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G.B.H.:
Momentum
Da haben wir wieder das Problem der Kindheitshelden. GBH könnte man wohl zu den ersten Punkbands zählen, die ich gehört habe. Sozialisiert vom Skate-/Hardcorepunk der Westküste war mir der ganze UK-Punk a la Sex Pistols und The Clash eigentlich viel zu lahm und zu poppig und Deutschpunk irgendwie zu doof. Da kamen GBH gerade wie gerufen. 1978 gegründet, beglückten einen die Insulaner mit ihrem dunklen Hardcore-Sound und der prolligen Street-Attitüde, die dazu führte, dass jeder Bahnhofspunk mit grünem Iro und Nietenjacke auch mindestens einen GBH-Aufnäher brauchte. Klar, dass ich als kleiner 4You-Taschen-Träger zutiefst beeindruckt war und das, obwohl die Band damals bereits ihren Popularitätszenit eigentlich schon lange überschritten hatte.
Ich erinnere mich an ein Fernseh-Interview mit dem Bassisten, wo sich dieser über die erste Punkwelle echauffierte und deren Akteure als "reiche Kunststudenten" beschimpfte und meinte, dass sie - also die zweite Welle - wirklich Penner waren, die ihre Instrumente nicht spielen konnten. Das war damals so ein Satz der auf mich sehr Eindruck gemacht und das auch immer noch tut. Nichtsdestotrotz muss ich anmerken, dass ich trotz tierischem Respekt der Band gegenüber, nie so wirklich GBH-Fan war. Zwar habe ich einige Alben in meiner Sammlung und die Band auch mittlerweile drei Mal live gesehen (jederzeit wieder und auch jedem zu empfehlen!), einen Patch habe ich aber immer noch nicht auf meiner Kutte.

Aber sei es wie es sei, die Frage ist doch, ob GBH immer noch ein vernünftiges Album abliefern können. Zunächst einmal scheinen GBH nach der Jahrtausendwende deutlich an Produktivität eingebüßt zu haben, so ist Momentum erst das dritte Album, nach dem 2002 erschienenen "Ha Ha" und dem 2010 veröffentlichten "Perfume And Piss". Mir fällt zunächst einmal das schlichte, aber auf mich authentische Coverdesign auf: Schwarzer Hintergrund und in roten Druckbuchstaben prangen Bandname und Albumtitel jeweils über und unter einem Skelett auf einem Motorrad. Vom Cover kann man dann auch ganz gut auf den Inhalt schließen. Es gibt - wenig verwunderlich - Streetpunk mit ordentlicher Hardcore-Kante. "Birmingham Smiles" ist für mich ein typischer GBH-Hit, der alle wichtigen Charakteristika der Band enthält: Durchgängig ballernde Bassdrum, ein hohes Tempo und Collins markanter Gesangsstil mit der abgekratzten Betonung auf die letzte Silbe. Ohrwurmrefrain gibt es natürlich auch. In diesem Stil sind dann auch Songs wie "No News", "Population Bomb" und "Momentum" gehalten. Ansonsten fällt auf, dass die Band einen Weg weitergeht, der auch schon auf den letzten Alben beschritten wurde; nämlich weg von den düsteren Tönen der ersten Releases, hin zu deutlich mehr Rock'n'Roll-Einflüssen. Zu nennen wären hier sicherlich die Midtempo-Songs "Tripwire Strange", "The Perfect Storm" und "Blue Sky Thinking". Wenn man mal ganz genau hinhört, merkt man das GBH beim Aufnehmen lange experimentiert haben und auch die Herren um Lars Frederiksen es sich nicht haben nehmen lassen dem Ganzen ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Das sorgt für Abwechslung, weicht aber auch nicht total von der vorgezeichneten Linie ab. Das könnte man wohl auch für das Album generell sagen. Lohnen tut es sich aber meiner Meinung nach dennoch.

Fazit: Keine Enttäuschung, aber auch kein Quantensprung, sondern ordentlich runtergerotzter Old School Street-Punk wie man ihn von GBH eben erwartet.

Anspieltipps: Birmingham Smiles, No News, Population Bomb
Zwen 11/2017
Hörprobe:
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GBH - Momentum

Stil: Hardcore-Punk, Streetpunk
VÖ: 17.11.2017, CD, LP, Hellcat, Epitaph


Tracklist:
1. Birmingham Smiles
2. Tripwire Strange
3. No News
4. Population Bomb
5. Enemies
6. Us Against The World
7. Momentum
8. The Perfect Storm
9. Fifty What?
10. I Never Asked For Any Of This
11. Blue Sky Thinking
12. Liquid Paradise (The Epic)

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