Rogers:
Nichts zu verlieren
„Nichts zu verlieren“, das zweite Album der ROGERS, dreht sich auf dem Plattenspieler. Wüsste man das nicht, könnte man denken, es liefe eine zur Jahrtausendwende erschienene DIE-TOTEN-HOSEN-Veröffentlichung. ROGERS machen Punkrock und kommen, wie auch die HOSEN, aus Düsseldorf. Weitere gern bemühte Vergleiche beziehen sich auf die BROILERS, Labelkollegen der ROGERS und ebenfalls aus der Stadt mit der längsten Theke der Welt.
„Nichts zu verlieren“ bietet solide produzierten Punkrock zum Mitgröhlen. Die Texte sind hierbei wenig subtil und es geht um die typischen Themen: Freiheit, Zusammenhalt und Andersartigkeit. Leider wird dabei immer eine Menge Pathos aufs Butterbrot geschmiert, außerdem ist der Gesang wenig facettenreich. Da gefällt mir die Musik mit flottem Schlagzeug und den gelegentlichen Gitarrensolos schon besser. In Albumlänge aber auch etwas ermüdend.
Das Artwork der Platte, gefüllt mit schlichten tattooartigen Schwarzweiß-Abbildungen von Kay Özdemir, ist ganz gut gelungen. Özdemir macht auch Videos mit den ROGERS, zum vorliegenden Album „Nichts zu verlieren“ wurden „Steh auf“ und „Vergiss Nie“ auf Zelluloid gebannt. Letztgenannter Song ist der stärkste auf der Scheibe.
Hervorzuheben ist, dass die ROGERS klare Kante zeigen: Sie positionieren sich politisch gegen Antifeminismus, Rassismus und Gewalt und für Sea Shepherd und Flüchtlinge. Zu „Zugvögel“ etwa ist ein Video veröffentlicht worden, in dem syrische Flüchtlinge von ihrem Leben erzählen.
Gäbe es einen musikalischen Wettstreit zwischen den Punk-Kapellen der Rheinmetropolen Düsseldorf und Köln – für mich hätte Colonia ganz klar die Nase vorn. Irgendwie komisch, dass man Punk-Kombos oft die Postleitzahl anhört. Ich werde „Nichts zu verlieren“ von den ROGERS nicht erneut auf den Plattenteller legen. Wer aber auf Altbier, pathetische Texte, Opelgang und Mitgröhlpassagen steht, sollte sich „Nichts zu verlieren“ in jedem Fall anhören.