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Ing Ferno:
Pissen is my Passion

Heimweg von Dresden, Konzert in den Knochen, Cola und Mäcces im Blut, Zeit für ein Review um nicht einzuschlafen.

Das neue Album von Ing Ferno hat, wie es aussieht, ganze 19 Songs, mal schauen wie weit wir kommen. Das letzte Album ist noch gar nicht so alt. Der Mann scheint entweder kreativ zu sein oder Zeit zu haben. Wenn ich das Konzept richtig verstanden habe, macht das der Ing alles selbst in seinem Hause, und das muss schon mal ein Hut ab wert sein. Vorteil einer 1-Mann-Band ist ja auch, dass es selten kreative Differenzen gibt und man direkt alles, was man machen will, auch direkt machen kann und genauso sieht der Mann es wohl auch. Aus dem Bauch raus wie kacke, rauf auf die Platte. Kurz gesagt handelt es sich hier um Quatsch-Punk mit allen möglichen externen Einflüssen. Erster Song ballert schon ganz gut, heißt es geht mit Aggressionen los bevor der gute Mann seine verrückten Ideen loslässt, die dann auch schonmal nerven können. Texte ein bisschen schwer verständlich, was hauptsächlich an unseren Autoboxen liegt. Direkt die ersten drei vier Songs des Albums sind ziemlich vielseitig. Nach Geballer kommen die Ska-Einflüsse, dann irgendwas Softrockiges, manchmal Sprechgesang, manchmal Chöre und der Versuch, eingängige Melodien zu entwickeln. Ist das eigentlich ein echtes Schlagzeug oder ein Drum-Computer? Keine Ahnung aber die Technik von heute lässt wohl den Hobbymusiker wie mich ab und zu ins Messer laufen. Das ist wohl auch der Grund, dass immer mehr Leute wie er hier ganz schnell und einfach komische Musik machen können, ohne tausende Euros für ein Studio auszugeben. Schöne neue Welt? Wenn dann die Bläsersätze kommen weiß man, der Mann kann gut mit dem PC umgehen und spielt nicht alles ein. Also wie gesagt, echt kreativ und vielseitig der Kerl. Die meisten Bands machen sich ja Gedanken um Alben und werfen viel weg was nicht cool ist. Ing Ferno ballert glaube ich alles auf die Platte was ihm jemals irgendwann einfällt. Das heißt, dass da auch einige Sachen n bisschen nerven.

Textlich läuft das vermutlich so, dass dem Mann irgendein lustiger Satz einfällt und er das dann aufschreibt und denkt, er könnte n Song draus machen, oft mit saufen. „Ich schlaf‘ im gleichen Bett wie meine Mutter“ oder „Licht aus, Heizung runter, Fenster zu“ so zum Beispiel oder ein Song gegen Ineffizienz auf deutschen Ämtern. Ein Geburtstagssong muss auch sein, kann man machen. „Vor dreißig Jahren und neun Monaten haben deine Eltern gefickt“. Das ist zur Abwechslung auch wirklich witzig. Wenn ich mal dreißig werde *hust* will ich das auch hören. Hat Ohrwurm- und Hitcharakter. So sollten alle Songs sein. In „Mismanagement“ geht es auch darum, dass er vercheckt hat, mit welcher seiner Frauen er heute was unternehmen wollte und die beiden sich in der Stadt treffen. Manchmal geht einem die Stimme n bisschen auf den Keks, die sich ab und an überschlägt und ein bisschen johlt wie aus typischen woohooohooo-Parts bekannt, aber dass der Mann kein Profisänger ist, weiß er wohl selber. Und das Werk lebt hauptsächlich von der Verrücktheit.

Hirn aus, Ing Ferno hören, so ein bisschen Ballermann-Mentalität ist dabei, also manchmal prollig aber immer lieb und satirisch. Musikalisch wie gesagt echt nicht schlecht. Kein lahmes Dominante-Subdominante-Dominante-Grundton, aber manchmal auch. Auch ein paar geile Gitarrenlicks. Muss ich vielleicht ein zweites Mal hören, wobei ich auch bei der letzten Platte schon gemerkt hab, dass mir ein paar Songs die ich am Anfang gut fand, nach dem dritten oder vierten Mal hören auch n bisschen auf den Keks gingen. Aber das kann auch das Ziel des Machers sein. Auf nem Konzert könnte ich mir vorstellen, ein bisschen angeschickert zu pogen. Ich mag halt auch Quatschmusik, so lange sie nicht dumpfer Scheiß ist wie die Atzen. Man merkt, dass der Macher hier kein Idiot ist, aber sich vorgenommen hat, sich selbst und seine Musik nicht zu ernst zu nehmen, vielleicht als Gegenentwurf zu einem sonst langweiligen Leben. Aber genau dafür ist Musik doch auch da. Ich gebe also keine uneingeschränkte Kaufempfehlung, aber manche von den Songs machen schon Bock. Das ganze Album am Stück hören kann man aber auch nicht zu oft, aber warum sollte man das auch?

Anspieltipps: Keine. Einfach zufällig ein oder zwei Songs greifen, dann kriegt man schnell Eindruck.

Büchse 09/2020
Hörprobe:
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Ing Ferno
Musikstil: Funpunk
Herkunft: Stuttgart
Homepage: https://www.facebook.com/ingferno/
Ing Ferno - Pissen is my Passion

Stil: Funpunk
VÖ: 08/2020, Digital


Tracklist:

1. Danke
2. Lemming
3. Trampolin
4. Sauf mich!
5. Kennst du schon Ing Ferno? (feat. Friedrich Thriller)
6. Pissen is my Passion
7. Im gleichen Bett wie meine Mutter
8. Geburtstag
9. Stuhl am Stuhl
10. Licht aus!
11. Rauschmeister
12. Joerg
13. Mein Abend mit den Fuckers
14. Aktion saubere Behörde
15. Mismanagement
16. Im Freibad
17. Die armen Bauern
18. Leichte Mädchen
19. Scheiß Ing Ferno!


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