Eine Superhelden-Parodie von „El Topo“-Visionär Alejandro Jodorowsky? Keine Frage, das muss man sich mal ansehen. Die Hauptfigur dieser Sci-Fi-Story von 2015 solle seine Superkräfte vor allem „im Kampf der Geschlechter unter Beweis stellen“. So steht es geschrieben auf dem Einband von „Anibal 5“, der vor kurzer Zeit in deutscher Übersetzung bei
Schreiber & Leser erschienen ist. Konkret bedeutet das viele explizite Eindeutigkeiten, ein paar Geschmacklosigkeiten und viel nackte Haut.
Zwischendurch lässt sich der Kampf des Cyborg-Sexsoldaten Anibal gegen sonderbare Weltraum-Schurken sicher als Parodie auf amerikanische Macho-Helden-Klischees oder japanische Manga-Erotik deuten, viel öfter erscheint es aber wie eine frivole Fingerübung von zwei verdienten Könnern in Formschwäche. So erschafft Zeichner George Bess („Der weiße Lama“, auch mit Jodorowsky) eine atmosphärisch-absurde Welt in stimmungsvollen Farben, die mehr verdient hätte, als zur Kulisse von feurigen Napalm-Ejakulationen oder Sex mit mutierten Affenfrauen zu werden.
Auch nach mehrfachen Versuchen, diesem Comic etwas abzugewinnen, gelingt es leider nicht, in „Anibal 5“ mehr als einen hübsch illustrierten Herrenwitz zu erkennen.