Als musikinteressierter Mensch freut man sich ja immer über Nachschlagewerke. Die Ankündigung von „Black & Proud“, das kürzlich im
Avant Verlag erschienen ist, rief bei mir dagegen mehr als nur ein bisschen Vorfreude hervor. Autor Hervé Bourhis versammelt in dieser Comic-Chronik ein Who is Who aus Soul, Blues, Jazz und Rap, das durch die ungemein stimmungsvollen Zeichnungen von Brüno perfekt in Szene gesetzt wird.
Das Buch schlägt den Bogen von 1945 bis 2015. Die Liste der vorgestellten Künstler reicht dabei von Nat King Cole und Howlin Wolf über Sam & Dave, The Supremes und Isaac Hayes bis zu Dr. Dre, The Pharcyde, Run The Jewels und Kendrick Lamar. Diese Aufzählung macht deutlich, dass hier kaum Wünsche offen bleiben. Klar, wenn man ein bisschen tiefer in der Materie Soul steckt, wird man keine allzu großen Überraschungen erleben, dennoch ist die Zusammenstellung äußerst fachkundig, bietet charmante Anekdoten und schabt nicht nur an der Oberfläche des Themas. Und vor allem ist der Band graphisch wundervoll aufbereitet.
Jedem Jahr widmen Bourhis und Brüno eine Doppelseite, die einem klaren Aufbau folgt. Jeweils eine farbige Illustration eines Album- oder Single-Covers auf der linken Seite hebt einen Künstler oder eine Band besonders hervor. Auf der Rechten findet sich eine schwarz-weiß Collage von Künstlerportraits, kurzen Texten sowie einem Infokasten mit essentiellen Platten und relevanten Geburtstagen. Hier werden Querverbindungen hergestellt und der Kontext aufgezeigt.
Man erfährt so etwa, dass im selben Jahr, in dem Little Richard auf dem Höhepunkt seines Erfolgs war, der 14-jährige Barry White in den Stimmbruch kam. Auch zu George McRaes „Rock Your Baby“, einer Single die man heute auf jedem Flohmarkt in den Wühlkisten findet, gibt es eine wissenswerte Info. So war das Stück einer der ersten Welthits, bei dem neben einem Schlagzeuger auch eine Drum Machine zu hören ist. Wichtige zeitgeschichtliche Ereignisse wie die Black-Power-Fäuste bei den Olympischen Spielen und Rosa Parks’ Busfahrt werden ebenso eingebaut, wie die Popkultur-Ikone Mr. T. oder Jim Jarmuschs Hood-Samurai-Film „Ghost Dog“.
„Black & Proud“ ist nicht zum Durchlesen gemacht, sondern dazu, es immer wieder in die Hand zu nehmen und in verschiedene Epochen einzutauchen. Am besten man legt dazu die entsprechenden Platten auf. Passend zur Jahreszeit sei dieser tolle Comic daher wärmstens als Weihnachtsgeschenk empfohlen.
PS: Zum Comic gibt es eine empfehlenswerte Spotify-Playlist unter
https://open.spotify.com/playlist/0Ok9R5LYD8DoD82ZR7ME35