Elias Loeb:
Immer blau
Geil, dass nach dem Tod von Ludwig Hirsch jemand würdig in dessen Fußstapfen tritt!
Das mittlerweile 4. Album von Elias Loeb ist das 2., auf dem es ausschließlich deutsche Lieder zu hören gibt. Das passt nochmal eine ganze Spur besser als die bereits schon guten ersten beiden englischsprachigen Alben. Bereits der erste Song "Immer höher" erinnert dermaßen an Ludwig Hirsch (Referenz: "Komm, großer schwarzer Vogel"), dass man meinen könnte, ebendieser ist noch gar nicht tot, sondern ist halt nach Augsburg gezogen und hat seinen Wiener Akzent abgelegt und stattdessen ein bisschen Augsburgerisch gelernt.
Generell geht es, wie bei Elias üblich, um Tod, Verderben und Groteskes. Wer hier einen 08/15-Songwriter mit den üblichen Durchhalteparolen erwartet, wird gnadenlos enttäuscht. Das Album klingt hochgradig depressiv - von vorn bis hinten. Es geht um Kindesmord ("Blumenkinder"), verreckende Meerjungfrauen ("Arexia"), das Knabbern an Lebern ("Im Narrenturm") und behinderte Truthahnmädchen ("Drei Träume"). Also alles ganz smarte Small-Talk-Themen für den nächsten Tratsch in der Betriebskantine.
Musikalisch wird alles recht minimalistisch umgesetzt, sodass der Fokus immer ganz klar auf den krank-morbiden Texten liegt.
Ich kann hier nur eine klare Kaufempfehlung aussprechen! Die 10 Tracks (7 Lieder, 2 gesprochene Zwischensequenzen, ein Instrumental) beinhalten keinen einzigen Lückenfüller.
Elias hat mich neulich bei seiner CD-Präsentation mal angesprochen und gesagt, dass ich seine Scheibe ruhig mal verreißen könne, die bisherigen beiden Rezensionen waren ihm zu brav. Wenn ich aber irgendwas kritisieren könnte, dann ist das höchstens, dass mir die Scheibe etwas zu kurz ist (35 Minuten) und man dem Instrumental vielleicht noch einen Text spendieren hätte können.
Alles in Allem aber definitiv saustark. Man sollte es bloß nicht hören, wenn man schlecht drauf oder zart besaitet ist.
Highlights: "Kein Frühling", "Blumenkinder" (was für ein Text!) und "Immer blau".