Die erste Frauenband auf Rookie Records. Ich finde es immer irgendwie merkwürdig, wenn das Geschlecht in der Bandbeschreibung eine Rolle spielt, man würde ja auch nicht sagen "die 345. Männerband auf Rookie Records" und außerdem sollte es auch kein Bewertungskriterium oder gar Qualitätsmerkmal sein, ob da jetzt Frauen, Männer oder Transpersonen am Start sind. Musik ist entweder gut oder schlecht und alles in allem sowieso nur subjektive Kacke.
Da aber die Musikwelt auch 2016 immer noch ein Jungs-Club ist, scheint man den Umstand, dass nur Mädels in einer Band sind, jedesmal wieder betonen zu müssen. Ist ja 'ne Abweichung von der Norm...und somit irgendwie auch wieder Punk, nicht wahr?
Ich erwische mich jedenfalls pausenlos dabei, alles abfeiern zu wollen, was mehr als eine Quotenfrau am Bass hat.
Bei LIKE A MOTORCYCLE gelingt mir das allerdings nur bedingt. Dabei sind "Hands" und "Dead Finger", zwei schön nach vorne gehende Rocknummern, eigentlich ein guter Einstieg und das Anfang Juni als Single ausgekoppelte Titelstück "High Hopes" ist, ohne Zweifel, ein Hit. "Nobody knows" hat ein nettes Gitarrenriff und "Punk one" ist ebenfalls ein gutes Uptempo-Stück, der Rest schafft es allerdings auch nach mehrmaligem Hören nicht, mich zu überzeugen und den oftmals gezogenen Vergleich mit L7 oder dass es sich hier um Musik in bester Riot-Grrrl-Tradition handelt, kann ich beim besten Willen nicht heraushören, da fehlt doch einiges an Rotzigkeit. Hin und wieder fühle ich mich an GIRLSCHOOL erinnert, was ja auch nicht die schlechteste Referenz ist.
Live legen die vier Kanadierinnen vielleicht alles in Schutt und Asche, auf Platte sind sie eingängige Rockmusik, nicht mehr und nicht weniger.