Kategorie: "Was sonst keiner besprechen wollte"

Wie erkläre ich dem Leser jetzt hier am besten, was auf "Shreds Of Tales" so passiert? Einfach zu fassen ist die Musik der vier Pariser nämlich sicher nicht. So treffen auf dem Album extrem verspielte und mit Effektpedalen fast schon überladene Gitarren auf einen dick verzehrten Bass und auf typische Rock-Drumbeats. Auch die Gesangsstimme geht mit der Musik und bietet dem Hörer mal clean, mal verzerrt und mal mit den Gitarren daherwabernd eine abwechslungsreiche Fahrt durch den Liebestunnel. Bloß nicht die Orientierung verlieren und ins Wasser fallen, kann ich da nur sagen. Auch, wenn bei Grit, das letzte Mal, dass sie reingefallen sind oder sich gar verbrannt hätten, schon einige Zeit her sein dürfte. So werden bei der fetten und aufwändigen Produktion von "Shreds Of Tales" keine Risiken eingegangen und wahrscheinlich wurde über jeden einzelnen Gitarrenanschlag 30000 Mal philosophiert und jede Berührung des Sticks mit der Snare 100000 Mal diskutiert. Trotzdem habe ich mal wieder das Problem, dass mir persönlich das Ganze einfach zu langatmig ist. Das merkt man dann vor allem an dem viel zu langen Solo bei "Divided Part Two", das dann in ein ebenso langes Outro übergeht und den in vielen Liedern gerne eingebauten Waber-Hall-Parts. Auch, wenn bei letzteren die Übergänge zu euphorischen und schnelleren Parts eigentlich immer ganz geil kommen. Trotzdem, dieses übertriebene "Wahuwahuaaa" geht mir mit der Zeit einfach nur tierisch auf den Sack! Ansonsten ist "Shreds of Tales" aber, vor allem aufgrund der erfrischenden Abwechslung und den vielen Experimenten, die unterm Strich aber meist in der Gesamtrechnung aufgehen, wirklich gut zu hören.

Fazit: Abwechslungsreicher und aufwendig produzierter Post-Rock. Dem gemeinen Punkhörer vielleicht ein bisschen zu abgehoben.

Anspieltipp: Time Out, Sister, G.F.Y.