Ausbruch:
Zahn der Zeit
Eine Schlachtrufe BRD-Band und dazu noch ein typischer Auf-, Ab-, Aus-, An-Bandname (à la Abbruch, Abfluss, Absturtz, Anschlag, Aufbruch…), das klingt doch schon mal vielversprechend! Also ab geht’s mit dem dritten Album der Aachener (nach 1985 und 1994). Das Album ist nach einer langen Bandpause (1997 bis 2014) entstanden. Reunions sind ja seit längerem in Mode und ähnlich wie Möchtegern-Punk-Shirts bei H&M nicht immer gerade beliebt. Bei Ausbruch scheinen aber kommerzielle Vorwürfe fehl am Platz. Schade eigentlich, so eine Kommerzschelte wäre leichter und schneller geschrieben… Manno!
Warum gibt es eigentlich keine Band mit dem Konzept, dass jedes Album unprofessioneller und rumpliger wird als das vorherige? Jede Band wird ja irgendwie mit dem Älterwerden musikalisch professioneller und wenig überraschend ist das hier auch der Fall. Ausbruch haben das Album in der Ursprungsbesetzung eingespielt und sind sich musikalisch ziemlich treu geblieben. Es gibt ausgereiften, melodischen Deutschpunk, der nicht rumpelt und schon ordentlich in Richtung PunkRock geht. Auch inhaltlich schließen sie nahtlos an ihre früheren Werke an. So passt die Neuaufnahme von „Zu Viele Nazis“ gut ins Konzept. Textlich wird vor allem die aktuelle politische und stark beeinflusste persönliche Lage thematisiert, ohne Plattitüden zu bedienen. Die Machtlosigkeit und das Ohnmachtsgefühl vor den Egoismen dieser Welt kehren als Thema immer wieder. Der Song „Knastgebet“ ist richtig stark und setzt sich mit dem Leben im Gefängnis auseinander. Und der Opener „Heiliger Krieg“? Richtig erraten! Mit religiösen Spinnern und ihren Kriegen. Bei „Willkommen in Deutschland“ bin ich jedoch zwiegespalten. Einerseits gefällt mir der Song, aber mit einem Satz im Refrain hadere ich ein wenig (Willkommen in Deutschland - ohne euch wäre es hier wunderschön). Textlich spricht der Song Pegida, AFD und Co. KG an, jedoch gäbe es ohne diese Spinner immer noch genug Trottel in diesem Teil der Welt. Auch mit der sogenannten „Mitte“ der Gesellschaft wäre es hier nicht wunderschön. Die aktuellen Gesetze haben CDU, CSU, SPD, Grüne und FDP beschlossen und nicht (zumindest direkt) die AFD. Da gefällt mir der Band-Klassiker „Ein Käfig, der sich Deutschland nennt“ einfach noch n Tick besser. Oder der neue Song „Nicht Verstehen“ (Deutschland, so kann´s nicht weitergehen - Du forderst meinen Hass heraus, ich will es nicht verstehen, nicht verstehen).
Kurzum solides gutes Deutschpunk/PunkRock-Album. Beim bisherigen Hören fehlt mir jedoch noch der (Live-)Hit der Platte. Hoffen wir mal, dass es bis zum nächsten Album nicht wieder 23 Jahre dauert!