eine weitere Runde "Herzinfarkt" auflegen.
Jens Rachut ist daher der beste Kinderkrippenbetreiber Hamburgs.