Pascal Rabaté widmet sich einem historischen Stoff und das Ergebnis ist ein beeindruckender Comic. Ursprünglich wurde „Der Schwindler“ von 1998 bis 2001 in drei Alben veröffentlicht, jetzt ist die deutsche Fassung mit gigantischen 544 Seiten bei
Schreiber & Leser erschienen. Kein Buch, das man auf dem Weg zur Arbeit im Zug lesen kann. Aber dennoch sehr lesenswert.
Es handelt sich um die Adaption des 1923 geschriebenen Romans „Ibykus“ von Alexej Tolstoi. Während der Revolution ordnete sich der Autor zunächst der Weißen Bewegung zu, wechselte jedoch später zu den Bolschewiki. Die Wirren der Revolutionsjahre und die Beklemmung des anschließenden Weltkriegs bilden das Szenario der Geschichte des Opportunisten Semjon Newsorow.
Eine Wahrsagerin prophezeit dem unbedeutenden Buchhalter baldigen Reichtum, und als sich eine Gelegenheit bietet, hilft Newsorow nach, um diese Vorhersage in die Realität umzusetzen. Der Lebemann und Hedonist erwirbt daraufhin einen Adelstitel und schlängelt sich durch eine politisch hoch explosive Zeit.
Gewalt, Glücksspiel, Kokain und Sex. Was sich liest, wie die Zutaten eines hard boiled Krimis, wird hier zu einer stimmungsvollen Milieustudie. Die Erzählung bewegt sich eng am Protagonisten, den man nicht immer sympathisch finden muss, dessen Handeln sich einem aber mehr und mehr erschließt. Newsorows Abenteuer beginnt leicht, von einer fast wohligen Melancholie begleitet, doch mit der Zeit schleicht sich Schwere ein.
Der zeichnerische Stil Rabatés passt perfekt zur Epoche der Handlung und setzt die dichte Stimmung passend in Szene. Dieses Schwarz-weiß bedient sich vieler Schattierungen und schöpft das ganze Spektrum der Grautöne aus. So verleihen die Zeichnungen der Story weitere Tiefe.