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Sektion No Fun:
s/t
Hallo mein Name ist Dr_Lü-Ken_moderiert. Ihr kennt mich wahrscheinlich noch von tollen Rezensionen wie der RTL-Sendung „Die Quarantäne WG“ und dem Buch „Herbstblond“.
Heute habe ich das Vergnügen, das selbstbetitelte Tape der Band „Sektion No Fun“ aus Halle an der Saale zu besprechen. Ob dieses Tape ihrem selbstgewählten Titel wirklich gerecht wird? Dazu später mehr.
(zur Rezi nach unten) Vorab muss ich euch mitteilen, dass mir zufällig in times of corona der Film „Ratatouille“ auf den Screen gehoppelt ist (ja, ich weiß, dass Disney scheiße ist) und das, obwohl ich eigentlich eine sehr große Rattenphobie habe. Hier wird die Arbeit und das Spannungsfeld von uns Bierschinken-RedakeurInnen wirklich sehr treffend auf den Punkt gebracht.
„Die Arbeit des Kritikers ist in vieler Hinsicht eine leichte. Wir riskieren sehr wenig und erfreuen uns dennoch einer Überlegenheit gegenüber jenen, die ihr Werk und sich selbst unserem Urteil überantworten. Am dankbarsten sind negative Kritiken, da sie amüsant zu schreiben und auch zu lesen sind. Aber wir Kritiker müssen uns der bitteren Wahrheit stellen, dass, im Großen und Ganzen betrachtet, das gewöhnliche Durchschnittsprodukt wohl immer noch bedeutungsvoller ist als unsere Kritik, die es als solches bezeichnet. Doch es gibt auch Zeiten, da ein Kritiker tatsächlich etwas riskiert – wenn es um die Entdeckung und Verteidigung von Neuem geht. Die Welt reagiert oft ungnädig auf neue Talente, neue Kreationen. Das Neue braucht Freunde.“
Und somit wäre es ein Leichtes, einen klasse Verriss schreiben, um auch gleichzeitig die internen Verriss-Forderungen vom Chef Fö erfüllen, der doch immer wieder in der Telefonleitung hängt und uns arme RedakteurInnen anbrüllt, seine Verriss-Quoten endlich einzuhalten. Aber ich bleibe bei diesem Tape standhaft und werde mich wieder gegen Fö durchsetzen müssen. Die Rolle des/r ehrwürdigen Kritikerin/s erfordert es von mir. Das bin ich der Ratte von Ratatouille schuldig!

(Rezi) Irgendetwas ist an diesem Tape von Sektion No Fun - „s/t“ anders, etwas, das mich richtig neugierig macht und mich immer wieder die Kassette umzudrehen lässt. Ich komme nicht drauf. Wochen vergehen und irgendwann macht es klick. Es ist einfach der unfassbar gute, rohe, brutale Gesang der Sängerin, der mir den Zugang zum Tape ermöglicht. Sie gibt sich nicht einmal den Hauch von Mühe, vorzutäuschen, dass es ihr Spaß macht. Keine Melodien, bloß Geschrei. Oben genanntes Motto getroffen!
Dieser Gesang trifft auf klassischen und rohen Hardcore-Punk, der oft mit hohem und gelegentlich mit mäßigem Tempo daherkommt. Keine Breaks, wenig Wiederholungen, wenig Melodien. Das macht wirklich keinen Spaß im oben genannten Sinne.
Dazu kommt ein richtig gutes Songwriting! In dem Song „Nichtstun ist kein Wirtschaftskonzept, sondern ein Lifestyle“ fordert sie endlich dazu auf, die „Karriereplanung“ (was ist das eigentlich?) und den Wecker an die Wand zu schmeißen. Spätestens mit dem nächsten Song haben Sektion No Fun sich in mein Herz geschlossen. Bike Nazis Must Die! 40 Sekunden brauchen sie, um den radfahrenden Nazihipstern einen metaphorischen Stock in die Speichen zu werfen. „Du und ich - dein Fixie in Flammen“. Wieder ein neuer Song für die Bierschinken-Motto-Playlist mit dem Thema Fahrrad, den ich sehr gerne beim nächsten Fahrradausflug durch Dortmund Dorstfeld für alle Menschen laut hörbar auflegen möchte. „Nichts ist besser als Scheiße“ ist der unfreundliche Appell an dich, auch einfach mal deine Fresse zu halten und nicht immer ungefragt deine dummen Ratschläge zu erteilen. Dies trifft besonders auf dich zu, ja dich, wenn du ein Mann bist. „Krawallbarbies“ widmet Doitschlands dümmster Zeitung ein paar unfreundliche Zeilen, half sie der Pozilei damals bei der Menschenjagd auf DemonstrantInnen bei den G20-Protesten in Hamburg und nimmt dabei die Worte der Titelseite auf. Beim nächsten Riot zähle ich auf euch: „Die Mädchengang macht euch kaputt, Krawallbarbies, unite!“. Der letzte Song macht in heutigen Zeiten immer wütender: „Sehen und gesehen werden“. Das herrschende System zeigt viele widerwärtige Aspekte. So wird vielen Menschen, die Opfer des Ganzen werden, eine statistische Nummer gegeben, die Menschen entmenschlicht: „Es geht um Sichtbarkeiten - Vertuschung des Problems“. Spaß macht das alles nicht. Aber um mit Ratatouille zu sprechen, werde ich ein/e Freund/in des Neuen, das in diesem Tape steckt.

Fazit: Sektion No Fun werden ihrem Namen gerecht und sind alles andere als eine Funpunk-Band. Sie zeigen mit dem nackten Finger auf die Vorgärten des Grauens dieser Gesellschaft. Sie prangern an, ohne dabei alte Kamellen zu wiederholen. Für mich 4 von 5 Bierschinken.

Danke für euren Beitrag zu dieser Sendung.
Hörprobe:
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Sektion No Fun
Musikstil: Punk, Hardcore,
Herkunft: Halle (Saale)
Homepage: https://www.facebook.com/sektionnofun/
Sektion No Fun - s/t

Stil: Punk, Hardcore
VÖ: 2019, Tape, Phantom Records


Tracklist:
01. Nichtstun ist kein Wirtschaftskonzept, sondern ein Lifestyle
02. Bike Nazis Must Die!
03. Nichts ist besser als Scheiße
04. Krawallbarbies
05. Sehen und Gesehen werden



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