White Mountain:
The Delta Sessions
Ich bin ein offener Mensch und als relativ neuer bierschinken-Autor möchte ich mich ja nicht nur auf das mir bekannte Genre des Punks reduzieren, sondern der erwünschten Vielfalt gerecht werden und FÖs Vision eines genreübergreifend anerkannten Fachmusikmagazins unterstützen - wozu sonst treibt er sich immer auf Konferenzen rum und hält fancy Präsentationen, über Klickzahlen, Uservisits und natürlich Rendite!
Also greife ich, ohne wirklich zu wissen was mich erwartet, wahllos in die Grabbelkiste der zu rezensierenden Platten (alle guten Platten waren schon weg - dass ich Helmut Cool nicht bekommen habe, macht mich traurig) und erwische White Mountain - The Delta Session. Einziger Hinweis war die Anmerkung “Finest Noise” und ich so, ok, muss wohl das Genre sein, um dann beim Lesen des Promosheets festzustellen, dass so nur die Promoagentur heißt - reingefallen.
Was mich dann erwartet, ist Metal. Oder besser Metal-Rock à la “Evanescence” (erinnert ihr euch noch “Wake me up, I can’t wake up - Bring me to life, blablabla”?) - ein Blick in den Promosheet erklärt mir, dass es ein Konzeptalbum ist, das aus 5 Kapiteln besteht, die “für den Zyklus des Lebens stehen” - Eso-Metal also - noch mehr reingefallen. Dahinter steht ein Mensch, der das alles eingespielt, aufgenommen und gemischt hat (a.k.a. Multiinstrumentalist [Prince war auch einer]) und sich nur irgendwelche Menschen, deren Bands in denen sie spielen oder mal gespielt haben, ich nicht kenne, für den Gesang dazugeholt hat. Und ganz sicher ist das Album sein Lebenswerk und davor sollte Mensch auch wirklich Respekt haben. Aber sorry, es ist ein Metal-Album mit Synthie-Streichern, Chören aus der Dose, Akustikgitarre, klarem Gesang, elektronischen Spielereien und ganz vielen unnötigen Gitarrensoli, die sicher ganz schwer zu spielen sind, aber dadurch nicht besser oder sinnvoller werden. Der Typ hat sicher ganz viel Arbeit reingesteckt und jeden Snare-Schlag ganz genau geplant, aber so klingt es leider auch (wie Metal oft klingt): herzlos, verkopft ohne Grund und (auch wie so oft im Post-Metal-Rock) endlos lang ohne Grund, was zu einem schnellen Ermüden der Ohren führt. Ein bisschen mehr Rotz, ein Kreischer hier oder ein Breakdownbeat da hätten ein bisschen was retten können, aber dann kommt schon wieder ein unnötiges Metal-Gitarrensolo und du wünschst dir dann doch lieber die alten Bon Jovi zurück - die konnten das besser. Und diese Nightwish/Evanescence-Doublebass tötet einem dann endgültig den Nerv, zudem es immer dieser “dadada dadadada” (das erste “da” vom zweiten Block ist vorgezogen) Rhythmus, den jede langweilige Metalcoreband von Duisburg bis Westerland schon inflationär genutzt hat, ist. Warum uns das (gerade kommt schon wieder ein grausames Gitarrensolo - Powermetal-Style), genauso wie die ultra-nervigen Keyboardflächen oder der Erzähler, der mit eso-mystischer Stimme die verschiedenen “Chapter” (dt. Kapitel) ansagt, nicht erspart wird, erfahren wir leider nicht.
Ehrlich gesagt, will ich auch das auch gar nicht mehr wissen und hör jetzt erst einmal “Ancst” - das ist Black-Metal-Crust aus Berlin mit wenig Black-Metal und mehr Crust. Die sparen sich wenigstens auch diese panne Texte.