Kategorie: "Was jemand besprechen wollte und es dann aber monatelang vor sich her schob"
Eine einseitig bespielte 12", auf der zweiten Seite ist ein hübscher Siebdruck.
Bei der Musik kann eigentlich niemand was zu meckern haben. Es geht ordentlich nach vorne, schnell, aber auch melodiös. Irgendwo zwischen Punk und Hardcore. Wun-der-schö-ne Gitarrenmelodien. Wirklich, ganz wundervoll.
Ich kenne viele Leute, die den Gesang nicht mögen. Eine Frau, die „schön“ singt, das sei zu melodiös. Ich werde das nie verstehen: Wenn Männer Melodie singen, ist es irgendwie akzeptiert im Punk; wenn Frauen das tun, nicht. Ich liebe den Gesang. Da kann wenigstens mal jemand singen! Manchmal gibt es auch Wechselgesang mit den Herren, das mag ich auch.
Die Texte sind besonders schön. Sozialkritik; aber niemals platt, sondern in kleine Geschichten verpackt. Einfühlsam und anschaulich erzählt. Man fühlt mit den Protagonisten mit. Alltagsbeobachtungen vom Rand der Gesellschaft; ähnlich schön, wie die Bambix das können.
Es geht um eine alte Dame vor den Scherben ihres Lebens, einer Frau mit Duldung in den Mühlen der Bürokratie, eine Alleinerziehende auf der Suche nach einer Wohnung, der Rechtsruck eines perspektivlosen, alten Herrn (in der eigenen Familie?), und um Einsame im Internet auf der Suche nach Anerkennung.
Der Titel der Platte spricht mir aus der Seele. Gentrifizierung am Beispiel Köln-Kalk. Aber ich wohne ja auch nicht mehr in Düsseldorf-Derendorf, weil die Mieten da zu hoch geworden sind…
Mein Fazit für Inner Conflict ist wie immer: Absolut unterbewerte Band.
Wer melodiösen Punk mit intelligenten Texten mag, sollte dringend mal rein hören!
Und es gibt die Band schon geradezu ewig, kann man alles auf Bandcamp nach hören, für umsonst:
https://innerconflict.bandcamp.com/
Früher gab es mal einen Drumcomputer, aber seit geraumer Zeit spielt da jemand aus Fleisch und Blut Schlagzeug. Das ist auch gut so.
Mein Fazit für die Platte: Viel zu kurz! Aber wunderschön. Die Band wird einfach immer besser. Schöne Melodien, tolle Texte, in sich stimmig. Album des Jahres 2018!
(Na gut, ich gebe zu, schon wieder kein objektives Review - weil das hier mal wieder eine meiner langjährigen Lieblingsbands ist. Aber wie ich an anderer Stelle schon geschrieben habe: Objektivität raus aus Fanzines! Die gehört da nicht rein.)