The Queers:
Punk Rock Confidential Revisited
Die 120 Tage von Pop-Punk. So könnte die Überschrift für diese Rezi lauten. So lange liegt dieses Album nun schon bei mir rum und wartet auf seine Besprechung. Mittlerweile bin ich mir auch ganz sicher, dass es sich mit den 16 Songs nicht wie mit Wein verhält, also dass sie mit der Zeit immer besser werden, nein es verhält sich eher wie Obst. Es gammelt! Zusätzlich zu den 120 Tagen kommen auch noch die 12 Jahre, die es eh schon auf dem Buckel hat. Wir haben es bei Punkrock Confidental Revisited nämlich mit einem Rerelease von 1998 zu tun. Eine richtig schwarze Banane also!
Vor zwanzig Jahren, als das Album erschien, erntete es ganz gute Kritiken und das nicht ohne Grund, gehören THE QUEERS zusammen mit den RIVERDALES und SCREECHING WEASEL zur heiligen Dreifaltigkeit des Ramonescore. Diesen Titel müssen sie sich allerdings meiner Meinung nach eher mit ihren frühen Alben verdient haben. Wie zum Beispiel mit ihrem hervorragenden zweiten Album Lovesongs for the Retarded, bei dem sie noch deutlich rauer und krachiger als auf diesem Output sind. Punkrock Confidental markiert im Übrigen den Abschied von ihrem langjährigen Stammlabel Lookout und ihrem Veröffentlichungsstart bei Hopeless Records. Die Wiederveröffentlichung, übrigens nicht bloß neu heraus gebracht, sondern komplett neu eingespielt, übernimmt in Europa nun Monster Zero.
Auf Punkrock Confidental gibt es wie erwartet wieder ramonesigen Pop-Punk nach Schema F. Innovationen sucht man vergebens, aber das soll so sein. Einzig das Keyboard bei (Mrs. Brown und Idiot Savant) peppt die Songs partiell auf. Bei zwei Songs wird auch mal ein kleines bisschen mehr reingehauen (Motherfucker, I Didn't Puke), ansonsten wird jedoch eher Schubidubidu-Schunkelmusik und hier und da mal Blitzkrieg-Bop-Tempo geboten. Mir persönlich ist die Anzahl an Lovesongs außerdem zu hoch. Textlich ist man etwas frecher und pöbeliger als das Original aus New York. Wobei in Zeiten von K.I.Z und Trailerpark bei diesen Texten bestimmt kein Jugendschützer mehr blass wird. Everythings Ok läuft bei mir von allen Songs am besten rein. Von Mrs. Brown You`ve Got An Ugly Daughter bleibt am meisten hängen. Der Rest ist so geht so! Zwei neue Songs haben den Weg aufs Album gefunden (Beat Your Heart Out, Punk Rock Confidential Revisited) eins davon ist jedoch nur das "Outro". Dafür sind aber auch zwei verschwunden (Rancid Motherfucker, Pretty Flamingo), geht für mich gar nicht. Wie schon beim Orginal wird mit Like a Parasite SCREECHING WEASEL gecovert. Ein neues Cover hat das Album auch bekommen, eigentlich auch ein No-Go, aber da das alte wirklich arg hässlich war, geht das in diesem Fall klar.
Fazit: Ramonescore steht ja oft sinnbildlich für gute Laune, die will bei mir aber nur sehr bedingt aufkommen. Das kann man mir jetzt als Frevel auslegen, für mich regiert hier mehr die Langeweile! Trotzdem, Fans der Band und dieser Spielweise des Punk werden dieses Album sicherlich (immer noch) mögen. Denn qualitativ gesehen ist die Band unter der großen Menge an Ramones-Kopisten eine sichere Bank. Als essentiell für die heimische Plattensammlung halte ich die Platte dennoch nicht wirklich. Da sollte Mensch dann doch eher auf die früheren Werke der Band oder besser noch, gleich aufs Original zurückgreifen.
Anspieltipp: Mrs. Brown You've Got An Ugly Daughter & Everythings Ok