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Trümmerratten:
Wohlstand für Alle
Vorab, liebe Trümmerratten: Es tut mir leid. Ich habe die Scheibe „Wohlstand für alle“ seit gefühlten 3 Jahren auf meinem Rezi-Stapel liegen und hab es einfach nicht auf die Kette gekriegt, ihr die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die sie verdient – mea maxima culpa!

Hätte ich früher reingehört, hätte ich viel eher festgestellt, dass die Hamburger Formation TRÜMMERRATTEN mit ihrer im November letzten Jahres erschienenen Platte „Wohlstand für alle“ ein richtig anständiges Ding abgeliefert haben. Auf ihrer Homepage packen sich die Jungs selbst in die Kategorie Schrammelpunk, und das trifft den Nagel 1a auf den Kopf. Ein Großteil der Songs hat eine Länge von einer Minute (was ich bei Schrammelpunk sehr schätze), das Schlagzeug ballert durchgehend wie eine fahrerlose Dampflok auf Crack, die Gitarre plärrt und schreddert pro Song 3 bis 5 Akkorde und textlich wird auf alles gespuckt und gegen jeden getreten, der es verdient: gegen Bullen, gegen besorgte Bürger, Kirche und Staat, gegen Punker im Allgemeinen und die Asselpunks von der Bahnhofsplatte im Besonderen (schön ironisch, kann ich drüber lachen). Dabei sind die Texte relativ einfach gehalten und gerade heraus, auf bedeutungsschwangere Metaphern wird hier verzichtet, was wiederum zum Konzept der Platte und der Länge der Songs passt – 1 Minute Vollgas und ohne Umschweife in die Fresse. Der Sänger rotzt größtenteils einfach raus, kann aber hin und wieder auch mal mit annähernd melodischen Parts positiv überraschen (als Beispiel sei hier der Song „Punker“ genannt, mein Highlight der Platte). Der Typ erinnert mich stark an Bauer Bühl von den mächtigen Superfreunden, ähnliche Stimmlage, stellenweise hätte ich mir ein wenig mehr Druck und Hass von ihm gewünscht – aber hey, das ist jetzt Kritteln auf hohem Niveau meinerseits, das passt schon alles sehr gut ins Gesamtpaket.

Beim Hören der Scheibe hatte ich irgendwie direkt ein vertrautes Gefühl zur Musik, das fing schon beim Simpsons(?)-Intro des ersten Songs „Bürgerwehr“ an. Welche Band baut denn sonst noch gerne Skits aus TV-Serien ein? Mir kamen sofort LOSER YOUTH und BRUTALE GRUPPE 5000 ein, und siehe da, ein Blick auf die Trümmerratten-Homepage verrät mir, dass zumindest ein Mitglied auch in den gerade genannten Gruppen tätig ist. Hört man auch raus.

Meine persönlichen Lieblingssongs der Platte sind auf jeden Fall „Punker“ (aus den oben genannten Gründen), „Kirche“ (textlich treffend, voll auf die 12) und „Elbe“ (bei „Alle wolln das Selbe: Bullen in die Elbe“ musste ich schmunzeln, Hit- und Mitgröhlpotential).

Rundum finde ich die Platte gelungen und in sich schlüssig. Die Aufnahmequalität ist schön räudig, die Songs eingängig und auf Krawall aus. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Ganze live noch viel mehr auf die Fresse gibt als die Platte, wenn die Trümmerratten mal in der Gegend spielen, werd ich sie mir auf jeden Fall reinziehen. Sehr sympathisch finde ich auch, dass die Trümmerratten ihr gesamtes Oevre auf Bandcamp zum kostenlosen Download/pay-what-you-want bereitstellen.
Der Gaar 08/2017
Hörprobe:
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Trümmerratten - Wohlstand für Alle

Stil: Schrammelpunk, Deutschpunk
VÖ: 11/2016, LP, Download, Raccoone, Bolzkow


Tracklist:
01. Bürgerwehr
02. GEZ
03. Häuserkampf
04. Elbe
05. Punk is Drag
06. Pünktlichkeit ist deutsch
07. Wohlstand für Alle
08. Kirche
09. Punker
10. Der Romantische
11. Arnold Hiller
12. Zerstör die Welt

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