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The Other:
New Blood
Der vierte Langspieler des oft falsch übersetzten Grusel-Quartetts (Das Andere, nicht Die Anderen!) ist da. Gleich vorweg kann ich sagen, dass dieser mir besser gefällt als die letzten drei, die auch alle gut waren, aber die neue Platte ist sowohl vom Sound, der unter der der Fittiche von Metal-Urgestein Waldemar Sorychta entstanden ist, als auch besonders vom Songwriting einen deutlichen Schritt nach vorne gegangen.

Zunächst aber das leidige Thema des Genres. The Other als quasi Erfinder der eigenen Szene haben es natürlich nicht leicht, sich innerhalb der selbstgesteckten Horror-Punk-Grenzen zu bewegen. Die großen Schattenwerfer wie die Misfits, The Damned und Show-und-Schmink Papa Alice Cooper hat es natürlich immer schon gegeben, und B-Movies und Horrorfilm-Ästhetik natürlich auch, aber erst die Verknüpung all dieser Teile und die Einbindung von Gothik- und Rockabilly-Elementen haben den vom Fiendforce Lable etablierten Boom einer eigenen Szene begründet.

Und doch gibts Bewegung in Siebenbürgen. The Other haben ihre musikalische Heimstatt verlassen und veröffentlichen ihre neue Platte unter dem Steamhammer-Banner der hannoveraner Plattenfirma SPV. Und auch musikalisch gibt es Entwicklung zu verzeichnen. Besonders auffällig ist die Verbesserung im Songwriting. Mehr Vielfalt, Abwechslung aber auch Eingängigkeit finden sich auf NEW BLOOD im Vergleich zu seinen Vorgängern. Die Melodien sind ausgefeilter und gehen besser ins Ohr, der Sound ist wärmer, die Arrangierungen sind liebevoller. Zum echten Meilenstein macht das das Album zwar noch nicht, doch aber zum Besten, was diese ehemalige Misfits-Cover-Band bisher veröffentlicht hat.

Los geht es mit dem soundtrackartigen Opener 'New Blood', der sofort klarstellt, dass auch hier die notwendige Theatralik aufgeboten wird. Das folgende 'Back To The Cemetery' weist dann auch sofort alle Trademarks des Genres auf: Punkige Rhythmen und Riffs mit starken Metal-Anleihen, große Melodiebögen und eingängige Mitsing-Passagen. Warum Sänger Rod Usher immer wieder mit Glen Danzig verglichen wird, ist mir allerdings rätselhaft. Seine Art zu Singen ist sicher oft ähnlich, aber Mr. Usher hat durchaus eine sehr markante eigene Färbung. Tatsächlich finde ich ihn in hohen Tonlagen oft ein wenig bemüht, aber er verfügt durchaus über das richtige Gespür und den Ausdruck für den Gesang, den diese Musik braucht. Spätestens im mehrstimmigen Chrous eines jeden Liedes ist der Wurm dann im Ohr.

Tight und auf technisch hohem Niveau spielt sich die Band durch schnelle Nummern wie 'Ghostride To Hell', 'The Burial' und 'Blood Runs Cold', durch groovige Midtempo-Nummern wie 'Transylvania' und 'Howling At The Moon', dem Headbanger 'In League With The Devil' und dem tatsächlich misfitesken 'Demons Walk The Earth'. Auch dem Gruselromanautor Stephen King wird mit 'Castle Rock' gehuldigt, was thematisch natürlich prima ins Konzept passt. Nach dem Erfolg des ersten deutschen Liedes 'Der Tod Steht Ihr Gut' vom letzten Album THE PLACE TO BLEED gibt es auch hier wieder eine teutonische Nummer mit dem Titel 'Hier kommt die Dunkelheit' die auch in heimischer Zunge den üblichen morbiden Charme der Rheinländer versprüht.

Eine weiteres herausstechendes Lied ist das getragene 'The Lovesick Mind', dass sich mit unpeinlichen 80er Wave-Sounds zunächst vor Ikonen wie den Sisters Of Mercy verneigt, dann mit dickem Streichersatz fast wieder als Filmmusik durchgehen würde und später den Bombast und die herzzerreißende Weite aufweist, die sich zuletzt 2004 auf dem letzten Album der Farmer Boys fand, welches signifikanter Weise THE OTHER SIDE hieß. Eine weitere Öffnung der Band, die nicht nur das Album sondern den ganzen Stil bereichert.

Auf der Bonus-CD der limitierten Digipack-Edition finden sich zwei zusätzliche Eigenkompositionen, die wirklich Spaß machen und echte A-Seiten sind. Das Geschenk an die Fans und Fiends 'Can't Stop The Monster Kids' und das schön-schaurige 'Violence, Murder, Bloodshed', das auch auf einer Misfits-Platte der Michael-Graves-Ära eine gute Figur gemacht hätte. Dazu drücken The Other noch dem The Damned-Song 'Love Song' und dem Johnny Cash Spätwerk 'Like The 309' ihren Stempel auf. Als fünften Bonustrack gibt es dann noch eine Demo-Version von 'Blood Runs Cold'. Warum wird mir allerdings auch bei Konzentration und Kopfzerbrechen nicht klar. Die Qualität dieses "Demos" ist höher als das, was manche Band als Endprodukt veröffentlicht, also stellt sich die Frage nach dem Sinn der doppelten Erscheinung. Egal - alles in allem eine sehr gelungene Platte, die wie bereits beschrieben die Vorgänger deutlich in den Schatten stellt, die Anhänger begeistern wird und vielleicht sogar noch den ein oder anderen Metal-, Punk-, Gothik- oder Billy-Fan hinzukommmen lassen wird.
Chris Crusoe 05/2010
The Other
Musikstil: Horrorpunk
Herkunft: Köln
Homepage: www.theother.de
The Other - New Blood

Stil: Horrorpunk
VÖ: 21.05.2010, CD, 2-LP, SPV


Tracklist:
01. New Blood
02. Back To The Cemetery
03. Transylvania
04. Ghost Ride To Hell
05. Hier Kommt Die Dunkelheit
06. The Burial
07. Castle Rock
08. The Lovesick Mind
09. Talk To The Dead
10. Blood Runs Cold
11. In League With The Devil
12. Demons Walk The Earth
13. Howling At The Moon
14. We All Bleed Red

Digipak-Bonus CD:
01. Can't Stop The Monster Kids
02. Violence, Murder, Bloodshed
03. Love Song (The Damned Cover)
04. Like The 309 (Johnny Cash Cover)
05. Blood Runs Cold (Demo)

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