Ein Jahr nach Veröffentlichung der ersten Platte von ILLEGALE FARBEN hier nun die Besprechung. BÄMM! Bierschinken pfeift auf Zeitsouveränität!

Eine Illegale Farbe ist der „Pegelwert eines Farbsignals, der zu einem Videopegel führen und damit eventuell technisch nicht übertragbar ist“ (Quelle: BET-Fachwörterbuch). Aha. Zum Glück klingt das selbstbetitelte Debüt der Kölner Kapelle ILLEGALE FARBEN weniger durchgestylt, als Bandname und Ästhetik des Cover-Artworks vermuten lassen könnten.

Die fünf Musiker sind keine Unbekannten, spiel(t)en in Bands wie BAZOOKA ZIRKUS, GENEPOOL und MY LAI, wobei am ehesten Parallelen zum Post-Punk von GENEPOOL zu hören sind – wenn überhaupt. ILLEGALE FARBEN präsentieren nämlich ihre ganz eigene Mischung aus Indie, Punk und Pop mit einer Schippe 80er. Alle Strobo-Lichter an! Denn das ist vom ersten bis zum letzten Song schwungvoll, sehr dynamisch und lädt auf die Tanzfläche ein, ohne sich an den Mainstream anzubiedern. Lieder wie „Schwarz“ oder „Staub“ kann man sich so auch tatsächlich bei einer gut sortierten Indie-Disco vorstellen (vielleicht laufen die da auch – ich gehe halt nie hin). Trotz Tanzwillen ist die Stimmung der Songs aber nachdenklich und düster, was natürlich auch an den Texten liegt. Also die Hälfte der Strobo-Lichter wieder aus! Die Texte schwanken zwischen Aussage und Kryptik und sind stets gut verständlich – nehmen aber auch viel Platz ein („und alles was du wolltest / und alles was du bist / nur noch leere Phrasen / und Illegale Farben“). Bei einem musikalisch so ausgereiften Album könnte der Gesang auch ab und an mehr in den Hintergrund treten und der Instrumentalisierung ihren Raum lassen. An der Qualität des Gesanges oder der Texte ist aber nichts auszusetzen. ILLEGALE FARBEN ist hier eine sehr gute Platte geglückt, die sich gar nicht so sehr wie ein Erstling anfühlen will, dafür ist sie fast schon zu professionell.
Eine Indie-Disco, wo ILLEGALE FARBEN läuft, könnte man tatsächlich mal besuchen.