Es ist gefühlt noch gar nicht so lange her (irgendwann im Juni??), dass ich die letzte EP von dem Duo
besprochen habe und hier ist jetzt schon die nächste EP. Diesmal haben die beiden Stoner-Punks das DIY eingeschränkt und sich mit Radio Havanna Schlagzeuger Anfy einen Fachmann als Produzenten und an die Regler geholt. Und das hört Mensch auch ziemlich. War das selbst aufgenommene Debüt noch sehr rotzig-stürmisch und teilweise auch rumpelig, ist "Mirror" dagegen eine Soundwand, die Ohrfeigen verteilt und so richtig zulangt.
Textlich werden auf englisch Nazis, Rassisten, Alltagsspießer, Religion und Social-Media-Addicts abgewatscht. Die Richtung ist hier eindeutig. Nix ist verkrypt, sondern frei raus - das Herz auf der Zunge und das kann mensch durchaus machen. Ich hadere aber wie auch bei der ersten EP mit englischen Texten - aber das tu ich eigentlich immer.
Musikalisch dominieren weiterhin wie auf der ersten EP die stoneigen Rockriffs, die zackig aneinandergereiht werden und zwischendurch kommt unterm Sand der Punk hervor - besonders der letzte Song erinnert mega an SUM 41. Dass die Produktion hochgefahren wurde, ist einfach unüberhörbar. Die tiefergestimmte(n) Gitarre(n) mördert (mördern) alle Bassfrequenzen, so dass ein Bass, wenn es ihn denn geben würde, eh nix zu melden gehabt hätte. Dazu ein beachtlich eingeknüppeltes Schlagzeug und natürlich die Reibeisenstimme von Sänger Camilo. Die Kombi geht schon sehr nach vorne und mit deren Abgehen bei Konzerten ist das live schon echt amtlich. Aber auf digitaler Platte bleibt es etwas kurzweilig. Mir fehlt da etwas mehr Punk und weniger dicke Produktion und ich vermisse ein wenig die Unbekümmertheit der ersten Scheibe, aber das ist nur meine Meinung. Diejenigen im bierschinken-Publikum, die gerne eingängigen Rock mit ordentlich Mayo auf den Pommes hören, werden die Platte abfeiern! Ich hab zwar gerade ein bisschen Kater vom Notgemeinschaft-Peter-Pan-Konzert gestern Abend, aber bekomme bei der Mukke trotzdem fast wieder Bock auf Bier.