Maulgruppe:
Tiere in Tschernobyl
Wie gut das Indie-Label "Major Label" ist, dürfte sich in der deutschen Musiklandschaft ja mittlerweile herumgesprochen haben. Erst kürzlich haben sie ein Doppel-Album der besten Band der Welt, THE RUSSIAN DOCTORS (bitte hört da rein!!), veröffentlicht, und irgendwann vor dreihundert Jahren auch das Debüt-Album eines neuen Projekts mit Jens fuckin' Rachut.
Die MAULGRUPPE hatte mir im Ankündigungsstatus noch Angst gemacht, denn da war von "Noise" die Rede, und wenn ich "Noise" höre, höre ich meistens undefinierbaren Krach ohne Songstruktur, Sinn und Verstand. Nicht so auf "Tiere in Tschernobyl"! Hier trifft einfach der typische Rachut-Sprechgesang auf elektronisch verzierten und sehr tanzbaren Rock, so dass die Maulgruppe ein bisschen wie Rachuts andere Band, ALTE SAU, klingt, nur eben mit krasserem Schlagzeug und E-Gitarre. Refrains gibt's auch - schon beim ersten Song "Gezeiten" kommt dabei ein echter Hit bei rum. Geil!
Man muss sich aber trotzdem etwas dran gewöhnen. Denn für Punk groovt das hier zu viel, und die Hit-Dichte ist auf Albumlänge dann doch etwas zu dünn, um mich genauso begeistern zu können wie es das letzte ALTE-SAU-ALBUM tat oder gar die Platten von Rachut, Ness & Co., OMA HANS und so.
Bleiben die Texte. Die sind geil wie immer, keine Frage, aber auch etwas weniger zugänglich (für mich) als frühere Werke. Mindestens "Tinderbaby", "Jäger" und "Geh zum Arzt du Affe" sprechen mir jedoch aus der Seele, und "Tiere in Tschernobyl" ist, na klar, ein netter Verweis auf "In der Ukraine", den Rachut-Hit schlechthin.
Fazit: besser als gedacht; für Rachut-Fans ein Muss, für Freunde von groovigem experimentellem Rock ebenfalls. Und live bestimmt richtig geil!