Die Presseinfo zum zweiten Album von Denkzettel wirkt schon mal sympathisch: sehr kurz, ohne unnötiges Rumgelaber und der Drucker scheint entweder nicht mehr richtig zu funktionieren oder braucht erstmal eine neue Druckerpatrone. Das Album sei „wesentlich Politischer [sic], kritischer und härter als der Vorgänger“. Ich kann zwar nicht viel zum
Vorgängeralbum und auch nichts zu ihrer ersten Veröffentlichung, einer Mini-CD, sagen, aber das wird wohl stimmen. Denn das, was aus den Boxen kommt, ist kein „Assipop“ – so der Titel der Mini-CD von 2013 -, sondern abwechslungsreicher Deutschpunk. Zum anderen sind alle 13 Songs politisch, also ist der Schnitt schwierig zu steigern. Textlich ist das Album deutlich, aber nicht zu plump. Überwiegend wird aus verschiedensten Blickwinkeln der Rechtsruck der Gesellschaft thematisiert. Meist geht es dabei schön druckvoll zu, teilweise zweistimmig mit einer räudigen und einer eher cleanen Stimme und guten Melodien (auch wenn einem manche bekannt vorkommen…). Man spürt definitiv die Wut der Band, die vor den aktuellen Entwicklungen nicht die Augen verschließen will. Der letzte Song heißt „Flüchtling“ und ist mit Piano und weiblichem Gesang was komplett Anderes. Gefällt mir echt gut und schön mutig von der Band – noch mutiger und geiler hätte ich den Song in der Mitte des Albums empfunden, wo er die Hörenden noch mehr vor den Kopf gestoßen hätte. Die Diskussion, ob man statt von Flüchtlingen besser von Geflüchteten sprechen sollte, mach ich jetzt mal nicht auf. Mit einem „Frontex Kills“-Plakat liefert die Band übrigens noch eine passende Beigabe zur Vinyl. Auch das sonstige Gesamtpaket und Layout sind stimmig.
Kurzum: Schönes Deutschpunk-Album, das mit mehrmaligem Hören richtig wächst und live (zum Beispiel am 23.03. im Druckluft, Oberhausen) immer Laune machen wird.