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NoFX:
First Ditch Effort
Sauber, neue Platte von NoFX und ich darf die Besprechung machen. Das bedeutet, ich kann mir die 13 neuen Songs von Album Nummer 13 eine Woche vor dem offiziellen Release herunterladen und anhören. Fette Sache!
Wie erwartet packt mich auch Album Nummer 13 und schnell kristallisieren sich erste Favoriten heraus. Somit wird in der folgenden Woche so ziemlich jeder in meinem Umfeld, bei dem die Chance darauf besteht dass ihn ein neues NoFx Album interessieren könnte, zum Anhören gezwungen. Die Reaktionen fallen dabei zwar durchaus unterschiedlich und zumeist ganz gut aus, allerdings bleiben wahre Begeisterungsstürme aus. Was mich wiederum etwas wundert, denn "First Ditch Effort" ist noch besser als sein Vorgänger aus dem Jahre 2012. Was nicht heißen soll, dass "self Entitled" schlecht gewesen ist, es war ebenfalls großartig und wieder eine Steigerung zu seinem etwas schwächeren Vorgänger "Coaster". Aber "First Ditch Effort" ist noch "anders" besser. Ist es doch wahrscheinlich das persönlichste, aber auch düsterste NoFX-Album jeher.
Der Titel der neuen Platte, übersetzt "erster letzter Versuch", ließ bereits erahnen, wo die Reise hin geht. Und einen Eindruck auf das was da kommen mag, bot dann noch die Vorab-Single "Six Years on Dope", ein 92 sekündiger Volle-Power-Abgesang an die Welt der Drogen, aus der sich Sänger und Bassist Fat Mike nun wenigstens für eine gewisse Zeit verabschieden möchte. Denn wie im aktuellen und sehr zu empfehlenden Interview im Ox-Fanzine zu lesen ist, entstand das neue Album trotz Entzug noch unter konstantem Einfluss von Kokain und Alkohol. Jede Nacht Party und das mit über 50 Jahren auf dem Buckel, das hinterlässt auf Dauer beim besten Punkrocker Spuren tief wie Gräben. Aber jetzt ist erstmal Schluss und vom Wie und Warum gibt es nun bei einigen Songs etwas zu hören. Wie zum Beispiel bei "California Drought", bei dem es textlich um Entzug und Abstinenz geht und in dessen Mitte es ein lässiges Schlagzeug-Solo in Begleitung von El Hefes Trompete zu hören gibt. Oder auch bei "Oxy Moronic", eine bittere Anklage an die Pharma-Industrie, inspiriert von Erfahrungen, die Fat Mike mit Ärzten machen musste, die ihn mit Tabletten von seiner Tablettensucht zu kurieren versuchten. Meine vorläufigen Lieblinge auf dem Album bleiben vorerst das selbstkritische und stark nach vorne gehende "I don't like me anymore", dicht gefolgt von dem lärmenden Hardcore-Brett "Ditch Effort", das aus dem Nichts beim Jammen enstanden sein soll, sowie das abwechslungsreiche "California Drought". Textlich sticht desweiteren "I'm a Transvest-lite" hervor, das Fat Mikes Neigung zum Tragen von Frauenkleidung, genannt Cross-Dressing, behandelt und bei dem er einen mutigen Seelen-Striptease abliefert. Angestoßen von der kürzlich veröffentlichten und gefeierten Band-Biografie "the Hepatitis Bathtube", in der die Band komplett blank zieht und keine hässlichen oder noch so privaten Details auslässt. Auch in "Im so sorry Tony" wird es schwer persönlich, hierbei geht es um die Trauer um den 2012 an einem Drogen-Cocktail verstorbenen No Use For A Name Sänger Tony Sly, der ein großer Freund der Band gewesen ist. Dessen Tochter, sowie die 11 jährige Tochter und die 17 jährige Stieftochter von Fat Mike haben am Ende der Platte einen Gastauftritt, und zwar beim apokalyptischen "Generation Z". Hier singen sie im Chor und verlesen ein Gedicht, in dem es thematisch um das selbstverschuldete, baldige Ableben der Menschheit geht, untermalt mit melancholischen Gitarren und wirren Pianoklängen. Womit wir beim Klang des neuen Albums wären. Etwas öfter als bisher (z.B wie bei "Cell Out" auf "Self Entitled") wurden diesmal Piano und elektronische Sounds zu den Songs hinzugefügt, wie bei "It ain't lonely at the bottom" mit seinem Nintendo-Gedudel. Auch bei einigen anderen Lieder ertönt an manchen Stellen kurz ein Piano, ein Saxofon oder andere Spielereien. Mit "Dead Beat Mom" und "Happy Fathers Day" (Fast-Food) wird man desweiteren mit gewohnter, doch schmackhafter NoFx-Melodic-Punk-Kost versorgt. Mehr Einfluss als bisher hatte diesmal auch Gitarrist Eric Melvin, der zusammen mit Fat Mike "It ain't lonely at the bottom" schrieb und auch gesanglich am Anfang des Titelsongs zu hören ist. Einzig "Sid & Nancy", der bereits vorab am Record Store Day erschien und sich mit der Frage beschäftigt, ob nicht eher Nancy Sid gekillt hat anstatt anders herum, schafft es nicht, mich wirklich zu begeistern. Auch nach mehrfachem Hören läuft er immer wieder einfach so durch, ohne dass sich etwas bei mir tut. Dass das Ganze wie immer perfekt aufgenommen wurde (diesmal von Cameron Webb/Motörhead, Alkaline Trio), lohnt eigentlich überhaupt nicht mehr zu erwähnen.

Fazit: Für viele Fans werden die besten Nofx Alben die aus den 90er oder die aus den 80er Jahren sein, aber bei genauer Betrachtung muss man, wie ich finde, sagen, dass es kein wirklich schlechtes Album von NoFX gibt und dass auch die in den letzten Jahren veröffentlichen Scheiben durchweg gut sind und ihre Hits haben. Somit wird "First Ditch Effort" definitiv auch seine Anhänger finden, sticht es doch gerade textlich deutlich aus den letzten Veröffentlichungen hervor.
Durch die Beziehung zu seiner Frau und Domina und dem freien Ausleben seiner BDSM-Vorlieben ist Fat Mike laut eigener Aussage mehr "er selbst", außerdem hätte die Arbeit an der Biografie die Band dichter zusammen geschweißt und das alles merkt man dem Album auf jeden Fall an! Die Band und ihr neues Machwerk machen auf mich einen frischen und extrem motivierten Eindruck, keine Spur von Altersschwäche, Eintönigkeit oder Stagnation, stattdessen ist förmlich eine gewisse Aufbruchstimmung und eine Menge Energie zu spüren. NoFX bleiben auch nach 33 Jahren im "Geschäft" und mit Album Nummer 13 eine feste Größe am Punkrock-Himmel! Einziges Manko, es sind zu wenig Songs drauf!
Peter 10/2016
Hörprobe:
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NoFX
Musikstil: Skate-Punk, Punkrock
Herkunft: Kalifornien, USA
Homepage: www.nofxofficialwebsite.com
NoFX - First Ditch Effort

Stil: Punk
VÖ: 07.10.2016, CD, LP, Fat Wreck (Link)


Tracklist:
01. 6 Years on Dope
02. Happy Father's Day
03. Sid and Nancy
04. California Drought
05. Oxy Moronic
06. I Don't Like Me Anymore
07. I'm a Transvest-lite
08. Ditch Effort
09. Dead Beat Mom
10. Bye Bye Biopsy Girl
11. It Ain't Lonely at the Bottom
12. I'm So Sorry Tony
13. Generation Z

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