Budapester Puppenmuseum:
The Fate Of Ronald Danner
Ja, ich bin begeistert! Es gibt also doch noch Bands, die anders sind, die unhip sind, die ihre Facebook-Posts nicht mit rosa Herzen und Hashtags verhässlichen. Das Budapester Puppenmuseum aus Augsburg ist endlich nicht das 192. Electroprojekt das gleich klingt wie alle anderen, nicht der 173. Singer/Songwriter, der mit Soulstimme über seine deepen Feelings singt und auch kein Irish-Folk-Irgendwas-Indie. Und ohne die oben genannten Musikrichtungen abwerten zu wollen, aber besonders geil finde ich es, wenn eine Band einfach mal wieder komplett frisch und anders klingt, keine Kunst um der Kunst willen produziert, sondern gute Lieder, die hängen bleiben und super gespielt sind. Obendrauf kommen noch Texte über, hier zitiere ich mal die Band, "orgelspielende Wanderzirkusdirektoren, halbtote 190jährige Krankenschwestern, Eselsmädchen und Elefantenmänner". Quasi der Soundtrack zu einem Horrorfilm. Falls man die Band stilistisch überhaupt irgendwie einordnen kann, würde ich das zwischen Rob Zombie, Marilyn Manson, Tom Waits und Nick Cave tun. Das Schöne an "The Fate Of Ronald Danner" ist, dass kein Lied wie das andere klingt, alles aber enorm stimmig ineinander fließt. Das liegt auch an den vier Interludien, die die Lieder hörspielartig miteinander verbinden, wovon besonders das letzte ("The Nurse") heraussticht - kranker Falsett-Gesang, untermalt von Orgelklängen und einem sich ständig wiederholenden Gitarrenriff.
Weitere Highlights: "Donkey Girl" (fröhliche Country-Melodie trifft auf extrem kranken Text), "The Dark Triangle" (tolles Bassriff und Alice-Cooper-Gedächtnisgesang), "Artisti" (selten so einen verschrobenen Song gehört), "Emperor" (da werden plötzlich Psychedelic-Rock-Gefilde ausgetestet) und natürlich "The Night Of Ronald Danner" (Hymne!).
PS: Die Augsburger Puppenkiste ist übrigens etwas anderes.